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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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frischem Schnee bedekt war. Wo er aus dem Eise
hervorkam, ging er gerade unter einem Kellergewölbe
heraus, das recht schön aus Eis über ihn gespannt
war. Die Kinder gingen in dem Graben fort, und
gingen in das Gewölbe hinein, und immer tiefer hin¬
ein. Es war ganz troken, und unter ihren Füßen
hatten sie glattes Eis. In der ganzen Höhlung aber
war es blau, so blau, wie gar nichts in der Welt ist,
viel tiefer und viel schöner blau, als das Firmament,
gleichsam wie himmelblau gefärbtes Glas, durch
welches lichter Schein hinein sinkt. Es waren dikere
und dünnere Bogen, es hingen Zaken Spizen und
Troddeln herab, der Gang wäre noch tiefer zurükge¬
gangen, sie wußten nicht wie tief, aber sie gingen
nicht mehr weiter. Es wäre auch sehr gut in der
Höhle gewesen, es war warm, es fiel kein Schnee,
aber es war so schrekhaft blau, die Kinder fürchteten
sich, und gingen wieder hinaus. Sie gingen eine
Weile in dem Graben fort, und kletterten dann über
seinen Rand hinaus.

Sie gingen an dem Eise hin, so fern es möglich
war, durch das Getrümmer und zwischen den Platten
durchzudringen.

"Wir werden jezt da noch hinüber gehen, und
dann von dem Eise abwärts laufen," sagte Konrad.

friſchem Schnee bedekt war. Wo er aus dem Eiſe
hervorkam, ging er gerade unter einem Kellergewölbe
heraus, das recht ſchön aus Eis über ihn geſpannt
war. Die Kinder gingen in dem Graben fort, und
gingen in das Gewölbe hinein, und immer tiefer hin¬
ein. Es war ganz troken, und unter ihren Füßen
hatten ſie glattes Eis. In der ganzen Höhlung aber
war es blau, ſo blau, wie gar nichts in der Welt iſt,
viel tiefer und viel ſchöner blau, als das Firmament,
gleichſam wie himmelblau gefärbtes Glas, durch
welches lichter Schein hinein ſinkt. Es waren dikere
und dünnere Bogen, es hingen Zaken Spizen und
Troddeln herab, der Gang wäre noch tiefer zurükge¬
gangen, ſie wußten nicht wie tief, aber ſie gingen
nicht mehr weiter. Es wäre auch ſehr gut in der
Höhle geweſen, es war warm, es fiel kein Schnee,
aber es war ſo ſchrekhaft blau, die Kinder fürchteten
ſich, und gingen wieder hinaus. Sie gingen eine
Weile in dem Graben fort, und kletterten dann über
ſeinen Rand hinaus.

Sie gingen an dem Eiſe hin, ſo fern es möglich
war, durch das Getrümmer und zwiſchen den Platten
durchzudringen.

„Wir werden jezt da noch hinüber gehen, und
dann von dem Eiſe abwärts laufen,“ ſagte Konrad.

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[60/0071] friſchem Schnee bedekt war. Wo er aus dem Eiſe hervorkam, ging er gerade unter einem Kellergewölbe heraus, das recht ſchön aus Eis über ihn geſpannt war. Die Kinder gingen in dem Graben fort, und gingen in das Gewölbe hinein, und immer tiefer hin¬ ein. Es war ganz troken, und unter ihren Füßen hatten ſie glattes Eis. In der ganzen Höhlung aber war es blau, ſo blau, wie gar nichts in der Welt iſt, viel tiefer und viel ſchöner blau, als das Firmament, gleichſam wie himmelblau gefärbtes Glas, durch welches lichter Schein hinein ſinkt. Es waren dikere und dünnere Bogen, es hingen Zaken Spizen und Troddeln herab, der Gang wäre noch tiefer zurükge¬ gangen, ſie wußten nicht wie tief, aber ſie gingen nicht mehr weiter. Es wäre auch ſehr gut in der Höhle geweſen, es war warm, es fiel kein Schnee, aber es war ſo ſchrekhaft blau, die Kinder fürchteten ſich, und gingen wieder hinaus. Sie gingen eine Weile in dem Graben fort, und kletterten dann über ſeinen Rand hinaus. Sie gingen an dem Eiſe hin, ſo fern es möglich war, durch das Getrümmer und zwiſchen den Platten durchzudringen. „Wir werden jezt da noch hinüber gehen, und dann von dem Eiſe abwärts laufen,“ ſagte Konrad.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/71>, abgerufen am 25.11.2024.