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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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das Fläschchen mit dem schwarzen Kaffeh fast ausgeleert
hatten, wodurch sie ihr Blut zu größerer Thätigkeit
brachten, aber gerade dadurch eine folgende Ermat¬
tung herbei zogen: so würden sie den Schlaf nicht
haben überwinden können, dessen verführende Süssig¬
keit alle Gründe überwiegt, wenn nicht die Natur in
ihrer Größe ihnen beigestanden wäre, und in ihrem
Innern eine Kraft aufgerufen hätte, welche im Stande
war, dem Schlafe zu widerstehen.

In der ungeheueren Stille, die herrschte, in der
Stille, in der sich kein Schneespizchen zu rühren schien,
hörten die Kinder dreimal das Krachen des Eises.
Was das Starrste scheint, und doch das Regsamste
und Lebendigste ist, der Gletscher, hatte die Töne her¬
vorgebracht. Dreimal hörten sie hinter sich den Schall,
der entsezlich war, als ob die Erde entzwei gesprungen
wäre, der sich nach allen Richtungen im Eise verbrei¬
tete, und gleichsam durch alle Aderchen des Eises lief.
Die Kinder blieben mit offenen Augen sizen, und
schauten in die Sterne hinaus.

Auch für die Augen begann sich etwas zu entwi¬
keln. Wie die Kinder so saßen, erblühte am Himmel
vor ihnen ein bleiches Licht mitten unter den Sternen,
und spannte einen schwachen Bogen durch dieselben.
Es hatte einen grünlichen Schimmer, der sich sachte

das Fläſchchen mit dem ſchwarzen Kaffeh faſt ausgeleert
hatten, wodurch ſie ihr Blut zu größerer Thätigkeit
brachten, aber gerade dadurch eine folgende Ermat¬
tung herbei zogen: ſo würden ſie den Schlaf nicht
haben überwinden können, deſſen verführende Süſſig¬
keit alle Gründe überwiegt, wenn nicht die Natur in
ihrer Größe ihnen beigeſtanden wäre, und in ihrem
Innern eine Kraft aufgerufen hätte, welche im Stande
war, dem Schlafe zu widerſtehen.

In der ungeheueren Stille, die herrſchte, in der
Stille, in der ſich kein Schneeſpizchen zu rühren ſchien,
hörten die Kinder dreimal das Krachen des Eiſes.
Was das Starrſte ſcheint, und doch das Regſamſte
und Lebendigſte iſt, der Gletſcher, hatte die Töne her¬
vorgebracht. Dreimal hörten ſie hinter ſich den Schall,
der entſezlich war, als ob die Erde entzwei geſprungen
wäre, der ſich nach allen Richtungen im Eiſe verbrei¬
tete, und gleichſam durch alle Aderchen des Eiſes lief.
Die Kinder blieben mit offenen Augen ſizen, und
ſchauten in die Sterne hinaus.

Auch für die Augen begann ſich etwas zu entwi¬
keln. Wie die Kinder ſo ſaßen, erblühte am Himmel
vor ihnen ein bleiches Licht mitten unter den Sternen,
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Es hatte einen grünlichen Schimmer, der ſich ſachte

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[73/0084] das Fläſchchen mit dem ſchwarzen Kaffeh faſt ausgeleert hatten, wodurch ſie ihr Blut zu größerer Thätigkeit brachten, aber gerade dadurch eine folgende Ermat¬ tung herbei zogen: ſo würden ſie den Schlaf nicht haben überwinden können, deſſen verführende Süſſig¬ keit alle Gründe überwiegt, wenn nicht die Natur in ihrer Größe ihnen beigeſtanden wäre, und in ihrem Innern eine Kraft aufgerufen hätte, welche im Stande war, dem Schlafe zu widerſtehen. In der ungeheueren Stille, die herrſchte, in der Stille, in der ſich kein Schneeſpizchen zu rühren ſchien, hörten die Kinder dreimal das Krachen des Eiſes. Was das Starrſte ſcheint, und doch das Regſamſte und Lebendigſte iſt, der Gletſcher, hatte die Töne her¬ vorgebracht. Dreimal hörten ſie hinter ſich den Schall, der entſezlich war, als ob die Erde entzwei geſprungen wäre, der ſich nach allen Richtungen im Eiſe verbrei¬ tete, und gleichſam durch alle Aderchen des Eiſes lief. Die Kinder blieben mit offenen Augen ſizen, und ſchauten in die Sterne hinaus. Auch für die Augen begann ſich etwas zu entwi¬ keln. Wie die Kinder ſo ſaßen, erblühte am Himmel vor ihnen ein bleiches Licht mitten unter den Sternen, und ſpannte einen ſchwachen Bogen durch dieſelben. Es hatte einen grünlichen Schimmer, der ſich ſachte

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/84>, abgerufen am 25.11.2024.