Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.
Ziemt es dem Hunde des Hirten auf seiner Wache Also sang er: Daphnis begann mit lieblicher Stimme: Gestern trieb ich die Rinder bei ihrer Grotte vorüber; "Schöner Daphnis!" rief, "o Schöner!" das spottende Mädchen; Doch, ich schwieg, und erwiederte nichts der beissenden Rede, Sondern verfolgte den Pfad mit niedergeschlage- nen Augen.
Ziemt es dem Hunde des Hirten auf ſeiner Wache Alſo ſang er: Daphnis begann mit lieblicher Stimme: Geſtern trieb ich die Rinder bei ihrer Grotte voruͤber; „Schoͤner Daphnis!„ rief, „o Schoͤner!„ das ſpottende Maͤdchen; Doch, ich ſchwieg, und erwiederte nichts der beiſſenden Rede, Sondern verfolgte den Pfad mit niedergeſchlage- nen Augen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEN"> <lg n="68"> <l><pb facs="#f0233" n="219"/> Ziemt es dem Hunde des Hirten auf ſeiner Wache<lb/><hi rendition="#et">zu ſchnarchen?</hi></l><lb/> <l>Saͤttiget, ſonder Scham, mit zartem Gras euch,<lb/><hi rendition="#et">ihr Schafe!</hi></l><lb/> <l>Saͤttiget, ſaͤttiget euch, wolan! und fuͤllet die<lb/><hi rendition="#et">Euter</hi></l><lb/> <l>Fuͤr das ſaugende Lamm und fuͤr den ſchaͤumen-<lb/><hi rendition="#et">den Eimer.</hi></l> </lg> </sp><lb/> <lg n="69"> <l>Alſo ſang er: Daphnis begann mit lieblicher<lb/><hi rendition="#et">Stimme:</hi></l> </lg><lb/> <lg n="70"> <l>Geſtern trieb ich die Rinder bei ihrer Grotte<lb/><hi rendition="#et">voruͤber;</hi><lb/> „Schoͤner Daphnis!„ rief, „o Schoͤner!„ das<lb/><hi rendition="#et">ſpottende Maͤdchen;</hi></l><lb/> <l>Doch, ich ſchwieg, und erwiederte nichts der<lb/><hi rendition="#et">beiſſenden Rede,</hi></l><lb/> <l>Sondern verfolgte den Pfad mit niedergeſchlage-<lb/><hi rendition="#et">nen Augen.</hi></l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0233]
Ziemt es dem Hunde des Hirten auf ſeiner Wache
zu ſchnarchen?
Saͤttiget, ſonder Scham, mit zartem Gras euch,
ihr Schafe!
Saͤttiget, ſaͤttiget euch, wolan! und fuͤllet die
Euter
Fuͤr das ſaugende Lamm und fuͤr den ſchaͤumen-
den Eimer.
Alſo ſang er: Daphnis begann mit lieblicher
Stimme:
Geſtern trieb ich die Rinder bei ihrer Grotte
voruͤber;
„Schoͤner Daphnis!„ rief, „o Schoͤner!„ das
ſpottende Maͤdchen;
Doch, ich ſchwieg, und erwiederte nichts der
beiſſenden Rede,
Sondern verfolgte den Pfad mit niedergeſchlage-
nen Augen.
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