Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.etwa ausgenommen, bis in die neueste Zeit beibehalten haben; *) Früher sagten sie wohl Er, wie die Meister sie mit Du anredeten. **) Schriftliche Privatmittheilungen.
etwa ausgenommen, bis in die neueſte Zeit beibehalten haben; *) Früher ſagten ſie wohl Er, wie die Meiſter ſie mit Du anredeten. **) Schriftliche Privatmittheilungen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb n="16" facs="#f0026"/> etwa ausgenommen, bis in die neueſte Zeit beibehalten haben;<lb/> gewöhnlich geſchah es am Sonntage nach dem Mittageſſen. In<lb/> der Vorſage der Schmiede aus dem letzten Jahrhundert heißt<lb/> es: <hi rendition="#g">Mein Schmied, wenn du wirſt von deinem Mei-<lb/> ſter Abſchied nehmen, ſo ſiehe her und nim einen<lb/> feinen Abſchied, nicht wie die Katze vom Tauben-<lb/> ſchlag, ſondern des Sonntags wenn du gegeſſen<lb/> haſt und du deinen Lohn bekommen haſt, ſo ſprich:<lb/> Mit Gunſt, Meiſter, ich thue mich bedanken daß Sie</hi> <note place="foot" n="*)">Früher ſagten ſie wohl <hi rendition="#g">Er</hi>, wie die Meiſter ſie mit <hi rendition="#g">Du</hi> anredeten.</note><lb/><hi rendition="#g">mich ſo lange in Arbeit gefördert haben, es ſtehet<lb/> heute oder morgen gegen die Ihrigen wieder zu<lb/> verſchulden</hi>. Die Maurer: <hi rendition="#g">Meiſter, ich bedanke mich<lb/> für Ihre gute Beförderung und richtige Bezahlung,<lb/> die Sie mir bisher gegeben haben und verhoffe, daß<lb/> ich mich werde ſo verhalten haben, wie es einem<lb/> rechtſchaffenen Maurer zukommt, was ich mir auch<lb/> ferner, wo ich hinzukommen gedenke, angelegen<lb/> ſeyn laſſen werde, keinem Meiſter etwas entwenden,<lb/> auch einem Pfuſcher nichts zubringen, wie es ehr-<lb/> bar und zünftig iſt, alſo mit Gunſt</hi>. <note place="foot" n="**)">Schriftliche Privatmittheilungen.</note> Die Meiſter<lb/> ſagten bei Entlaſſung der Geſellen: <hi rendition="#g">Geſellſchaft, ich be-<lb/> danke mich Seiner (Deiner, Ihrer) Arbeit</hi>, wobei ſie<lb/> ihnen einen Entlaſſungsſchein gaben, auf deſſen Vorzeigung ihnen<lb/> der Obermeiſter die bis dahin in der Innungslade aufbewahrten<lb/> Legitimationspapiere aushändigte. Den Zuſtand zwiſchen dem<lb/> Aufſagen der Arbeit und der wirklichen Abreiſe aus der Stadt,<lb/> oder dem Eintritt in eine andere Werkſtatt in derſelben, nannten<lb/> ſie in früherer Zeit <hi rendition="#g">Wanderfertig, Wandermüßig,<lb/> Fremdwerden</hi>.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </body> </text> </TEI> [16/0026]
etwa ausgenommen, bis in die neueſte Zeit beibehalten haben;
gewöhnlich geſchah es am Sonntage nach dem Mittageſſen. In
der Vorſage der Schmiede aus dem letzten Jahrhundert heißt
es: Mein Schmied, wenn du wirſt von deinem Mei-
ſter Abſchied nehmen, ſo ſiehe her und nim einen
feinen Abſchied, nicht wie die Katze vom Tauben-
ſchlag, ſondern des Sonntags wenn du gegeſſen
haſt und du deinen Lohn bekommen haſt, ſo ſprich:
Mit Gunſt, Meiſter, ich thue mich bedanken daß Sie *)
mich ſo lange in Arbeit gefördert haben, es ſtehet
heute oder morgen gegen die Ihrigen wieder zu
verſchulden. Die Maurer: Meiſter, ich bedanke mich
für Ihre gute Beförderung und richtige Bezahlung,
die Sie mir bisher gegeben haben und verhoffe, daß
ich mich werde ſo verhalten haben, wie es einem
rechtſchaffenen Maurer zukommt, was ich mir auch
ferner, wo ich hinzukommen gedenke, angelegen
ſeyn laſſen werde, keinem Meiſter etwas entwenden,
auch einem Pfuſcher nichts zubringen, wie es ehr-
bar und zünftig iſt, alſo mit Gunſt. **) Die Meiſter
ſagten bei Entlaſſung der Geſellen: Geſellſchaft, ich be-
danke mich Seiner (Deiner, Ihrer) Arbeit, wobei ſie
ihnen einen Entlaſſungsſchein gaben, auf deſſen Vorzeigung ihnen
der Obermeiſter die bis dahin in der Innungslade aufbewahrten
Legitimationspapiere aushändigte. Den Zuſtand zwiſchen dem
Aufſagen der Arbeit und der wirklichen Abreiſe aus der Stadt,
oder dem Eintritt in eine andere Werkſtatt in derſelben, nannten
ſie in früherer Zeit Wanderfertig, Wandermüßig,
Fremdwerden.
*) Früher ſagten ſie wohl Er, wie die Meiſter ſie mit Du anredeten.
**) Schriftliche Privatmittheilungen.
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Zitationshilfe: | Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stock_gesellenwesen_1844/26>, abgerufen am 02.03.2025. |