Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Zitternd erhuben, und heimzukehren die Glückli-
chen lockten.

Kummer kannten sie nicht, nur Sorgen der
zärtlichsten Liebe;

Einfalt deckte den frohen Tisch, ihn würzte die
Freiheit,

Und es sorgte kein Tag für seine jüngere Brüder.
Vater! es bauet der Mensch sein Haus; es
nistet die Schwalbe

Jm Gesimse; du nährest die Schwalbe; du
nährest den Menschen!

Frühe fuhr täglich Sveno ins Meer mit täu-
schendem Netze,

Oft die Söhne mit ihm, oft Weib und Töchter
und Söhne.

Also fuhren sie einst zusammen, und freuten sich
herzlich

Ueber den Mond und den Morgenstern und
den kommenden Morgen.
"Sveno, wie gleitet der Nachen so sanft!" --
"So führt uns, Gotilde,

Gott durchs Leben, hinüber ins Land der ewigen
Ruhe!" --

Zitternd erhuben, und heimzukehren die Gluͤckli-
chen lockten.

Kummer kannten ſie nicht, nur Sorgen der
zaͤrtlichſten Liebe;

Einfalt deckte den frohen Tiſch, ihn wuͤrzte die
Freiheit,

Und es ſorgte kein Tag fuͤr ſeine juͤngere Bruͤder.
Vater! es bauet der Menſch ſein Haus; es
niſtet die Schwalbe

Jm Geſimſe; du naͤhreſt die Schwalbe; du
naͤhreſt den Menſchen!

Fruͤhe fuhr taͤglich Sveno ins Meer mit taͤu-
ſchendem Netze,

Oft die Soͤhne mit ihm, oft Weib und Toͤchter
und Soͤhne.

Alſo fuhren ſie einſt zuſammen, und freuten ſich
herzlich

Ueber den Mond und den Morgenſtern und
den kommenden Morgen.
„Sveno, wie gleitet der Nachen ſo ſanft!„ —
„So fuͤhrt uns, Gotilde,

Gott durchs Leben, hinuͤber ins Land der ewigen
Ruhe!„ —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="6">
            <l><pb facs="#f0182" n="170"/>
Zitternd erhuben, und heimzukehren die Glu&#x0364;ckli-<lb/><hi rendition="#et">chen lockten.</hi></l><lb/>
            <l>Kummer kannten &#x017F;ie nicht, nur Sorgen der<lb/><hi rendition="#et">za&#x0364;rtlich&#x017F;ten Liebe;</hi></l><lb/>
            <l>Einfalt deckte den frohen Ti&#x017F;ch, ihn wu&#x0364;rzte die<lb/><hi rendition="#et">Freiheit,</hi></l><lb/>
            <l>Und es &#x017F;orgte kein Tag fu&#x0364;r &#x017F;eine ju&#x0364;ngere Bru&#x0364;der.</l><lb/>
            <l>Vater! es bauet der Men&#x017F;ch &#x017F;ein Haus; es<lb/><hi rendition="#et">ni&#x017F;tet die Schwalbe</hi></l><lb/>
            <l>Jm Ge&#x017F;im&#x017F;e; du na&#x0364;hre&#x017F;t die Schwalbe; du<lb/><hi rendition="#et">na&#x0364;hre&#x017F;t den Men&#x017F;chen!</hi></l><lb/>
            <l>Fru&#x0364;he fuhr ta&#x0364;glich Sveno ins Meer mit ta&#x0364;u-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chendem Netze,</hi></l><lb/>
            <l>Oft die So&#x0364;hne mit ihm, oft Weib und To&#x0364;chter<lb/><hi rendition="#et">und So&#x0364;hne.</hi></l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o fuhren &#x017F;ie ein&#x017F;t zu&#x017F;ammen, und freuten &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">herzlich</hi></l><lb/>
            <l>Ueber den Mond und den Morgen&#x017F;tern und<lb/><hi rendition="#et">den kommenden Morgen.</hi><lb/>
&#x201E;Sveno, wie gleitet der Nachen &#x017F;o &#x017F;anft!&#x201E; &#x2014;<lb/><hi rendition="#et">&#x201E;So fu&#x0364;hrt uns, Gotilde,</hi></l><lb/>
            <l>Gott durchs Leben, hinu&#x0364;ber ins Land der ewigen<lb/><hi rendition="#et">Ruhe!&#x201E; &#x2014;</hi><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0182] Zitternd erhuben, und heimzukehren die Gluͤckli- chen lockten. Kummer kannten ſie nicht, nur Sorgen der zaͤrtlichſten Liebe; Einfalt deckte den frohen Tiſch, ihn wuͤrzte die Freiheit, Und es ſorgte kein Tag fuͤr ſeine juͤngere Bruͤder. Vater! es bauet der Menſch ſein Haus; es niſtet die Schwalbe Jm Geſimſe; du naͤhreſt die Schwalbe; du naͤhreſt den Menſchen! Fruͤhe fuhr taͤglich Sveno ins Meer mit taͤu- ſchendem Netze, Oft die Soͤhne mit ihm, oft Weib und Toͤchter und Soͤhne. Alſo fuhren ſie einſt zuſammen, und freuten ſich herzlich Ueber den Mond und den Morgenſtern und den kommenden Morgen. „Sveno, wie gleitet der Nachen ſo ſanft!„ — „So fuͤhrt uns, Gotilde, Gott durchs Leben, hinuͤber ins Land der ewigen Ruhe!„ —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/182
Zitationshilfe: Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/182>, abgerufen am 24.11.2024.