Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.hört hatten, war nichts zu vernehmen, sie sahen auch Weil nur die bloßen Fußstapfen der Kinder hinter Sie gingen in ihrer Richtung fort, sie näherten Ihre Freude wuchs noch immer; denn die Floken "Werden wir heute auch die Unglüksäule sehen?" "Darum können wir sie doch sehen," antwortete hört hatten, war nichts zu vernehmen, ſie ſahen auch Weil nur die bloßen Fußſtapfen der Kinder hinter Sie gingen in ihrer Richtung fort, ſie näherten Ihre Freude wuchs noch immer; denn die Floken „Werden wir heute auch die Unglükſäule ſehen?“ „Darum können wir ſie doch ſehen,“ antwortete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="46"/> hört hatten, war nichts zu vernehmen, ſie ſahen auch<lb/> keine auf irgend einem Zweige ſizen, oder fliegen, und<lb/> der ganze Wald war gleichſam ausgeſtorben.</p><lb/> <p>Weil nur die bloßen Fußſtapfen der Kinder hinter<lb/> ihnen blieben, und weil vor ihnen der Schnee rein<lb/> und unverlezt war, ſo war daraus zu erkennen daß ſie<lb/> die einzigen waren, die heute über den Hals gingen.</p><lb/> <p>Sie gingen in ihrer Richtung fort, ſie näherten<lb/> ſich öfter den Bäumen, öfter entfernten ſie ſich, und<lb/> wo dichtes Unterholz war, konnten ſie den Schnee auf<lb/> den Zweigen liegen ſehen.</p><lb/> <p>Ihre Freude wuchs noch immer; denn die Floken<lb/> fielen ſtets dichter, und nach kurzer Zeit brauchten ſie<lb/> nicht mehr den Schnee aufzuſuchen, um in ihm zu<lb/> waten; denn er lag ſchon ſo dicht, daß ſie ihn überall<lb/> weich unter den Sohlen empfanden, und daß er ſich be¬<lb/> reits um ihre Schuhe zu legen begann; und wenn es<lb/> ſo ruhig und heimlich war, ſo war es, als ob ſie das<lb/> Kniſtern des in die Nadeln herab fallenden Schnees<lb/> vernehmen könnten.</p><lb/> <p>„Werden wir heute auch die Unglükſäule ſehen?“<lb/> fragte das Mädchen, „ſie iſt ja umgefallen, und da<lb/> wird es darauf ſchneien, und da wird die rothe Farbe<lb/> weiß ſein.“</p><lb/> <p>„Darum können wir ſie doch ſehen,“ antwortete<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0057]
hört hatten, war nichts zu vernehmen, ſie ſahen auch
keine auf irgend einem Zweige ſizen, oder fliegen, und
der ganze Wald war gleichſam ausgeſtorben.
Weil nur die bloßen Fußſtapfen der Kinder hinter
ihnen blieben, und weil vor ihnen der Schnee rein
und unverlezt war, ſo war daraus zu erkennen daß ſie
die einzigen waren, die heute über den Hals gingen.
Sie gingen in ihrer Richtung fort, ſie näherten
ſich öfter den Bäumen, öfter entfernten ſie ſich, und
wo dichtes Unterholz war, konnten ſie den Schnee auf
den Zweigen liegen ſehen.
Ihre Freude wuchs noch immer; denn die Floken
fielen ſtets dichter, und nach kurzer Zeit brauchten ſie
nicht mehr den Schnee aufzuſuchen, um in ihm zu
waten; denn er lag ſchon ſo dicht, daß ſie ihn überall
weich unter den Sohlen empfanden, und daß er ſich be¬
reits um ihre Schuhe zu legen begann; und wenn es
ſo ruhig und heimlich war, ſo war es, als ob ſie das
Kniſtern des in die Nadeln herab fallenden Schnees
vernehmen könnten.
„Werden wir heute auch die Unglükſäule ſehen?“
fragte das Mädchen, „ſie iſt ja umgefallen, und da
wird es darauf ſchneien, und da wird die rothe Farbe
weiß ſein.“
„Darum können wir ſie doch ſehen,“ antwortete
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