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Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.

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Altgesell. Mein Schmied, was wäre Dir mit meines
Kopfes Schaden gedient gewesen? wäre es nicht besser
gewesen, wir hätten gesessen zu Köln am Rhein, und
hätten einer dem andern zugetrunken 24 Kannen Bier
oder Wein? Indeß scheide ich von Dir und Du von
mir, und wollen einander nichts fragen mehr.
Du wirst nun so gut sein und zwei Groschen Einschreibe-
geld und sechs Pfennige in die Armenbüchse geben.
Fremder, giebt das Geld.
Altgesell. Mit Gunst, daß ich mag dieses ehrlichen Bur-
schen Einschreibegeld in den Gesellenkreis heben und
legen, mit Gunst hab' ich angefaßt, mit Gunst laß ich
ab. (Zu dem Fremden:) Mit Gunst, Du hast Deinen
Abtritt.
Fremder Gesell, wendet sich und spricht: Mit Gunst,
Abschreiten, Fortschreiten etc. und setzt sich an sein Platz.

Der Altgesell trug nun seinen Namen in das Gesellenbuch,
und er war durch diesen Act in die Brüderschaft aufgenommen.
Noch dreimal forderte nun der Altgesell die Gesellen auf, ihre Bei-
träge zu berichtigen und etwaige Beschwerden vorzutragen; mel-
dete sich keiner, so sprach er:

Mit Gunst, wenn Niemand etwas weiß, so weiß ich etwas:
wollen Geld zählen, Bier zappen, wo die schönen Mäd-
chen mit den Krügen klappen. --

Er zählte nun die eingegangenen Gelder, zeigte die Summe
an, welche dann in das Rechnungs-Buch eingetragen wurde,
und fragte scherzhaft die Gesellen, was sie mit dem vielen
Gelde machen wollten, ob sie es in's Hospital schicken oder ver-
zehren wollten, worauf alle antworteten: in Ruhe und Friede
verzehren. Hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß zuvor für
die Kranken, und was sonst der Gesellschaft zu bezahlen oblag,
zurückgelegt wurde, denn nur ein kleiner Theil der Auflegegelder
durfte zum Vergnügen verwendet werden.

Wenn alle Angelegenheiten beseitigt waren, sprach der Alt-
gesell weiter:

Altgeſell. Mein Schmied, was wäre Dir mit meines
Kopfes Schaden gedient geweſen? wäre es nicht beſſer
geweſen, wir hätten geſeſſen zu Köln am Rhein, und
hätten einer dem andern zugetrunken 24 Kannen Bier
oder Wein? Indeß ſcheide ich von Dir und Du von
mir, und wollen einander nichts fragen mehr.
Du wirſt nun ſo gut ſein und zwei Groſchen Einſchreibe-
geld und ſechs Pfennige in die Armenbüchſe geben.
Fremder, giebt das Geld.
Altgeſell. Mit Gunſt, daß ich mag dieſes ehrlichen Bur-
ſchen Einſchreibegeld in den Geſellenkreis heben und
legen, mit Gunſt hab’ ich angefaßt, mit Gunſt laß ich
ab. (Zu dem Fremden:) Mit Gunſt, Du haſt Deinen
Abtritt.
Fremder Geſell, wendet ſich und ſpricht: Mit Gunſt,
Abſchreiten, Fortſchreiten ꝛc. und ſetzt ſich an ſein Platz.

Der Altgeſell trug nun ſeinen Namen in das Geſellenbuch,
und er war durch dieſen Act in die Brüderſchaft aufgenommen.
Noch dreimal forderte nun der Altgeſell die Geſellen auf, ihre Bei-
träge zu berichtigen und etwaige Beſchwerden vorzutragen; mel-
dete ſich keiner, ſo ſprach er:

Mit Gunſt, wenn Niemand etwas weiß, ſo weiß ich etwas:
wollen Geld zählen, Bier zappen, wo die ſchönen Mäd-
chen mit den Krügen klappen. —

Er zählte nun die eingegangenen Gelder, zeigte die Summe
an, welche dann in das Rechnungs-Buch eingetragen wurde,
und fragte ſcherzhaft die Geſellen, was ſie mit dem vielen
Gelde machen wollten, ob ſie es in’s Hospital ſchicken oder ver-
zehren wollten, worauf alle antworteten: in Ruhe und Friede
verzehren. Hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß zuvor für
die Kranken, und was ſonſt der Geſellſchaft zu bezahlen oblag,
zurückgelegt wurde, denn nur ein kleiner Theil der Auflegegelder
durfte zum Vergnügen verwendet werden.

Wenn alle Angelegenheiten beſeitigt waren, ſprach der Alt-
geſell weiter:

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[84/0094] Altgeſell. Mein Schmied, was wäre Dir mit meines Kopfes Schaden gedient geweſen? wäre es nicht beſſer geweſen, wir hätten geſeſſen zu Köln am Rhein, und hätten einer dem andern zugetrunken 24 Kannen Bier oder Wein? Indeß ſcheide ich von Dir und Du von mir, und wollen einander nichts fragen mehr. Du wirſt nun ſo gut ſein und zwei Groſchen Einſchreibe- geld und ſechs Pfennige in die Armenbüchſe geben. Fremder, giebt das Geld. Altgeſell. Mit Gunſt, daß ich mag dieſes ehrlichen Bur- ſchen Einſchreibegeld in den Geſellenkreis heben und legen, mit Gunſt hab’ ich angefaßt, mit Gunſt laß ich ab. (Zu dem Fremden:) Mit Gunſt, Du haſt Deinen Abtritt. Fremder Geſell, wendet ſich und ſpricht: Mit Gunſt, Abſchreiten, Fortſchreiten ꝛc. und ſetzt ſich an ſein Platz. Der Altgeſell trug nun ſeinen Namen in das Geſellenbuch, und er war durch dieſen Act in die Brüderſchaft aufgenommen. Noch dreimal forderte nun der Altgeſell die Geſellen auf, ihre Bei- träge zu berichtigen und etwaige Beſchwerden vorzutragen; mel- dete ſich keiner, ſo ſprach er: Mit Gunſt, wenn Niemand etwas weiß, ſo weiß ich etwas: wollen Geld zählen, Bier zappen, wo die ſchönen Mäd- chen mit den Krügen klappen. — Er zählte nun die eingegangenen Gelder, zeigte die Summe an, welche dann in das Rechnungs-Buch eingetragen wurde, und fragte ſcherzhaft die Geſellen, was ſie mit dem vielen Gelde machen wollten, ob ſie es in’s Hospital ſchicken oder ver- zehren wollten, worauf alle antworteten: in Ruhe und Friede verzehren. Hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß zuvor für die Kranken, und was ſonſt der Geſellſchaft zu bezahlen oblag, zurückgelegt wurde, denn nur ein kleiner Theil der Auflegegelder durfte zum Vergnügen verwendet werden. Wenn alle Angelegenheiten beſeitigt waren, ſprach der Alt- geſell weiter:

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Zitationshilfe: Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stock_gesellenwesen_1844/94>, abgerufen am 24.11.2024.