Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite

Hat Gott, hat die Menschheit, wie Ihr versichert, Gehalt
genug in sich, um sich Alles in Allem zu sein: so spüre Ich,
daß es Mir noch weit weniger daran fehlen wird, und daß
Ich über meine "Leerheit" keine Klage zu führen haben werde.
Ich bin Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische
Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer
Alles schaffe.

Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine
Sache ist! Ihr meint, Meine Sache müsse wenigstens die
"gute Sache" sein? Was gut, was böse! Ich bin ja selber
Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat
für Mich keinen Sinn.

Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache
"des Menschen". Meine Sache ist weder das Göttliche noch
das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie u.
s.w., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allge¬
meine, sondern ist -- einzig, wie Ich einzig bin.

Mir geht nichts über Mich!


Hat Gott, hat die Menſchheit, wie Ihr verſichert, Gehalt
genug in ſich, um ſich Alles in Allem zu ſein: ſo ſpüre Ich,
daß es Mir noch weit weniger daran fehlen wird, und daß
Ich über meine „Leerheit“ keine Klage zu führen haben werde.
Ich bin Nichts im Sinne der Leerheit, ſondern das ſchöpferiſche
Nichts, das Nichts, aus welchem Ich ſelbſt als Schöpfer
Alles ſchaffe.

Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine
Sache iſt! Ihr meint, Meine Sache müſſe wenigſtens die
„gute Sache“ ſein? Was gut, was böſe! Ich bin ja ſelber
Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böſe. Beides hat
für Mich keinen Sinn.

Das Göttliche iſt Gottes Sache, das Menſchliche Sache
„des Menſchen“. Meine Sache iſt weder das Göttliche noch
das Menſchliche, iſt nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie u.
ſ.w., ſondern allein das Meinige, und ſie iſt keine allge¬
meine, ſondern iſt — einzig, wie Ich einzig bin.

Mir geht nichts über Mich!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0016" n="8"/>
        <p>Hat Gott, hat die Men&#x017F;chheit, wie Ihr ver&#x017F;ichert, Gehalt<lb/>
genug in &#x017F;ich, um &#x017F;ich Alles in Allem zu &#x017F;ein: &#x017F;o &#x017F;püre Ich,<lb/>
daß es <hi rendition="#g">Mir</hi> noch weit weniger daran fehlen wird, und daß<lb/>
Ich über meine &#x201E;Leerheit&#x201C; keine Klage zu führen haben werde.<lb/>
Ich bin Nichts im Sinne der Leerheit, &#x017F;ondern das &#x017F;chöpferi&#x017F;che<lb/>
Nichts, das Nichts, aus welchem Ich &#x017F;elb&#x017F;t als Schöpfer<lb/>
Alles &#x017F;chaffe.</p><lb/>
        <p>Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine<lb/>
Sache i&#x017F;t! Ihr meint, Meine Sache mü&#x017F;&#x017F;e wenig&#x017F;tens die<lb/>
&#x201E;gute Sache&#x201C; &#x017F;ein? Was gut, was bö&#x017F;e! Ich bin ja &#x017F;elber<lb/>
Meine Sache, und Ich bin weder gut noch bö&#x017F;e. Beides hat<lb/>
für Mich keinen Sinn.</p><lb/>
        <p>Das Göttliche i&#x017F;t Gottes Sache, das Men&#x017F;chliche Sache<lb/>
&#x201E;des Men&#x017F;chen&#x201C;. Meine Sache i&#x017F;t weder das Göttliche noch<lb/>
das Men&#x017F;chliche, i&#x017F;t nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie u.<lb/>
&#x017F;.w., &#x017F;ondern allein das <hi rendition="#g">Meinige</hi>, und &#x017F;ie i&#x017F;t keine allge¬<lb/>
meine, &#x017F;ondern i&#x017F;t &#x2014; <hi rendition="#g">einzig</hi>, wie Ich einzig bin.</p><lb/>
        <p>Mir geht nichts über Mich!</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0016] Hat Gott, hat die Menſchheit, wie Ihr verſichert, Gehalt genug in ſich, um ſich Alles in Allem zu ſein: ſo ſpüre Ich, daß es Mir noch weit weniger daran fehlen wird, und daß Ich über meine „Leerheit“ keine Klage zu führen haben werde. Ich bin Nichts im Sinne der Leerheit, ſondern das ſchöpferiſche Nichts, das Nichts, aus welchem Ich ſelbſt als Schöpfer Alles ſchaffe. Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache iſt! Ihr meint, Meine Sache müſſe wenigſtens die „gute Sache“ ſein? Was gut, was böſe! Ich bin ja ſelber Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böſe. Beides hat für Mich keinen Sinn. Das Göttliche iſt Gottes Sache, das Menſchliche Sache „des Menſchen“. Meine Sache iſt weder das Göttliche noch das Menſchliche, iſt nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie u. ſ.w., ſondern allein das Meinige, und ſie iſt keine allge¬ meine, ſondern iſt — einzig, wie Ich einzig bin. Mir geht nichts über Mich!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/16
Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/16>, abgerufen am 24.11.2024.