Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

"Keine einzige," antwortete der junge Mann.

"Nun so leben Sie wohl," sagte der Verwalter,
"und mögen Ihre Thaten bald von leichten Gefühlen
begleitet sein."

"Amen," sagte der junge Mann.

Er verbeugte sich vor den Männern, aber noch
tiefer vor den Frauen selbst vor den Mägden, seine
Begleiter schwenkten sich, und er ging mit ihnen
davon.

Man sah ihnen nach, sah sie unter dem Thorbo¬
gen zu Pferde sizen, und über den Steindamm hinaus
reiten.

Jezt war nichts mehr von Kriegern zu sehen.

Nachdem der Verwalter und der Schloßherr die
Unordnung im eigenen Hause so weit es möglich
war, besichtiget hatten, wobei einige schöne von
Kugeln arg verlezte Gartenbäume zu bedauern waren,
verfügten sie sich in das Dorf, um dort und in der
Umgegend den Bewohnern in den Maßregeln beizu¬
stehen, die in Folge des stattgehabten Gefechtes noth¬
wendig geworden waren. Unterbringung der noch
aufgefundenen oder nach und nach eintreffenden Ver¬
wundeten von Freund und Feind war das Erste.
Der Arzt richtete im Schlosse ein Hospital ein, und
die Verwalterin kochte für Freunde und Feinde. Das

„Keine einzige,“ antwortete der junge Mann.

„Nun ſo leben Sie wohl,“ ſagte der Verwalter,
„und mögen Ihre Thaten bald von leichten Gefühlen
begleitet ſein.“

„Amen,“ ſagte der junge Mann.

Er verbeugte ſich vor den Männern, aber noch
tiefer vor den Frauen ſelbſt vor den Mägden, ſeine
Begleiter ſchwenkten ſich, und er ging mit ihnen
davon.

Man ſah ihnen nach, ſah ſie unter dem Thorbo¬
gen zu Pferde ſizen, und über den Steindamm hinaus
reiten.

Jezt war nichts mehr von Kriegern zu ſehen.

Nachdem der Verwalter und der Schloßherr die
Unordnung im eigenen Hauſe ſo weit es möglich
war, beſichtiget hatten, wobei einige ſchöne von
Kugeln arg verlezte Gartenbäume zu bedauern waren,
verfügten ſie ſich in das Dorf, um dort und in der
Umgegend den Bewohnern in den Maßregeln beizu¬
ſtehen, die in Folge des ſtattgehabten Gefechtes noth¬
wendig geworden waren. Unterbringung der noch
aufgefundenen oder nach und nach eintreffenden Ver¬
wundeten von Freund und Feind war das Erſte.
Der Arzt richtete im Schloſſe ein Hospital ein, und
die Verwalterin kochte für Freunde und Feinde. Das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0266" n="255"/>
        <p>&#x201E;Keine einzige,&#x201C; antwortete der junge Mann.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun &#x017F;o leben Sie wohl,&#x201C; &#x017F;agte der Verwalter,<lb/>
&#x201E;und mögen Ihre Thaten bald von leichten Gefühlen<lb/>
begleitet &#x017F;ein.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Amen,&#x201C; &#x017F;agte der junge Mann.</p><lb/>
        <p>Er verbeugte &#x017F;ich vor den Männern, aber noch<lb/>
tiefer vor den Frauen &#x017F;elb&#x017F;t vor den Mägden, &#x017F;eine<lb/>
Begleiter &#x017F;chwenkten &#x017F;ich, und er ging mit ihnen<lb/>
davon.</p><lb/>
        <p>Man &#x017F;ah ihnen nach, &#x017F;ah &#x017F;ie unter dem Thorbo¬<lb/>
gen zu Pferde &#x017F;izen, und über den Steindamm hinaus<lb/>
reiten.</p><lb/>
        <p>Jezt war nichts mehr von Kriegern zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Nachdem der Verwalter und der Schloßherr die<lb/>
Unordnung im eigenen Hau&#x017F;e &#x017F;o weit es möglich<lb/>
war, be&#x017F;ichtiget hatten, wobei einige &#x017F;chöne von<lb/>
Kugeln arg verlezte Gartenbäume zu bedauern waren,<lb/>
verfügten &#x017F;ie &#x017F;ich in das Dorf, um dort und in der<lb/>
Umgegend den Bewohnern in den Maßregeln beizu¬<lb/>
&#x017F;tehen, die in Folge des &#x017F;tattgehabten Gefechtes noth¬<lb/>
wendig geworden waren. Unterbringung der noch<lb/>
aufgefundenen oder nach und nach eintreffenden Ver¬<lb/>
wundeten von Freund und Feind war das Er&#x017F;te.<lb/>
Der Arzt richtete im Schlo&#x017F;&#x017F;e ein Hospital ein, und<lb/>
die Verwalterin kochte für Freunde und Feinde. Das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0266] „Keine einzige,“ antwortete der junge Mann. „Nun ſo leben Sie wohl,“ ſagte der Verwalter, „und mögen Ihre Thaten bald von leichten Gefühlen begleitet ſein.“ „Amen,“ ſagte der junge Mann. Er verbeugte ſich vor den Männern, aber noch tiefer vor den Frauen ſelbſt vor den Mägden, ſeine Begleiter ſchwenkten ſich, und er ging mit ihnen davon. Man ſah ihnen nach, ſah ſie unter dem Thorbo¬ gen zu Pferde ſizen, und über den Steindamm hinaus reiten. Jezt war nichts mehr von Kriegern zu ſehen. Nachdem der Verwalter und der Schloßherr die Unordnung im eigenen Hauſe ſo weit es möglich war, beſichtiget hatten, wobei einige ſchöne von Kugeln arg verlezte Gartenbäume zu bedauern waren, verfügten ſie ſich in das Dorf, um dort und in der Umgegend den Bewohnern in den Maßregeln beizu¬ ſtehen, die in Folge des ſtattgehabten Gefechtes noth¬ wendig geworden waren. Unterbringung der noch aufgefundenen oder nach und nach eintreffenden Ver¬ wundeten von Freund und Feind war das Erſte. Der Arzt richtete im Schloſſe ein Hospital ein, und die Verwalterin kochte für Freunde und Feinde. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/266
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/266>, abgerufen am 26.12.2024.