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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Der Schuster trug meistens das Mädchen, und
ließ sich von ihm alles erzählen.

Als sie schon gegen den Wald des Halses kamen,
trafen sie Spuren, von denen der Schuster sagte:
"Das sind keine Fußstapfen von Schuhen meiner
Arbeit."

Die Sache klärte sich bald auf. Wahrscheinlich
durch die vielen Stimmen, die auf dem Plaze tönten,
angelokt, kam wieder eine Abtheilung Männer auf
die Herabgehenden zu. Es war der aus Angst aschen¬
haft entfärbte Färber, der an der Spize seiner Knechte
seiner Gesellen und mehrerer Millsdorfer bergab kam.

"Sie sind über das Gletschereis und über die
Schründe gegangen, ohne es zu wissen," rief der
Schuster seinem Schwiegervater zu.

"Da sind sie ja -- da sind sie ja -- Gott sei Dank"
antwortete der Färber, "ich weiß es schon, daß sie
oben waren, als dein Bote in der Nacht zu uns kam,
und wir mit Lichtern den ganzen Wald durchsucht
und nichts gefunden hatten -- und als dann das
Morgengrau anbrach, bemerkte ich an dem Wege,
der von der rothen Unglüksäule links gegen den
Schneeberg hinan führt, daß dort, wo man eben von
der Säule weg geht, hin und wieder mehrere Reiser¬
chen und Rütchen geknikt sind, wie Kinder gerne

Der Schuſter trug meiſtens das Mädchen, und
ließ ſich von ihm alles erzählen.

Als ſie ſchon gegen den Wald des Halſes kamen,
trafen ſie Spuren, von denen der Schuſter ſagte:
„Das ſind keine Fußſtapfen von Schuhen meiner
Arbeit.“

Die Sache klärte ſich bald auf. Wahrſcheinlich
durch die vielen Stimmen, die auf dem Plaze tönten,
angelokt, kam wieder eine Abtheilung Männer auf
die Herabgehenden zu. Es war der aus Angſt aſchen¬
haft entfärbte Färber, der an der Spize ſeiner Knechte
ſeiner Geſellen und mehrerer Millsdorfer bergab kam.

„Sie ſind über das Gletſchereis und über die
Schründe gegangen, ohne es zu wiſſen,“ rief der
Schuſter ſeinem Schwiegervater zu.

„Da ſind ſie ja — da ſind ſie ja — Gott ſei Dank“
antwortete der Färber, „ich weiß es ſchon, daß ſie
oben waren, als dein Bote in der Nacht zu uns kam,
und wir mit Lichtern den ganzen Wald durchſucht
und nichts gefunden hatten — und als dann das
Morgengrau anbrach, bemerkte ich an dem Wege,
der von der rothen Unglükſäule links gegen den
Schneeberg hinan führt, daß dort, wo man eben von
der Säule weg geht, hin und wieder mehrere Reiſer¬
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[88/0099] Der Schuſter trug meiſtens das Mädchen, und ließ ſich von ihm alles erzählen. Als ſie ſchon gegen den Wald des Halſes kamen, trafen ſie Spuren, von denen der Schuſter ſagte: „Das ſind keine Fußſtapfen von Schuhen meiner Arbeit.“ Die Sache klärte ſich bald auf. Wahrſcheinlich durch die vielen Stimmen, die auf dem Plaze tönten, angelokt, kam wieder eine Abtheilung Männer auf die Herabgehenden zu. Es war der aus Angſt aſchen¬ haft entfärbte Färber, der an der Spize ſeiner Knechte ſeiner Geſellen und mehrerer Millsdorfer bergab kam. „Sie ſind über das Gletſchereis und über die Schründe gegangen, ohne es zu wiſſen,“ rief der Schuſter ſeinem Schwiegervater zu. „Da ſind ſie ja — da ſind ſie ja — Gott ſei Dank“ antwortete der Färber, „ich weiß es ſchon, daß ſie oben waren, als dein Bote in der Nacht zu uns kam, und wir mit Lichtern den ganzen Wald durchſucht und nichts gefunden hatten — und als dann das Morgengrau anbrach, bemerkte ich an dem Wege, der von der rothen Unglükſäule links gegen den Schneeberg hinan führt, daß dort, wo man eben von der Säule weg geht, hin und wieder mehrere Reiſer¬ chen und Rütchen geknikt ſind, wie Kinder gerne

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/99>, abgerufen am 22.11.2024.