zu machen? Warum nach der Freiheit schnappen, eurem Traume? Seid Ihr euer Traum? Fragt nicht erst bei euren Träumen, euren Vorstellungen, euren Gedanken an, denn das ist Alles "hohle Theorie." Fragt euch und fragt nach Euch -- das ist praktisch, und Ihr wollt ja gerne "praktisch" sein. Da lauscht aber der Eine, was wohl sein Gott (na¬ türlich das, was er sich bei dem Namen Gott denkt, ist sein Gott) dazu sagen wird, und ein Anderer, was wohl sein sitt¬ liches Gefühl, sein Gewissen, sein Pflichtgefühl, darüber be¬ stimme, und ein Dritter berechnet, was die Leute davon den¬ ken werden, -- und wenn so Jeder seinen Herrgott (die Leute sind ein eben so guter, ja noch compacterer Herrgott als der jenseitige und eingebildete: vox populi, vox dei) gefragt hat, dann schickt er sich in den Willen seines Herrn und hört gar nicht mehr darauf, was Er selber gerne sagen und beschlie¬ ßen möchte.
Darum wendet Euch lieber an Euch als an eure Götter oder Götzen. Bringt aus Euch heraus, was in Euch steckt, bringt's zu Tage, bringt Euch zur Offenbarung.
Wie Einer nur aus sich handelt und nach nichts weiter fragt, das haben die Christen in "Gott" zur Vorstellung ge¬ bracht. Er handelt, "wie's ihm gefällt." Und der thörichte Mensch, der's gerade so machen könnte, soll statt dessen han¬ deln, wie's "Gott gefällt." -- Sagt man, auch Gott ver¬ fahre nach ewigen Gesetzen, so paßt auch das auf Mich, da auch Ich nicht aus meiner Haut fahren kann, sondern an meiner ganzen Natur, d. h. an Mir mein Gesetz habe.
Aber man braucht Euch nur an Euch zu mahnen, um Euch gleich zur Verzweiflung zu bringen. "Was bin Ich?" so fragt sich Jeder von Euch. Ein Abgrund von regel- und
zu machen? Warum nach der Freiheit ſchnappen, eurem Traume? Seid Ihr euer Traum? Fragt nicht erſt bei euren Träumen, euren Vorſtellungen, euren Gedanken an, denn das iſt Alles „hohle Theorie.“ Fragt euch und fragt nach Euch — das iſt praktiſch, und Ihr wollt ja gerne „praktiſch“ ſein. Da lauſcht aber der Eine, was wohl ſein Gott (na¬ türlich das, was er ſich bei dem Namen Gott denkt, iſt ſein Gott) dazu ſagen wird, und ein Anderer, was wohl ſein ſitt¬ liches Gefühl, ſein Gewiſſen, ſein Pflichtgefühl, darüber be¬ ſtimme, und ein Dritter berechnet, was die Leute davon den¬ ken werden, — und wenn ſo Jeder ſeinen Herrgott (die Leute ſind ein eben ſo guter, ja noch compacterer Herrgott als der jenſeitige und eingebildete: vox populi, vox dei) gefragt hat, dann ſchickt er ſich in den Willen ſeines Herrn und hört gar nicht mehr darauf, was Er ſelber gerne ſagen und beſchlie¬ ßen möchte.
Darum wendet Euch lieber an Euch als an eure Götter oder Götzen. Bringt aus Euch heraus, was in Euch ſteckt, bringt's zu Tage, bringt Euch zur Offenbarung.
Wie Einer nur aus ſich handelt und nach nichts weiter fragt, das haben die Chriſten in „Gott“ zur Vorſtellung ge¬ bracht. Er handelt, „wie's ihm gefällt.“ Und der thörichte Menſch, der's gerade ſo machen könnte, ſoll ſtatt deſſen han¬ deln, wie's „Gott gefällt.“ — Sagt man, auch Gott ver¬ fahre nach ewigen Geſetzen, ſo paßt auch das auf Mich, da auch Ich nicht aus meiner Haut fahren kann, ſondern an meiner ganzen Natur, d. h. an Mir mein Geſetz habe.
Aber man braucht Euch nur an Euch zu mahnen, um Euch gleich zur Verzweiflung zu bringen. „Was bin Ich?“ ſo fragt ſich Jeder von Euch. Ein Abgrund von regel- und
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Traume? Seid Ihr euer Traum? Fragt nicht erſt bei euren
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das iſt Alles „hohle Theorie.“ Fragt euch und fragt nach
Euch — das iſt praktiſch, und Ihr wollt ja gerne „praktiſch“
ſein. Da lauſcht aber der Eine, was wohl ſein Gott (na¬
türlich das, was er ſich bei dem Namen Gott denkt, iſt ſein
Gott) dazu ſagen wird, und ein Anderer, was wohl ſein ſitt¬
liches Gefühl, ſein Gewiſſen, ſein Pflichtgefühl, darüber be¬
ſtimme, und ein Dritter berechnet, was die Leute davon den¬
ken werden, — und wenn ſo Jeder ſeinen Herrgott (die Leute
ſind ein eben ſo guter, ja noch compacterer Herrgott als der
jenſeitige und eingebildete: vox populi, vox dei) gefragt hat,
dann ſchickt er ſich in den Willen ſeines Herrn und hört gar
nicht mehr darauf, was Er ſelber gerne ſagen und beſchlie¬
ßen möchte.
Darum wendet Euch lieber an Euch als an eure Götter
oder Götzen. Bringt aus Euch heraus, was in Euch ſteckt,
bringt's zu Tage, bringt Euch zur Offenbarung.
Wie Einer nur aus ſich handelt und nach nichts weiter
fragt, das haben die Chriſten in „Gott“ zur Vorſtellung ge¬
bracht. Er handelt, „wie's ihm gefällt.“ Und der thörichte
Menſch, der's gerade ſo machen könnte, ſoll ſtatt deſſen han¬
deln, wie's „Gott gefällt.“ — Sagt man, auch Gott ver¬
fahre nach ewigen Geſetzen, ſo paßt auch das auf Mich, da
auch Ich nicht aus meiner Haut fahren kann, ſondern an
meiner ganzen Natur, d. h. an Mir mein Geſetz habe.
Aber man braucht Euch nur an Euch zu mahnen, um
Euch gleich zur Verzweiflung zu bringen. „Was bin Ich?“
ſo fragt ſich Jeder von Euch. Ein Abgrund von regel- und
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/220>, abgerufen am 27.11.2024.
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