und wo eine Hütte mit zwei alten Leuten war, die einen jungen Sohn hatten, der Fässer und Bottiche machte, und viel in die Wälder kam. Sie wußten nichts. Er ging an dem Steingehege aufwärts, und fragte bei den Hütten der Steinbrecher. Das Kind wird wohl von weiter oben sein, war die Antwort. Er ging weiter hinauf, und fragte. Das Mädchen könne zu den Haideleuten gehören, sagten sie. Er fragte an der Haide, sie antworteten, das Mädchen komme etwa von den Moorhütten herab. Er fragte an den Moo¬ ren. Sie wußten dort nichts. Er kam nun zu den hohen Wäldern. Die Holzhauer und Pechbrenner sagten, es gäbe allerlei Leute. Und wenn er das Mädchen beschrieb, so sagten sie insgesamt, sie hätten es schon gesehen, und wenn sie das Mädchen beschrie¬ ben, so beschrieb es der eine so, der andere anders, ein jeder auf seine Weise. Der Vater kehrte wieder nach Hause.
Wenn die Mutter das Mädchen selber leise fragte, so war es still, und sagte nichts. Die Kinder fragten nie. So verging nun die Zeit.
Das Mädchen kam jezt auch zuweilen allein zu dem Hause. Wenn man an einem Morgen die Lehnen der Fenster öffnete, stand es naß in dem bethauten Grase des Gartens, und wartete.
und wo eine Hütte mit zwei alten Leuten war, die einen jungen Sohn hatten, der Fäſſer und Bottiche machte, und viel in die Wälder kam. Sie wußten nichts. Er ging an dem Steingehege aufwärts, und fragte bei den Hütten der Steinbrecher. Das Kind wird wohl von weiter oben ſein, war die Antwort. Er ging weiter hinauf, und fragte. Das Mädchen könne zu den Haideleuten gehören, ſagten ſie. Er fragte an der Haide, ſie antworteten, das Mädchen komme etwa von den Moorhütten herab. Er fragte an den Moo¬ ren. Sie wußten dort nichts. Er kam nun zu den hohen Wäldern. Die Holzhauer und Pechbrenner ſagten, es gäbe allerlei Leute. Und wenn er das Mädchen beſchrieb, ſo ſagten ſie insgeſamt, ſie hätten es ſchon geſehen, und wenn ſie das Mädchen beſchrie¬ ben, ſo beſchrieb es der eine ſo, der andere anders, ein jeder auf ſeine Weiſe. Der Vater kehrte wieder nach Hauſe.
Wenn die Mutter das Mädchen ſelber leiſe fragte, ſo war es ſtill, und ſagte nichts. Die Kinder fragten nie. So verging nun die Zeit.
Das Mädchen kam jezt auch zuweilen allein zu dem Hauſe. Wenn man an einem Morgen die Lehnen der Fenſter öffnete, ſtand es naß in dem bethauten Graſe des Gartens, und wartete.
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und wo eine Hütte mit zwei alten Leuten war, die
einen jungen Sohn hatten, der Fäſſer und Bottiche
machte, und viel in die Wälder kam. Sie wußten
nichts. Er ging an dem Steingehege aufwärts, und
fragte bei den Hütten der Steinbrecher. Das Kind wird
wohl von weiter oben ſein, war die Antwort. Er
ging weiter hinauf, und fragte. Das Mädchen könne
zu den Haideleuten gehören, ſagten ſie. Er fragte an
der Haide, ſie antworteten, das Mädchen komme etwa
von den Moorhütten herab. Er fragte an den Moo¬
ren. Sie wußten dort nichts. Er kam nun zu den
hohen Wäldern. Die Holzhauer und Pechbrenner
ſagten, es gäbe allerlei Leute. Und wenn er das
Mädchen beſchrieb, ſo ſagten ſie insgeſamt, ſie hätten
es ſchon geſehen, und wenn ſie das Mädchen beſchrie¬
ben, ſo beſchrieb es der eine ſo, der andere anders,
ein jeder auf ſeine Weiſe. Der Vater kehrte wieder
nach Hauſe.
Wenn die Mutter das Mädchen ſelber leiſe fragte,
ſo war es ſtill, und ſagte nichts. Die Kinder fragten
nie. So verging nun die Zeit.
Das Mädchen kam jezt auch zuweilen allein zu
dem Hauſe. Wenn man an einem Morgen die Lehnen
der Fenſter öffnete, ſtand es naß in dem bethauten
Graſe des Gartens, und wartete.
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/184>, abgerufen am 15.08.2024.
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