unnüz, ja es belebte dieselbe nur noch mehr. Die Frau befahl daher, jezt die Feuerhaken zu gebrauchen, die vielfach in dem Hause vorhanden waren, und die brennenden Sparren von dem Dache soviel als mög¬ lich herunter zu reißen.
Für die Gemächer fürchtete die Frau nicht viel, weil ihre Deken mit sehr dikem Estrich belegt waren, und weil die Glut, die von dem brennenden Dache auf das Estrich fiel, mittelst der Haken und später durch Schaufeln eher entfernt werden konnte, ehe das Estrich so erhizt würde, daß die Tragbalken ergriffen würden, in Brand geriethen, und die Deke einstürzen ließen. Daher hatte sie aus den Gemächern nichts heraus räumen lassen, außer was Mägde bereitwillig und aus unbefohlenem Eifer heraus getragen hatten.
Da nun die Feuerhaken angelegt waren, und die Männer an ihnen bereit standen, um die Sparren, sobald sie durch das Feuer ein wenig geledigt wären, herunter zu reißen, so glaubte die Frau einen Augen¬ blik für sich gewinnen zu können, weil nun kein Haustheil mehr war, der von der Flamme ergriffen werden konnte, und sie ging hinweg, um nach ihren Kindern in der Laube zu sehen.
Als sie zu der Laube kam, liefen ihr Emma und Clementia entgegen, und riefen: "Mutter, wir sind
unnüz, ja es belebte dieſelbe nur noch mehr. Die Frau befahl daher, jezt die Feuerhaken zu gebrauchen, die vielfach in dem Hauſe vorhanden waren, und die brennenden Sparren von dem Dache ſoviel als mög¬ lich herunter zu reißen.
Für die Gemächer fürchtete die Frau nicht viel, weil ihre Deken mit ſehr dikem Eſtrich belegt waren, und weil die Glut, die von dem brennenden Dache auf das Eſtrich fiel, mittelſt der Haken und ſpäter durch Schaufeln eher entfernt werden konnte, ehe das Eſtrich ſo erhizt würde, daß die Tragbalken ergriffen würden, in Brand geriethen, und die Deke einſtürzen ließen. Daher hatte ſie aus den Gemächern nichts heraus räumen laſſen, außer was Mägde bereitwillig und aus unbefohlenem Eifer heraus getragen hatten.
Da nun die Feuerhaken angelegt waren, und die Männer an ihnen bereit ſtanden, um die Sparren, ſobald ſie durch das Feuer ein wenig geledigt wären, herunter zu reißen, ſo glaubte die Frau einen Augen¬ blik für ſich gewinnen zu können, weil nun kein Haustheil mehr war, der von der Flamme ergriffen werden konnte, und ſie ging hinweg, um nach ihren Kindern in der Laube zu ſehen.
Als ſie zu der Laube kam, liefen ihr Emma und Clementia entgegen, und riefen: „Mutter, wir ſind
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0195"n="184"/>
unnüz, ja es belebte dieſelbe nur noch mehr. Die<lb/>
Frau befahl daher, jezt die Feuerhaken zu gebrauchen,<lb/>
die vielfach in dem Hauſe vorhanden waren, und die<lb/>
brennenden Sparren von dem Dache ſoviel als mög¬<lb/>
lich herunter zu reißen.</p><lb/><p>Für die Gemächer fürchtete die Frau nicht viel,<lb/>
weil ihre Deken mit ſehr dikem Eſtrich belegt waren,<lb/>
und weil die Glut, die von dem brennenden Dache<lb/>
auf das Eſtrich fiel, mittelſt der Haken und ſpäter<lb/>
durch Schaufeln eher entfernt werden konnte, ehe das<lb/>
Eſtrich ſo erhizt würde, daß die Tragbalken ergriffen<lb/>
würden, in Brand geriethen, und die Deke einſtürzen<lb/>
ließen. Daher hatte ſie aus den Gemächern nichts<lb/>
heraus räumen laſſen, außer was Mägde bereitwillig<lb/>
und aus unbefohlenem Eifer heraus getragen hatten.</p><lb/><p>Da nun die Feuerhaken angelegt waren, und die<lb/>
Männer an ihnen bereit ſtanden, um die Sparren,<lb/>ſobald ſie durch das Feuer ein wenig geledigt wären,<lb/>
herunter zu reißen, ſo glaubte die Frau einen Augen¬<lb/>
blik für ſich gewinnen zu können, weil nun kein<lb/>
Haustheil mehr war, der von der Flamme ergriffen<lb/>
werden konnte, und ſie ging hinweg, um nach ihren<lb/>
Kindern in der Laube zu ſehen.</p><lb/><p>Als ſie zu der Laube kam, liefen ihr Emma und<lb/>
Clementia entgegen, und riefen: „Mutter, wir ſind<lb/></p></div></body></text></TEI>
[184/0195]
unnüz, ja es belebte dieſelbe nur noch mehr. Die
Frau befahl daher, jezt die Feuerhaken zu gebrauchen,
die vielfach in dem Hauſe vorhanden waren, und die
brennenden Sparren von dem Dache ſoviel als mög¬
lich herunter zu reißen.
Für die Gemächer fürchtete die Frau nicht viel,
weil ihre Deken mit ſehr dikem Eſtrich belegt waren,
und weil die Glut, die von dem brennenden Dache
auf das Eſtrich fiel, mittelſt der Haken und ſpäter
durch Schaufeln eher entfernt werden konnte, ehe das
Eſtrich ſo erhizt würde, daß die Tragbalken ergriffen
würden, in Brand geriethen, und die Deke einſtürzen
ließen. Daher hatte ſie aus den Gemächern nichts
heraus räumen laſſen, außer was Mägde bereitwillig
und aus unbefohlenem Eifer heraus getragen hatten.
Da nun die Feuerhaken angelegt waren, und die
Männer an ihnen bereit ſtanden, um die Sparren,
ſobald ſie durch das Feuer ein wenig geledigt wären,
herunter zu reißen, ſo glaubte die Frau einen Augen¬
blik für ſich gewinnen zu können, weil nun kein
Haustheil mehr war, der von der Flamme ergriffen
werden konnte, und ſie ging hinweg, um nach ihren
Kindern in der Laube zu ſehen.
Als ſie zu der Laube kam, liefen ihr Emma und
Clementia entgegen, und riefen: „Mutter, wir ſind
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/195>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.