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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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die namentlich im Landbaue stets von schlechten Erfol¬
gen begleitet sind. Daher sah er sich nach einem
jungen Manne um, der ihm sein Vermögen verwal¬
ten könnte, und weil er mit seinem Verstande sehr
gut die Eigenschaften anderer Menschen abzuschäzen
wußte, so gelang es ihm auch, einen sehr tüchtigen
zu finden. Er erwarb ihn als Vorstand seiner Güter
mit einem sehr anständigen Gehalte und mit der Be¬
dingung, daß er sich von niemanden etwas einreden
lasse, am allerwenigsten von ihm selber. Der Ver¬
trag wurde unterzeichnet, und die Männer fuhren
recht gut mit einander. Der Verwalter verstand seine
Sachen trefflich, machte das Gut nach und nach
immer besser, verliebte sich in dasselbe, betrachtete es
und behandelte es zulezt wie sein eigenes, und ge¬
wöhnte sich zu seinem Herrn zu sagen, er solle sich
nicht in fremde Sachen mischen; nur daß sie Geld
und Geldsachen in einer eigenen Truhe behandelten, zu
der jeder einen Schlüssel hatte, daß sie das Geld wie
das eines Dritten ansahen, und sich ihre Bezüge
davon auszahlten. Der Verwalter hatte auch seine
Wunderlichkeiten, und ging namentlich in die Bücher
und politischen Ansichten seines Herrn ein, so daß sie
sich liebten, daß der Schloßherr immer auf seinem
Schlosse blieb, und daß der Verwalter keine bessere

die namentlich im Landbaue ſtets von ſchlechten Erfol¬
gen begleitet ſind. Daher ſah er ſich nach einem
jungen Manne um, der ihm ſein Vermögen verwal¬
ten könnte, und weil er mit ſeinem Verſtande ſehr
gut die Eigenſchaften anderer Menſchen abzuſchäzen
wußte, ſo gelang es ihm auch, einen ſehr tüchtigen
zu finden. Er erwarb ihn als Vorſtand ſeiner Güter
mit einem ſehr anſtändigen Gehalte und mit der Be¬
dingung, daß er ſich von niemanden etwas einreden
laſſe, am allerwenigſten von ihm ſelber. Der Ver¬
trag wurde unterzeichnet, und die Männer fuhren
recht gut mit einander. Der Verwalter verſtand ſeine
Sachen trefflich, machte das Gut nach und nach
immer beſſer, verliebte ſich in dasſelbe, betrachtete es
und behandelte es zulezt wie ſein eigenes, und ge¬
wöhnte ſich zu ſeinem Herrn zu ſagen, er ſolle ſich
nicht in fremde Sachen miſchen; nur daß ſie Geld
und Geldſachen in einer eigenen Truhe behandelten, zu
der jeder einen Schlüſſel hatte, daß ſie das Geld wie
das eines Dritten anſahen, und ſich ihre Bezüge
davon auszahlten. Der Verwalter hatte auch ſeine
Wunderlichkeiten, und ging namentlich in die Bücher
und politiſchen Anſichten ſeines Herrn ein, ſo daß ſie
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[222/0233] die namentlich im Landbaue ſtets von ſchlechten Erfol¬ gen begleitet ſind. Daher ſah er ſich nach einem jungen Manne um, der ihm ſein Vermögen verwal¬ ten könnte, und weil er mit ſeinem Verſtande ſehr gut die Eigenſchaften anderer Menſchen abzuſchäzen wußte, ſo gelang es ihm auch, einen ſehr tüchtigen zu finden. Er erwarb ihn als Vorſtand ſeiner Güter mit einem ſehr anſtändigen Gehalte und mit der Be¬ dingung, daß er ſich von niemanden etwas einreden laſſe, am allerwenigſten von ihm ſelber. Der Ver¬ trag wurde unterzeichnet, und die Männer fuhren recht gut mit einander. Der Verwalter verſtand ſeine Sachen trefflich, machte das Gut nach und nach immer beſſer, verliebte ſich in dasſelbe, betrachtete es und behandelte es zulezt wie ſein eigenes, und ge¬ wöhnte ſich zu ſeinem Herrn zu ſagen, er ſolle ſich nicht in fremde Sachen miſchen; nur daß ſie Geld und Geldſachen in einer eigenen Truhe behandelten, zu der jeder einen Schlüſſel hatte, daß ſie das Geld wie das eines Dritten anſahen, und ſich ihre Bezüge davon auszahlten. Der Verwalter hatte auch ſeine Wunderlichkeiten, und ging namentlich in die Bücher und politiſchen Anſichten ſeines Herrn ein, ſo daß ſie ſich liebten, daß der Schloßherr immer auf ſeinem Schloſſe blieb, und daß der Verwalter keine beſſere

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/233>, abgerufen am 24.11.2024.