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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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haben durch dieß Bestreben zum Theil eine unglaubliche Par¬
cellirung herbeigeführt. Jeder muß seinen Knochen haben,
daran er was zu beißen finde.

Anders verhält sich die Sache im egoistischen Sinne. Von
deinem und eurem Eigenthum trete Ich nicht scheu zurück, son¬
dern sehe es stets als mein Eigenthum an, woran Ich nichts
zu "respectiren" brauche. Thuet doch desgleichen mit dem, was
Ihr mein Eigenthum nennt!

Bei dieser Ansicht werden Wir Uns am leichtesten mit
einander verständigen.

Die politischen Liberalen tragen Sorge, daß wo möglich
alle Servituten abgelöst werden, und Jeder freier Herr auf
seinem Grunde sei, wenn dieser Grund auch nur so viel Bo¬
dengehalt hat, als von dem Dünger Eines Menschen sich hin¬
länglich sättigen läßt. (Jener Bauer heirathete noch im Alter,
"damit er vom Kothe seiner Frau profitire.") Sei es auch noch
so klein, wenn man nur Eigenes, nämlich ein respectirtes
Eigenthum
hat! Je mehr solcher Eigener, solcher Kothsassen,
desto mehr "freie Leute und gute Patrioten" hat der Staat.

Es rechnet der politische Liberalismus, wie alles Religiöse,
auf den Respect, die Humanität, die Liebestugenden. Darum
lebt er auch in unaufhörlichem Aerger. Denn in der Praxis
respectiren eben die Leute nichts, und alle Tage werden die
kleinen Besitzungen wieder von größeren Eigenthümern aufge¬
kauft, und aus den "freien Leuten" werden Tagelöhner.

Hätten dagegen die "kleinen Eigenthümer" bedacht, daß
auch das große Eigenthum das ihrige sei, so hätten sie sich
nicht selber respectvoll davon ausgeschlossen, und würden nicht
ausgeschlossen worden sein.

Das Eigenthum, wie die bürgerlichen Liberalen es ver¬

haben durch dieß Beſtreben zum Theil eine unglaubliche Par¬
cellirung herbeigeführt. Jeder muß ſeinen Knochen haben,
daran er was zu beißen finde.

Anders verhält ſich die Sache im egoiſtiſchen Sinne. Von
deinem und eurem Eigenthum trete Ich nicht ſcheu zurück, ſon¬
dern ſehe es ſtets als mein Eigenthum an, woran Ich nichts
zu „reſpectiren“ brauche. Thuet doch desgleichen mit dem, was
Ihr mein Eigenthum nennt!

Bei dieſer Anſicht werden Wir Uns am leichteſten mit
einander verſtändigen.

Die politiſchen Liberalen tragen Sorge, daß wo möglich
alle Servituten abgelöſt werden, und Jeder freier Herr auf
ſeinem Grunde ſei, wenn dieſer Grund auch nur ſo viel Bo¬
dengehalt hat, als von dem Dünger Eines Menſchen ſich hin¬
länglich ſättigen läßt. (Jener Bauer heirathete noch im Alter,
„damit er vom Kothe ſeiner Frau profitire.“) Sei es auch noch
ſo klein, wenn man nur Eigenes, nämlich ein reſpectirtes
Eigenthum
hat! Je mehr ſolcher Eigener, ſolcher Kothſaſſen,
deſto mehr „freie Leute und gute Patrioten“ hat der Staat.

Es rechnet der politiſche Liberalismus, wie alles Religiöſe,
auf den Reſpect, die Humanität, die Liebestugenden. Darum
lebt er auch in unaufhörlichem Aerger. Denn in der Praxis
reſpectiren eben die Leute nichts, und alle Tage werden die
kleinen Beſitzungen wieder von größeren Eigenthümern aufge¬
kauft, und aus den „freien Leuten“ werden Tagelöhner.

Hätten dagegen die „kleinen Eigenthümer“ bedacht, daß
auch das große Eigenthum das ihrige ſei, ſo hätten ſie ſich
nicht ſelber reſpectvoll davon ausgeſchloſſen, und würden nicht
ausgeſchloſſen worden ſein.

Das Eigenthum, wie die bürgerlichen Liberalen es ver¬

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[328/0336] haben durch dieß Beſtreben zum Theil eine unglaubliche Par¬ cellirung herbeigeführt. Jeder muß ſeinen Knochen haben, daran er was zu beißen finde. Anders verhält ſich die Sache im egoiſtiſchen Sinne. Von deinem und eurem Eigenthum trete Ich nicht ſcheu zurück, ſon¬ dern ſehe es ſtets als mein Eigenthum an, woran Ich nichts zu „reſpectiren“ brauche. Thuet doch desgleichen mit dem, was Ihr mein Eigenthum nennt! Bei dieſer Anſicht werden Wir Uns am leichteſten mit einander verſtändigen. Die politiſchen Liberalen tragen Sorge, daß wo möglich alle Servituten abgelöſt werden, und Jeder freier Herr auf ſeinem Grunde ſei, wenn dieſer Grund auch nur ſo viel Bo¬ dengehalt hat, als von dem Dünger Eines Menſchen ſich hin¬ länglich ſättigen läßt. (Jener Bauer heirathete noch im Alter, „damit er vom Kothe ſeiner Frau profitire.“) Sei es auch noch ſo klein, wenn man nur Eigenes, nämlich ein reſpectirtes Eigenthum hat! Je mehr ſolcher Eigener, ſolcher Kothſaſſen, deſto mehr „freie Leute und gute Patrioten“ hat der Staat. Es rechnet der politiſche Liberalismus, wie alles Religiöſe, auf den Reſpect, die Humanität, die Liebestugenden. Darum lebt er auch in unaufhörlichem Aerger. Denn in der Praxis reſpectiren eben die Leute nichts, und alle Tage werden die kleinen Beſitzungen wieder von größeren Eigenthümern aufge¬ kauft, und aus den „freien Leuten“ werden Tagelöhner. Hätten dagegen die „kleinen Eigenthümer“ bedacht, daß auch das große Eigenthum das ihrige ſei, ſo hätten ſie ſich nicht ſelber reſpectvoll davon ausgeſchloſſen, und würden nicht ausgeſchloſſen worden ſein. Das Eigenthum, wie die bürgerlichen Liberalen es ver¬

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/336>, abgerufen am 27.11.2024.