Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

und drang bei den Knechten, die fast den Verstand
verloren hatten, darauf, daß sie in den Stall gingen,
und die Pferde heraus zogen, damit sie nicht etwa
erstiken, und daß sie dieselben an Bäume anbanden,
daß sie nicht wieder in das Feuer liefen. Ein Theil
der Leute hatte es mit dem Rindviehe schon so gemacht.
Man rettete aus dem brennenden Stalle ein Pferd
nach dem andern, die Mutter leitete das Unternehmen,
und gab die Stellen an, wo die Pferde angebunden
werden sollten. Den Haushund hatte jemand los
gelassen. Er kam in großen Sprüngen auf die Frau
zu, strebte an ihr empor, und gab seine Freude zu
erkennen, gleichsam als wüßte er, daß eine Gefahr
vorhanden gewesen war, und daß die Frau ihr glük¬
lich entronnen sei.

In den Zwischenaugenbliken lief die Frau in den
Garten, um nach den Kindern umzusehen, und wenn
sie sich überzeugt hatte, daß dieselben in der Laube
seien, kehrte sie wieder zu dem Feuer zurük.

Endlich fand sie eine Magd, die sie zu den Kindern
senden konnte, daß sie bei denselben in der Laube bliebe.

Die Knechte hatten indessen alle Thiere gerettet.

Die Tauben kreuzten in der Luft, und fielen wie
die Müken, die um ein Licht flattern, mit versengten
Flügeln in die Flammen.

und drang bei den Knechten, die faſt den Verſtand
verloren hatten, darauf, daß ſie in den Stall gingen,
und die Pferde heraus zogen, damit ſie nicht etwa
erſtiken, und daß ſie dieſelben an Bäume anbanden,
daß ſie nicht wieder in das Feuer liefen. Ein Theil
der Leute hatte es mit dem Rindviehe ſchon ſo gemacht.
Man rettete aus dem brennenden Stalle ein Pferd
nach dem andern, die Mutter leitete das Unternehmen,
und gab die Stellen an, wo die Pferde angebunden
werden ſollten. Den Haushund hatte jemand los
gelaſſen. Er kam in großen Sprüngen auf die Frau
zu, ſtrebte an ihr empor, und gab ſeine Freude zu
erkennen, gleichſam als wüßte er, daß eine Gefahr
vorhanden geweſen war, und daß die Frau ihr glük¬
lich entronnen ſei.

In den Zwiſchenaugenbliken lief die Frau in den
Garten, um nach den Kindern umzuſehen, und wenn
ſie ſich überzeugt hatte, daß dieſelben in der Laube
ſeien, kehrte ſie wieder zu dem Feuer zurük.

Endlich fand ſie eine Magd, die ſie zu den Kindern
ſenden konnte, daß ſie bei denſelben in der Laube bliebe.

Die Knechte hatten indeſſen alle Thiere gerettet.

Die Tauben kreuzten in der Luft, und fielen wie
die Müken, die um ein Licht flattern, mit verſengten
Flügeln in die Flammen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="182"/>
und drang bei den Knechten, die fa&#x017F;t den Ver&#x017F;tand<lb/>
verloren hatten, darauf, daß &#x017F;ie in den Stall gingen,<lb/>
und die Pferde heraus zogen, damit &#x017F;ie nicht etwa<lb/>
er&#x017F;tiken, und daß &#x017F;ie die&#x017F;elben an Bäume anbanden,<lb/>
daß &#x017F;ie nicht wieder in das Feuer liefen. Ein Theil<lb/>
der Leute hatte es mit dem Rindviehe &#x017F;chon &#x017F;o gemacht.<lb/>
Man rettete aus dem brennenden Stalle ein Pferd<lb/>
nach dem andern, die Mutter leitete das Unternehmen,<lb/>
und gab die Stellen an, wo die Pferde angebunden<lb/>
werden &#x017F;ollten. Den Haushund hatte jemand los<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en. Er kam in großen Sprüngen auf die Frau<lb/>
zu, &#x017F;trebte an ihr empor, und gab &#x017F;eine Freude zu<lb/>
erkennen, gleich&#x017F;am als wüßte er, daß eine Gefahr<lb/>
vorhanden gewe&#x017F;en war, und daß die Frau ihr glük¬<lb/>
lich entronnen &#x017F;ei.</p><lb/>
        <p>In den Zwi&#x017F;chenaugenbliken lief die Frau in den<lb/>
Garten, um nach den Kindern umzu&#x017F;ehen, und wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich überzeugt hatte, daß die&#x017F;elben in der Laube<lb/>
&#x017F;eien, kehrte &#x017F;ie wieder zu dem Feuer zurük.</p><lb/>
        <p>Endlich fand &#x017F;ie eine Magd, die &#x017F;ie zu den Kindern<lb/>
&#x017F;enden konnte, daß &#x017F;ie bei den&#x017F;elben in der Laube bliebe.</p><lb/>
        <p>Die Knechte hatten inde&#x017F;&#x017F;en alle Thiere gerettet.</p><lb/>
        <p>Die Tauben kreuzten in der Luft, und fielen wie<lb/>
die Müken, die um ein Licht flattern, mit ver&#x017F;engten<lb/>
Flügeln in die Flammen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0193] und drang bei den Knechten, die faſt den Verſtand verloren hatten, darauf, daß ſie in den Stall gingen, und die Pferde heraus zogen, damit ſie nicht etwa erſtiken, und daß ſie dieſelben an Bäume anbanden, daß ſie nicht wieder in das Feuer liefen. Ein Theil der Leute hatte es mit dem Rindviehe ſchon ſo gemacht. Man rettete aus dem brennenden Stalle ein Pferd nach dem andern, die Mutter leitete das Unternehmen, und gab die Stellen an, wo die Pferde angebunden werden ſollten. Den Haushund hatte jemand los gelaſſen. Er kam in großen Sprüngen auf die Frau zu, ſtrebte an ihr empor, und gab ſeine Freude zu erkennen, gleichſam als wüßte er, daß eine Gefahr vorhanden geweſen war, und daß die Frau ihr glük¬ lich entronnen ſei. In den Zwiſchenaugenbliken lief die Frau in den Garten, um nach den Kindern umzuſehen, und wenn ſie ſich überzeugt hatte, daß dieſelben in der Laube ſeien, kehrte ſie wieder zu dem Feuer zurük. Endlich fand ſie eine Magd, die ſie zu den Kindern ſenden konnte, daß ſie bei denſelben in der Laube bliebe. Die Knechte hatten indeſſen alle Thiere gerettet. Die Tauben kreuzten in der Luft, und fielen wie die Müken, die um ein Licht flattern, mit verſengten Flügeln in die Flammen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/193
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/193>, abgerufen am 25.11.2024.