ihnen mit aller Strenge nicht abzugewöhnen, er war froh darüber, und wäre betrübt geworden, wenn es ihnen abzugewöhnen gewesen wäre. Die Schloßbe¬ wohner wohnten alle in demselben Flügel, und wenn ein Fremder gekommen wäre, der die Verhältnisse nicht gekannt hätte, so würde er geglaubt haben, der Schloßherr sei ein alter Verwandter, der unter seinen Angehörigen seine lezten Tage zubringe.
Das erste Kind, welches dem Verwalter geboren wurde, war ein Mädchen. Es bekam den Namen Ludmilla. Der Schloßherr wollte es nicht so nennen, er nannte es nur immer abgekürzt Lulu.
Das zweite Kind war ein Knabe, Alfred, das dritte ein Mädchen, Clara, und das vierte ein Knabe, Julius.
Damit war die Reihe abgeschlossen, es erschienen keine mehr.
Lulu wuchs heran. Sie bekam die verständigen ruhigen braunen Augen ihres Vaters und den lieb¬ lichen Mund der Mutter. Und wie sie waren alle Kin¬ der das eine oder andere Gemisch ihrer Eltern.
Sie begannen heran zu wachsen, der Schloßherr führte sie aller Orten herum, hatte seinen Stolz über sie, nahm stets immer ihre Parthei gegen die Eltern, und hätte sie, wären nicht andere treffliche Eigen¬
ihnen mit aller Strenge nicht abzugewöhnen, er war froh darüber, und wäre betrübt geworden, wenn es ihnen abzugewöhnen geweſen wäre. Die Schloßbe¬ wohner wohnten alle in demſelben Flügel, und wenn ein Fremder gekommen wäre, der die Verhältniſſe nicht gekannt hätte, ſo würde er geglaubt haben, der Schloßherr ſei ein alter Verwandter, der unter ſeinen Angehörigen ſeine lezten Tage zubringe.
Das erſte Kind, welches dem Verwalter geboren wurde, war ein Mädchen. Es bekam den Namen Ludmilla. Der Schloßherr wollte es nicht ſo nennen, er nannte es nur immer abgekürzt Lulu.
Das zweite Kind war ein Knabe, Alfred, das dritte ein Mädchen, Clara, und das vierte ein Knabe, Julius.
Damit war die Reihe abgeſchloſſen, es erſchienen keine mehr.
Lulu wuchs heran. Sie bekam die verſtändigen ruhigen braunen Augen ihres Vaters und den lieb¬ lichen Mund der Mutter. Und wie ſie waren alle Kin¬ der das eine oder andere Gemiſch ihrer Eltern.
Sie begannen heran zu wachſen, der Schloßherr führte ſie aller Orten herum, hatte ſeinen Stolz über ſie, nahm ſtets immer ihre Parthei gegen die Eltern, und hätte ſie, wären nicht andere treffliche Eigen¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0235"n="224"/>
ihnen mit aller Strenge nicht abzugewöhnen, er war<lb/>
froh darüber, und wäre betrübt geworden, wenn es<lb/>
ihnen abzugewöhnen geweſen wäre. Die Schloßbe¬<lb/>
wohner wohnten alle in demſelben Flügel, und wenn<lb/>
ein Fremder gekommen wäre, der die Verhältniſſe<lb/>
nicht gekannt hätte, ſo würde er geglaubt haben, der<lb/>
Schloßherr ſei ein alter Verwandter, der unter ſeinen<lb/>
Angehörigen ſeine lezten Tage zubringe.</p><lb/><p>Das erſte Kind, welches dem Verwalter geboren<lb/>
wurde, war ein Mädchen. Es bekam den Namen<lb/>
Ludmilla. Der Schloßherr wollte es nicht ſo nennen,<lb/>
er nannte es nur immer abgekürzt Lulu.</p><lb/><p>Das zweite Kind war ein Knabe, Alfred, das<lb/>
dritte ein Mädchen, Clara, und das vierte ein Knabe,<lb/>
Julius.</p><lb/><p>Damit war die Reihe abgeſchloſſen, es erſchienen<lb/>
keine mehr.</p><lb/><p>Lulu wuchs heran. Sie bekam die verſtändigen<lb/>
ruhigen braunen Augen ihres Vaters und den lieb¬<lb/>
lichen Mund der Mutter. Und wie ſie waren alle Kin¬<lb/>
der das eine oder andere Gemiſch ihrer Eltern.</p><lb/><p>Sie begannen heran zu wachſen, der Schloßherr<lb/>
führte ſie aller Orten herum, hatte ſeinen Stolz über<lb/>ſie, nahm ſtets immer ihre Parthei gegen die Eltern,<lb/>
und hätte ſie, wären nicht andere treffliche Eigen¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[224/0235]
ihnen mit aller Strenge nicht abzugewöhnen, er war
froh darüber, und wäre betrübt geworden, wenn es
ihnen abzugewöhnen geweſen wäre. Die Schloßbe¬
wohner wohnten alle in demſelben Flügel, und wenn
ein Fremder gekommen wäre, der die Verhältniſſe
nicht gekannt hätte, ſo würde er geglaubt haben, der
Schloßherr ſei ein alter Verwandter, der unter ſeinen
Angehörigen ſeine lezten Tage zubringe.
Das erſte Kind, welches dem Verwalter geboren
wurde, war ein Mädchen. Es bekam den Namen
Ludmilla. Der Schloßherr wollte es nicht ſo nennen,
er nannte es nur immer abgekürzt Lulu.
Das zweite Kind war ein Knabe, Alfred, das
dritte ein Mädchen, Clara, und das vierte ein Knabe,
Julius.
Damit war die Reihe abgeſchloſſen, es erſchienen
keine mehr.
Lulu wuchs heran. Sie bekam die verſtändigen
ruhigen braunen Augen ihres Vaters und den lieb¬
lichen Mund der Mutter. Und wie ſie waren alle Kin¬
der das eine oder andere Gemiſch ihrer Eltern.
Sie begannen heran zu wachſen, der Schloßherr
führte ſie aller Orten herum, hatte ſeinen Stolz über
ſie, nahm ſtets immer ihre Parthei gegen die Eltern,
und hätte ſie, wären nicht andere treffliche Eigen¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/235>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.