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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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3. Die Freien.

Wenn oben die Alten und die Neuen in zwei Abtheilun¬
gen vorgeführt wurden, so könnte es scheinen, als sollten hier
in einer dritten Abtheilung die Freien für selbständig und ab¬
gesondert ausgegeben werden. Dem ist nicht so. Die Freien
sind nur die Neueren und Neuesten unter den "Neuen" und
werden bloß deshalb in eine besondere Abtheilung gebracht,
weil sie der Gegenwart angehören, und das Gegenwärtige vor
Allem unsere Aufmerksamkeit hier in Anspruch nimmt. Ich
gebe die "Freien" nur als eine Uebersetzung der Liberalen, muß
aber rücksichtlich des Freiheitsbegriffes wie überhaupt so man¬
ches Anderen, dessen vorgreifliche Heranziehung nicht vermie¬
den werden kann, auf Späteres verweisen.

§. 1. Der politische Liberalismus.

Nachdem man den Kelch des sogenannten absoluten Kö¬
nigthums so ziemlich bis auf den Bodensatz geleert hatte, ward
man im achtzehnten Jahrhundert zu deutlich inne, daß sein
Getränk nicht menschlich schmecke, um nicht auf einen andern
Becher lüstern zu werden. "Menschen", was Unsere Väter doch
waren, verlangten sie endlich, auch so angesehen zu werden.

Wer in Uns etwas Anderes sieht, als Menschen, in dem
wollen Wir gleichfalls nicht einen Menschen, sondern einen
Unmenschen sehen, und ihm wie einem Unmenschen begegnen;
wer dagegen Uns als Menschen anerkennt und gegen die Ge¬
fahr schützt, unmenschlich behandelt zu werden, den wollen Wir
als Unsern wahren Beschützer und Schirmherrn ehren.

Halten Wir denn zusammen, und schützen Wir einer im
andern den Menschen; dann finden Wir in Unserem Zusam¬

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3. Die Freien.

Wenn oben die Alten und die Neuen in zwei Abtheilun¬
gen vorgeführt wurden, ſo könnte es ſcheinen, als ſollten hier
in einer dritten Abtheilung die Freien für ſelbſtändig und ab¬
geſondert ausgegeben werden. Dem iſt nicht ſo. Die Freien
ſind nur die Neueren und Neueſten unter den „Neuen“ und
werden bloß deshalb in eine beſondere Abtheilung gebracht,
weil ſie der Gegenwart angehören, und das Gegenwärtige vor
Allem unſere Aufmerkſamkeit hier in Anſpruch nimmt. Ich
gebe die „Freien“ nur als eine Ueberſetzung der Liberalen, muß
aber rückſichtlich des Freiheitsbegriffes wie überhaupt ſo man¬
ches Anderen, deſſen vorgreifliche Heranziehung nicht vermie¬
den werden kann, auf Späteres verweiſen.

§. 1. Der politiſche Liberalismus.

Nachdem man den Kelch des ſogenannten abſoluten Kö¬
nigthums ſo ziemlich bis auf den Bodenſatz geleert hatte, ward
man im achtzehnten Jahrhundert zu deutlich inne, daß ſein
Getränk nicht menſchlich ſchmecke, um nicht auf einen andern
Becher lüſtern zu werden. „Menſchen“, was Unſere Väter doch
waren, verlangten ſie endlich, auch ſo angeſehen zu werden.

Wer in Uns etwas Anderes ſieht, als Menſchen, in dem
wollen Wir gleichfalls nicht einen Menſchen, ſondern einen
Unmenſchen ſehen, und ihm wie einem Unmenſchen begegnen;
wer dagegen Uns als Menſchen anerkennt und gegen die Ge¬
fahr ſchützt, unmenſchlich behandelt zu werden, den wollen Wir
als Unſern wahren Beſchützer und Schirmherrn ehren.

Halten Wir denn zuſammen, und ſchützen Wir einer im
andern den Menſchen; dann finden Wir in Unſerem Zuſam¬

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[129/0137] 3. Die Freien. Wenn oben die Alten und die Neuen in zwei Abtheilun¬ gen vorgeführt wurden, ſo könnte es ſcheinen, als ſollten hier in einer dritten Abtheilung die Freien für ſelbſtändig und ab¬ geſondert ausgegeben werden. Dem iſt nicht ſo. Die Freien ſind nur die Neueren und Neueſten unter den „Neuen“ und werden bloß deshalb in eine beſondere Abtheilung gebracht, weil ſie der Gegenwart angehören, und das Gegenwärtige vor Allem unſere Aufmerkſamkeit hier in Anſpruch nimmt. Ich gebe die „Freien“ nur als eine Ueberſetzung der Liberalen, muß aber rückſichtlich des Freiheitsbegriffes wie überhaupt ſo man¬ ches Anderen, deſſen vorgreifliche Heranziehung nicht vermie¬ den werden kann, auf Späteres verweiſen. §. 1. Der politiſche Liberalismus. Nachdem man den Kelch des ſogenannten abſoluten Kö¬ nigthums ſo ziemlich bis auf den Bodenſatz geleert hatte, ward man im achtzehnten Jahrhundert zu deutlich inne, daß ſein Getränk nicht menſchlich ſchmecke, um nicht auf einen andern Becher lüſtern zu werden. „Menſchen“, was Unſere Väter doch waren, verlangten ſie endlich, auch ſo angeſehen zu werden. Wer in Uns etwas Anderes ſieht, als Menſchen, in dem wollen Wir gleichfalls nicht einen Menſchen, ſondern einen Unmenſchen ſehen, und ihm wie einem Unmenſchen begegnen; wer dagegen Uns als Menſchen anerkennt und gegen die Ge¬ fahr ſchützt, unmenſchlich behandelt zu werden, den wollen Wir als Unſern wahren Beſchützer und Schirmherrn ehren. Halten Wir denn zuſammen, und ſchützen Wir einer im andern den Menſchen; dann finden Wir in Unſerem Zuſam¬ 9

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/137>, abgerufen am 27.11.2024.