Freiheit wollt Ihr Alle, Ihr wollt die Freiheit. Warum schachert Ihr denn um ein Mehr oder Weniger? Die Frei¬ heit kann nur die ganze Freiheit sein; ein Stück Freiheit ist nicht die Freiheit. Ihr verzweifelt daran, daß die ganze Frei¬ heit, die Freiheit von Allem, zu gewinnen sei, ja Ihr haltet's für Wahnsinn, sie auch nur zu wünschen? -- Nun, so laßt ab, dem Phantome nachzujagen, und verwendet Eure Mühe auf etwas Besseres, als auf das -- Unerreichbare.
"Ja es giebt aber nichts Besseres als die Freiheit!"
Was habt Ihr denn, wenn Ihr die Freiheit habt, näm¬ lich -- denn von Euren brockenweisen Freiheitsstückchen will Ich hier nicht reden -- die vollkommene Freiheit? Dann seid Ihr Alles, Alles los, was Euch genirt, und es gäbe wohl nichts, was Euch nicht einmal im Leben genirte und unbequem fiele. Und um weßwillen wolltet Ihr's denn los sein? Doch wohl um Euretwillen, darum, weil es Euch im Wege ist! Wäre Euch aber etwas nicht unbequem, sondern im Ge¬ gentheil ganz recht, z. B. der, wenn auch sanft, unwi¬ derstehlich gebietende Blick eurer Geliebten -- da wür¬ det Ihr nicht ihn los und davon frei sein wollen. Warum nicht? Wieder um Euretwillen! Also Euch nehmt Ihr zum Maaße und Richter über Alles. Ihr laßt die Freiheit gerne laufen, wenn Euch die Unfreiheit, der "süße Liebes¬ dienst", behagt; und Ihr holt Euch eure Freiheit gelegent¬ lich wieder, wenn sie Euch besser zu behagen anfängt, vor¬ ausgesetzt nämlich, worauf es an dieser Stelle nicht ankommt, daß Ihr Euch nicht vor einer solchen Repeal der Union aus andern (etwa religiösen) Gründen fürchtet.
Warum wollt Ihr nun den Muth nicht fassen, Euch wirklich ganz und gar zum Mittelpunkt und zur Hauptsache
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Freiheit wollt Ihr Alle, Ihr wollt die Freiheit. Warum ſchachert Ihr denn um ein Mehr oder Weniger? Die Frei¬ heit kann nur die ganze Freiheit ſein; ein Stück Freiheit iſt nicht die Freiheit. Ihr verzweifelt daran, daß die ganze Frei¬ heit, die Freiheit von Allem, zu gewinnen ſei, ja Ihr haltet's für Wahnſinn, ſie auch nur zu wünſchen? — Nun, ſo laßt ab, dem Phantome nachzujagen, und verwendet Eure Mühe auf etwas Beſſeres, als auf das — Unerreichbare.
„Ja es giebt aber nichts Beſſeres als die Freiheit!“
Was habt Ihr denn, wenn Ihr die Freiheit habt, näm¬ lich — denn von Euren brockenweiſen Freiheitsſtückchen will Ich hier nicht reden — die vollkommene Freiheit? Dann ſeid Ihr Alles, Alles los, was Euch genirt, und es gäbe wohl nichts, was Euch nicht einmal im Leben genirte und unbequem fiele. Und um weßwillen wolltet Ihr's denn los ſein? Doch wohl um Euretwillen, darum, weil es Euch im Wege iſt! Wäre Euch aber etwas nicht unbequem, ſondern im Ge¬ gentheil ganz recht, z. B. der, wenn auch ſanft, unwi¬ derſtehlich gebietende Blick eurer Geliebten — da wür¬ det Ihr nicht ihn los und davon frei ſein wollen. Warum nicht? Wieder um Euretwillen! Alſo Euch nehmt Ihr zum Maaße und Richter über Alles. Ihr laßt die Freiheit gerne laufen, wenn Euch die Unfreiheit, der „ſüße Liebes¬ dienſt“, behagt; und Ihr holt Euch eure Freiheit gelegent¬ lich wieder, wenn ſie Euch beſſer zu behagen anfängt, vor¬ ausgeſetzt nämlich, worauf es an dieſer Stelle nicht ankommt, daß Ihr Euch nicht vor einer ſolchen Repeal der Union aus andern (etwa religiöſen) Gründen fürchtet.
Warum wollt Ihr nun den Muth nicht faſſen, Euch wirklich ganz und gar zum Mittelpunkt und zur Hauptſache
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Freiheit wollt Ihr Alle, Ihr wollt die Freiheit. Warum
ſchachert Ihr denn um ein Mehr oder Weniger? Die Frei¬
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nicht die Freiheit. Ihr verzweifelt daran, daß die ganze Frei¬
heit, die Freiheit von Allem, zu gewinnen ſei, ja Ihr haltet's
für Wahnſinn, ſie auch nur zu wünſchen? — Nun, ſo laßt
ab, dem Phantome nachzujagen, und verwendet Eure Mühe
auf etwas Beſſeres, als auf das — Unerreichbare.
„Ja es giebt aber nichts Beſſeres als die Freiheit!“
Was habt Ihr denn, wenn Ihr die Freiheit habt, näm¬
lich — denn von Euren brockenweiſen Freiheitsſtückchen will
Ich hier nicht reden — die vollkommene Freiheit? Dann ſeid
Ihr Alles, Alles los, was Euch genirt, und es gäbe wohl
nichts, was Euch nicht einmal im Leben genirte und unbequem
fiele. Und um weßwillen wolltet Ihr's denn los ſein? Doch
wohl um Euretwillen, darum, weil es Euch im Wege
iſt! Wäre Euch aber etwas nicht unbequem, ſondern im Ge¬
gentheil ganz recht, z. B. der, wenn auch ſanft, unwi¬
derſtehlich gebietende Blick eurer Geliebten — da wür¬
det Ihr nicht ihn los und davon frei ſein wollen. Warum
nicht? Wieder um Euretwillen! Alſo Euch nehmt Ihr
zum Maaße und Richter über Alles. Ihr laßt die Freiheit
gerne laufen, wenn Euch die Unfreiheit, der „ſüße Liebes¬
dienſt“, behagt; und Ihr holt Euch eure Freiheit gelegent¬
lich wieder, wenn ſie Euch beſſer zu behagen anfängt, vor¬
ausgeſetzt nämlich, worauf es an dieſer Stelle nicht ankommt,
daß Ihr Euch nicht vor einer ſolchen Repeal der Union aus
andern (etwa religiöſen) Gründen fürchtet.
Warum wollt Ihr nun den Muth nicht faſſen, Euch
wirklich ganz und gar zum Mittelpunkt und zur Hauptſache
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/219>, abgerufen am 27.11.2024.
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