Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Blumen des Bachs, der Wiese pflückt die Freund- schaft Dir, den stolzeren Lorbeer dir die Muse, Bald auch wird (schon röthelt ihr Rosen- knöspchen!) Liebe dich kränzen. Aber, o wähnst du, daß der Liebe Rose, Selbst der süssesten Liebe, wenn nun endlich, Athemlos, mit schmachtendem, feuchtem Auge, Bebenden Lippen, Die sich zu matten, halbgeküßten Küssen Kaum zu schliessen vermögen! ach! an deinem Trunknen Busen, sie, die du liebest, die dich Liebet, dahin sinkt; Wähnst du, sie dufte, diese Rose, stärker Als das Rankengewebe, das, mit tausend Armen, uns, und kräuselnden Sprossen, fester Stets uns umschlinget? Blumen des Bachs, der Wieſe pfluͤckt die Freund- ſchaft Dir, den ſtolzeren Lorbeer dir die Muſe, Bald auch wird (ſchon roͤthelt ihr Roſen- knoͤspchen!) Liebe dich kraͤnzen. Aber, o waͤhnſt du, daß der Liebe Roſe, Selbſt der ſuͤſſeſten Liebe, wenn nun endlich, Athemlos, mit ſchmachtendem, feuchtem Auge, Bebenden Lippen, Die ſich zu matten, halbgekuͤßten Kuͤſſen Kaum zu ſchlieſſen vermoͤgen! ach! an deinem Trunknen Buſen, ſie, die du liebeſt, die dich Liebet, dahin ſinkt; Waͤhnſt du, ſie dufte, dieſe Roſe, ſtaͤrker Als das Rankengewebe, das, mit tauſend Armen, uns, und kraͤuſelnden Sproſſen, feſter Stets uns umſchlinget? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0332" n="316"/> <lg> <l>Blumen des Bachs, der Wieſe pfluͤckt die Freund-<lb/><hi rendition="#et">ſchaft</hi></l><lb/> <l>Dir, den ſtolzeren Lorbeer dir die Muſe,</l><lb/> <l>Bald auch wird (ſchon roͤthelt ihr Roſen-<lb/><hi rendition="#et">knoͤspchen!)</hi></l><lb/> <l>Liebe dich kraͤnzen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Aber, o waͤhnſt du, daß der Liebe Roſe,</l><lb/> <l>Selbſt der ſuͤſſeſten Liebe, wenn nun endlich,</l><lb/> <l>Athemlos, mit ſchmachtendem, feuchtem<lb/><hi rendition="#et">Auge,</hi></l><lb/> <l>Bebenden Lippen,</l> </lg><lb/> <lg> <l>Die ſich zu matten, halbgekuͤßten Kuͤſſen</l><lb/> <l>Kaum zu ſchlieſſen vermoͤgen! ach! an deinem</l><lb/> <l>Trunknen Buſen, ſie, die du liebeſt, die<lb/><hi rendition="#et">dich</hi></l><lb/> <l>Liebet, dahin ſinkt;</l> </lg><lb/> <lg> <l>Waͤhnſt du, ſie dufte, dieſe Roſe, ſtaͤrker</l><lb/> <l>Als das Rankengewebe, das, mit tauſend</l><lb/> <l>Armen, uns, und kraͤuſelnden Sproſſen,<lb/><hi rendition="#et">feſter</hi></l><lb/> <l>Stets uns umſchlinget?</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0332]
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Dir, den ſtolzeren Lorbeer dir die Muſe,
Bald auch wird (ſchon roͤthelt ihr Roſen-
knoͤspchen!)
Liebe dich kraͤnzen.
Aber, o waͤhnſt du, daß der Liebe Roſe,
Selbſt der ſuͤſſeſten Liebe, wenn nun endlich,
Athemlos, mit ſchmachtendem, feuchtem
Auge,
Bebenden Lippen,
Die ſich zu matten, halbgekuͤßten Kuͤſſen
Kaum zu ſchlieſſen vermoͤgen! ach! an deinem
Trunknen Buſen, ſie, die du liebeſt, die
dich
Liebet, dahin ſinkt;
Waͤhnſt du, ſie dufte, dieſe Roſe, ſtaͤrker
Als das Rankengewebe, das, mit tauſend
Armen, uns, und kraͤuſelnden Sproſſen,
feſter
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