und so lebhaft wuchsen, als wäre das Abschlagen der Zweige kein Unglük gewesen, sondern als hätte ein weiser Gärtner dieselben beschnitten, daß sie nur desto besser empor trieben. An den Zweiglein, die der Vater vielen abgeschnittenen Ästen eingepfropft, und die er mit Pflastern verbunden hatte, prangten zwei oder vier große Blätter. Im Walde im Gestrippe oberhalb der Sandlehne ja sogar auf der grauen Haidemulde war alles thätig. Die Zweige sproßten, als müßten sie eine Versäumniß einbringen, sie drängten sich, und strebten empor. Endlich, da die Erde weithin grün war, da die Zweige sich verlängert hatten, kamen auch Blüthen, sie kamen später, und waren weniger als in andern Jahren, aber sie waren da, und waren fast noch zutraulicher und lieblicher als in früheren Zeiten.
Einmal in der Fülle des Frühlings, da alles blühte und duftete, und sich das menschliche Herz erfreute, da die Kinder von dem hohen Nußberge nach Hause gingen, das braune Mädchen sie begleitete, und man bis zu den Glashäusern gekommen war, hatte Blond¬ köpfchen mit ernsten Augen die Hand des braunen Mäd¬ chens gefaßt. Braunköpfchen hatte es am Arme ge¬ nommen. Blondköpfchen sah dem braunen Mädchen in das Angesicht, und sagte: "Komme mit, komme mit."
und ſo lebhaft wuchſen, als wäre das Abſchlagen der Zweige kein Unglük geweſen, ſondern als hätte ein weiſer Gärtner dieſelben beſchnitten, daß ſie nur deſto beſſer empor trieben. An den Zweiglein, die der Vater vielen abgeſchnittenen Äſten eingepfropft, und die er mit Pflaſtern verbunden hatte, prangten zwei oder vier große Blätter. Im Walde im Geſtrippe oberhalb der Sandlehne ja ſogar auf der grauen Haidemulde war alles thätig. Die Zweige ſproßten, als müßten ſie eine Verſäumniß einbringen, ſie drängten ſich, und ſtrebten empor. Endlich, da die Erde weithin grün war, da die Zweige ſich verlängert hatten, kamen auch Blüthen, ſie kamen ſpäter, und waren weniger als in andern Jahren, aber ſie waren da, und waren faſt noch zutraulicher und lieblicher als in früheren Zeiten.
Einmal in der Fülle des Frühlings, da alles blühte und duftete, und ſich das menſchliche Herz erfreute, da die Kinder von dem hohen Nußberge nach Hauſe gingen, das braune Mädchen ſie begleitete, und man bis zu den Glashäuſern gekommen war, hatte Blond¬ köpfchen mit ernſten Augen die Hand des braunen Mäd¬ chens gefaßt. Braunköpfchen hatte es am Arme ge¬ nommen. Blondköpfchen ſah dem braunen Mädchen in das Angeſicht, und ſagte: „Komme mit, komme mit.“
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und ſo lebhaft wuchſen, als wäre das Abſchlagen der
Zweige kein Unglük geweſen, ſondern als hätte ein
weiſer Gärtner dieſelben beſchnitten, daß ſie nur deſto
beſſer empor trieben. An den Zweiglein, die der
Vater vielen abgeſchnittenen Äſten eingepfropft, und
die er mit Pflaſtern verbunden hatte, prangten zwei
oder vier große Blätter. Im Walde im Geſtrippe
oberhalb der Sandlehne ja ſogar auf der grauen
Haidemulde war alles thätig. Die Zweige ſproßten,
als müßten ſie eine Verſäumniß einbringen, ſie
drängten ſich, und ſtrebten empor. Endlich, da die
Erde weithin grün war, da die Zweige ſich verlängert
hatten, kamen auch Blüthen, ſie kamen ſpäter, und
waren weniger als in andern Jahren, aber ſie waren
da, und waren faſt noch zutraulicher und lieblicher
als in früheren Zeiten.
Einmal in der Fülle des Frühlings, da alles blühte
und duftete, und ſich das menſchliche Herz erfreute,
da die Kinder von dem hohen Nußberge nach Hauſe
gingen, das braune Mädchen ſie begleitete, und man
bis zu den Glashäuſern gekommen war, hatte Blond¬
köpfchen mit ernſten Augen die Hand des braunen Mäd¬
chens gefaßt. Braunköpfchen hatte es am Arme ge¬
nommen. Blondköpfchen ſah dem braunen Mädchen in
das Angeſicht, und ſagte: „Komme mit, komme mit.“
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/175>, abgerufen am 22.11.2024.
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