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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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nenunterganges nach der des Sonnenaufgangs, und
wenn man oft meinte, die Sonne werde jezt durch¬
brechen, die Wolken sich zertheilen, und dem blauen
Himmel Plaz machen, so entstanden wieder neue,
dekten wieder die früher lichteren Stellen, und zogen
wieder gegen Morgen. Es regnete aber nicht. Die
ungeheuern Mengen von Schlossen, welche auf die
Gegend nieder gefallen waren, verbrauchten Wärme,
die Kälte verdichtete daher beständig die in der Luft
befindlichen Dünste und erzeugte die unaufhörlichen
Wolken.

Das erste, was der Vater am Morgen vornehmen
ließ, war, daß er das Innere der Glashäuser reinigen
ließ. Die Schlossen wurden mit Schaufeln auf Kar¬
ren gethan, und in eine Grube gefahren, aus der
einst Steine gebrochen worden waren, und die der
Vater wieder dadurch ausfüllen wollte, daß er alle
festen Abfälle des Hauses wie Geschirrtrümmer oder
des Feldes wie ausgelesene Steine in dieselbe werfen
ließ. Der Hagel wurde dorthin geführt, weil nirgends
ein passender Ort für ihn war. Die Gewächse, von
denen man hoffen konnte, daß sie noch zu retten sein
könnten, wurden ausgelesen, die übrigen und die
Scherben der Töpfe wurden in obbesagte Grube ge¬
bracht. Auch wurden Knechte auf den Boden des

nenunterganges nach der des Sonnenaufgangs, und
wenn man oft meinte, die Sonne werde jezt durch¬
brechen, die Wolken ſich zertheilen, und dem blauen
Himmel Plaz machen, ſo entſtanden wieder neue,
dekten wieder die früher lichteren Stellen, und zogen
wieder gegen Morgen. Es regnete aber nicht. Die
ungeheuern Mengen von Schloſſen, welche auf die
Gegend nieder gefallen waren, verbrauchten Wärme,
die Kälte verdichtete daher beſtändig die in der Luft
befindlichen Dünſte und erzeugte die unaufhörlichen
Wolken.

Das erſte, was der Vater am Morgen vornehmen
ließ, war, daß er das Innere der Glashäuſer reinigen
ließ. Die Schloſſen wurden mit Schaufeln auf Kar¬
ren gethan, und in eine Grube gefahren, aus der
einſt Steine gebrochen worden waren, und die der
Vater wieder dadurch ausfüllen wollte, daß er alle
feſten Abfälle des Hauſes wie Geſchirrtrümmer oder
des Feldes wie ausgeleſene Steine in dieſelbe werfen
ließ. Der Hagel wurde dorthin geführt, weil nirgends
ein paſſender Ort für ihn war. Die Gewächſe, von
denen man hoffen konnte, daß ſie noch zu retten ſein
könnten, wurden ausgeleſen, die übrigen und die
Scherben der Töpfe wurden in obbeſagte Grube ge¬
bracht. Auch wurden Knechte auf den Boden des

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[151/0162] nenunterganges nach der des Sonnenaufgangs, und wenn man oft meinte, die Sonne werde jezt durch¬ brechen, die Wolken ſich zertheilen, und dem blauen Himmel Plaz machen, ſo entſtanden wieder neue, dekten wieder die früher lichteren Stellen, und zogen wieder gegen Morgen. Es regnete aber nicht. Die ungeheuern Mengen von Schloſſen, welche auf die Gegend nieder gefallen waren, verbrauchten Wärme, die Kälte verdichtete daher beſtändig die in der Luft befindlichen Dünſte und erzeugte die unaufhörlichen Wolken. Das erſte, was der Vater am Morgen vornehmen ließ, war, daß er das Innere der Glashäuſer reinigen ließ. Die Schloſſen wurden mit Schaufeln auf Kar¬ ren gethan, und in eine Grube gefahren, aus der einſt Steine gebrochen worden waren, und die der Vater wieder dadurch ausfüllen wollte, daß er alle feſten Abfälle des Hauſes wie Geſchirrtrümmer oder des Feldes wie ausgeleſene Steine in dieſelbe werfen ließ. Der Hagel wurde dorthin geführt, weil nirgends ein paſſender Ort für ihn war. Die Gewächſe, von denen man hoffen konnte, daß ſie noch zu retten ſein könnten, wurden ausgeleſen, die übrigen und die Scherben der Töpfe wurden in obbeſagte Grube ge¬ bracht. Auch wurden Knechte auf den Boden des

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/162>, abgerufen am 22.11.2024.