Dennoch, ach! -- der Weiber Herzen Sind ein Räzel allzumal! -- Fand sie Freude manchesmal, Jhren trauten Mann zu schmerzen, Kalt zu küssen, kalt zu herzen, Und der Liebe sein zu scherzen. Meiner Liebe! warm und treu, Jmmer alt und immer neu!"
Jmmer thät das Wunder währen Jn dem Kelch; es saußte, stieg, Blühte, welkte, braußte, schwieg. "Was dies Sträuslein sei, dies Gähren, Sollst du," sprach er, "staunend hören. Dieser Kelch faßt meine Zähren, Die der Liebe Freudendrang, Und auch Gram, vom Ange zwang!" --
Dennoch, ach! — der Weiber Herzen Sind ein Raͤzel allzumal! — Fand ſie Freude manchesmal, Jhren trauten Mann zu ſchmerzen, Kalt zu kuͤſſen, kalt zu herzen, Und der Liebe ſein zu ſcherzen. Meiner Liebe! warm und treu, Jmmer alt und immer neu!„
Jmmer thaͤt das Wunder waͤhren Jn dem Kelch; es ſaußte, ſtieg, Bluͤhte, welkte, braußte, ſchwieg. „Was dies Straͤuslein ſei, dies Gaͤhren, Sollſt du,„ ſprach er, „ſtaunend hoͤren. Dieſer Kelch faßt meine Zaͤhren, Die der Liebe Freudendrang, Und auch Gram, vom Ange zwang!„ —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0269"n="253"/><lgn="149"><l>Dennoch, ach! — der Weiber Herzen</l><lb/><l>Sind ein Raͤzel allzumal! —</l><lb/><l>Fand ſie Freude manchesmal,</l><lb/><l>Jhren trauten Mann zu ſchmerzen,</l><lb/><l>Kalt zu kuͤſſen, kalt zu herzen,</l><lb/><l>Und der Liebe ſein zu ſcherzen.</l><lb/><l>Meiner Liebe! warm und treu,</l><lb/><l>Jmmer alt und immer neu!„</l></lg><lb/><lgn="150"><l>Jmmer thaͤt das Wunder waͤhren</l><lb/><l>Jn dem Kelch; es ſaußte, ſtieg,</l><lb/><l>Bluͤhte, welkte, braußte, ſchwieg.<lb/>„Was dies Straͤuslein ſei, dies Gaͤhren,</l><lb/><l>Sollſt du,„ſprach er, „ſtaunend hoͤren.</l><lb/><l>Dieſer Kelch faßt meine Zaͤhren,</l><lb/><l>Die der Liebe Freudendrang,</l><lb/><l>Und auch Gram, vom Ange zwang!„—</l></lg><lb/></div></div></body></text></TEI>
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Dennoch, ach! — der Weiber Herzen
Sind ein Raͤzel allzumal! —
Fand ſie Freude manchesmal,
Jhren trauten Mann zu ſchmerzen,
Kalt zu kuͤſſen, kalt zu herzen,
Und der Liebe ſein zu ſcherzen.
Meiner Liebe! warm und treu,
Jmmer alt und immer neu!„
Jmmer thaͤt das Wunder waͤhren
Jn dem Kelch; es ſaußte, ſtieg,
Bluͤhte, welkte, braußte, ſchwieg.
„Was dies Straͤuslein ſei, dies Gaͤhren,
Sollſt du,„ ſprach er, „ſtaunend hoͤren.
Dieſer Kelch faßt meine Zaͤhren,
Die der Liebe Freudendrang,
Und auch Gram, vom Ange zwang!„ —
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Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/269>, abgerufen am 16.02.2025.
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