töpflein, und legte einen silbernen Schöpfer dazu, dann that sie den reinen Honig auf die weißen Tassen, daß er wie Gold in denselben stand, dann legte sie Butter auf einen Teller, und gab zu jedem Size ein feines weißes Brot. Die Kinder assen nun in ihrem Hause, und der Vater war ihr Gast. Da gegessen war, wur¬ den die Reste wieder weggeräumt und eingepakt. Die Kinder freuten sich über dieses Vesperbrot sehr. Das braune Mädchen war an diesem Tage nicht gekommen, und der Vater wunderte sich, warum denn das Mäd¬ chen immer nicht komme, wenn er auf dem hohen Nußberge sei.
Die Kinder gingen nun dem Häuschen zu lieb auf den Berg. Sie waren immer in demselben, und wenn das braune Mädchen kam, mußte es mit in das Häuschen gehen, auf einem Stühlchen sizen, und mit ihnen tafeln. Es waren in der Zwischenzeit die Erd¬ beeren gekommen, und wenn die Kinder in ihre Birkenrindentäschchen im Walde an Rainen und ober¬ halb der Sandlehne Erdbeeren gelesen hatten, so that die Großmutter sie im Häuschen auf einen der Teller, die in der Tischlade aufbewahrt wurden, und man verzehrte vergnügt das Nachmittagsmal.
Aber die Freude an dem Häuschen wurde nach und nach geringer. Die Kinder gingen stets weniger
töpflein, und legte einen ſilbernen Schöpfer dazu, dann that ſie den reinen Honig auf die weißen Taſſen, daß er wie Gold in denſelben ſtand, dann legte ſie Butter auf einen Teller, und gab zu jedem Size ein feines weißes Brot. Die Kinder aſſen nun in ihrem Hauſe, und der Vater war ihr Gaſt. Da gegeſſen war, wur¬ den die Reſte wieder weggeräumt und eingepakt. Die Kinder freuten ſich über dieſes Vesperbrot ſehr. Das braune Mädchen war an dieſem Tage nicht gekommen, und der Vater wunderte ſich, warum denn das Mäd¬ chen immer nicht komme, wenn er auf dem hohen Nußberge ſei.
Die Kinder gingen nun dem Häuschen zu lieb auf den Berg. Sie waren immer in demſelben, und wenn das braune Mädchen kam, mußte es mit in das Häuschen gehen, auf einem Stühlchen ſizen, und mit ihnen tafeln. Es waren in der Zwiſchenzeit die Erd¬ beeren gekommen, und wenn die Kinder in ihre Birkenrindentäſchchen im Walde an Rainen und ober¬ halb der Sandlehne Erdbeeren geleſen hatten, ſo that die Großmutter ſie im Häuschen auf einen der Teller, die in der Tiſchlade aufbewahrt wurden, und man verzehrte vergnügt das Nachmittagsmal.
Aber die Freude an dem Häuschen wurde nach und nach geringer. Die Kinder gingen ſtets weniger
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töpflein, und legte einen ſilbernen Schöpfer dazu, dann
that ſie den reinen Honig auf die weißen Taſſen, daß
er wie Gold in denſelben ſtand, dann legte ſie Butter
auf einen Teller, und gab zu jedem Size ein feines
weißes Brot. Die Kinder aſſen nun in ihrem Hauſe,
und der Vater war ihr Gaſt. Da gegeſſen war, wur¬
den die Reſte wieder weggeräumt und eingepakt. Die
Kinder freuten ſich über dieſes Vesperbrot ſehr. Das
braune Mädchen war an dieſem Tage nicht gekommen,
und der Vater wunderte ſich, warum denn das Mäd¬
chen immer nicht komme, wenn er auf dem hohen
Nußberge ſei.
Die Kinder gingen nun dem Häuschen zu lieb auf
den Berg. Sie waren immer in demſelben, und wenn
das braune Mädchen kam, mußte es mit in das
Häuschen gehen, auf einem Stühlchen ſizen, und mit
ihnen tafeln. Es waren in der Zwiſchenzeit die Erd¬
beeren gekommen, und wenn die Kinder in ihre
Birkenrindentäſchchen im Walde an Rainen und ober¬
halb der Sandlehne Erdbeeren geleſen hatten, ſo that
die Großmutter ſie im Häuschen auf einen der Teller,
die in der Tiſchlade aufbewahrt wurden, und man
verzehrte vergnügt das Nachmittagsmal.
Aber die Freude an dem Häuschen wurde nach
und nach geringer. Die Kinder gingen ſtets weniger
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/181>, abgerufen am 15.08.2024.
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