An dem Eingange der neuen Zeit steht der "Gott¬ mensch". Wird sich an ihrem Ausgange nur der Gott am Gottmenschen verflüchtigen, und kann der Gottmensch wirklich sterben, wenn nur der Gott an ihm stirbt? Man hat an diese Frage nicht gedacht und fertig zu sein gemeint, als man das Werk der Aufklärung, die Ueberwindung des Gottes, in unsern Tagen zu einem siegreichen Ende führte; man hat nicht gemerkt, daß der Mensch den Gott getödtet hat, um nun -- "alleiniger Gott in der Höhe" zu werden. Das Jenseits außer Uns ist allerdings weggefegt, und das große Unter¬ nehmen der Aufklärer vollbracht; allein das Jenseits in Uns ist ein neuer Himmel geworden und ruft Uns zu erneu¬ tem Himmelsstürmen auf: der Gott hat Platz machen müssen, aber nicht Uns, sondern -- dem Menschen. Wie mögt Ihr glauben, daß der Gottmensch gestorben sei, ehe an ihm außer dem Gott auch der Mensch gestorben ist?
An dem Eingange der neuen Zeit ſteht der „Gott¬ menſch“. Wird ſich an ihrem Ausgange nur der Gott am Gottmenſchen verflüchtigen, und kann der Gottmenſch wirklich ſterben, wenn nur der Gott an ihm ſtirbt? Man hat an dieſe Frage nicht gedacht und fertig zu ſein gemeint, als man das Werk der Aufklärung, die Ueberwindung des Gottes, in unſern Tagen zu einem ſiegreichen Ende führte; man hat nicht gemerkt, daß der Menſch den Gott getödtet hat, um nun — „alleiniger Gott in der Höhe“ zu werden. Das Jenſeits außer Uns iſt allerdings weggefegt, und das große Unter¬ nehmen der Aufklärer vollbracht; allein das Jenſeits in Uns iſt ein neuer Himmel geworden und ruft Uns zu erneu¬ tem Himmelsſtürmen auf: der Gott hat Platz machen müſſen, aber nicht Uns, ſondern — dem Menſchen. Wie mögt Ihr glauben, daß der Gottmenſch geſtorben ſei, ehe an ihm außer dem Gott auch der Menſch geſtorben iſt?
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An dem Eingange der neuen Zeit ſteht der „Gott¬
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Gottmenſchen verflüchtigen, und kann der Gottmenſch wirklich
ſterben, wenn nur der Gott an ihm ſtirbt? Man hat an dieſe
Frage nicht gedacht und fertig zu ſein gemeint, als man
das Werk der Aufklärung, die Ueberwindung des Gottes, in
unſern Tagen zu einem ſiegreichen Ende führte; man hat nicht
gemerkt, daß der Menſch den Gott getödtet hat, um nun —
„alleiniger Gott in der Höhe“ zu werden. Das Jenſeits
außer Uns iſt allerdings weggefegt, und das große Unter¬
nehmen der Aufklärer vollbracht; allein das Jenſeits in
Uns iſt ein neuer Himmel geworden und ruft Uns zu erneu¬
tem Himmelsſtürmen auf: der Gott hat Platz machen müſſen,
aber nicht Uns, ſondern — dem Menſchen. Wie mögt Ihr
glauben, daß der Gottmenſch geſtorben ſei, ehe an ihm außer
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. [203]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/211>, abgerufen am 27.11.2024.
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