Sohnes war kein Haus und keine Hütte, man konnte also nirgends eine Unterkunft finden. In dem Walde könnten wohl die Bäume einen Schuz vor dem Regen gewähren, aber dafür waren sie desto gefährlicher wegen des Blizes, und man durfte dort keine Zuflucht suchen. Ob sie mit den Kindern noch vor Ausbruch des Gewitters nach Hause kommen könnte, war zwei¬ felhaft. Aber sie dachte, wenn auch das Gewitter erschiene, so könne es auf keinen Fall in der späten Jahreszeit stark sein, der Regen werde nicht in Strö¬ men herabfließen wie im Sommer, und so würde er leicht zu überstehen sein.
Indessen hatte sich die Gestalt der Wolken verän¬ dert. Sie bildeten eine dunkle Wand, und auf dem Grunde dieser Wand zeigten sich weißliche leichte Floken, die dahin zogen. Es wurden auch schon Blize in den Wolken gesehen, aber die Donner, die ihnen folgten, waren noch so ferne, als wären sie hinter den Bergen. Die Sonne schien noch immer auf den hohen Nußberg und die umringende Gegend.
Die Kinder fürchteten sich nicht. Sie hatten schon starke Gewitter gesehen, wie sie in ihrem Hügellande vorkommen, und da Vater und Mutter ihre Geschäfte ruhig fort thaten, so waren ihnen Gewitter nicht entsezlich.
Sohnes war kein Haus und keine Hütte, man konnte alſo nirgends eine Unterkunft finden. In dem Walde könnten wohl die Bäume einen Schuz vor dem Regen gewähren, aber dafür waren ſie deſto gefährlicher wegen des Blizes, und man durfte dort keine Zuflucht ſuchen. Ob ſie mit den Kindern noch vor Ausbruch des Gewitters nach Hauſe kommen könnte, war zwei¬ felhaft. Aber ſie dachte, wenn auch das Gewitter erſchiene, ſo könne es auf keinen Fall in der ſpäten Jahreszeit ſtark ſein, der Regen werde nicht in Strö¬ men herabfließen wie im Sommer, und ſo würde er leicht zu überſtehen ſein.
Indeſſen hatte ſich die Geſtalt der Wolken verän¬ dert. Sie bildeten eine dunkle Wand, und auf dem Grunde dieſer Wand zeigten ſich weißliche leichte Floken, die dahin zogen. Es wurden auch ſchon Blize in den Wolken geſehen, aber die Donner, die ihnen folgten, waren noch ſo ferne, als wären ſie hinter den Bergen. Die Sonne ſchien noch immer auf den hohen Nußberg und die umringende Gegend.
Die Kinder fürchteten ſich nicht. Sie hatten ſchon ſtarke Gewitter geſehen, wie ſie in ihrem Hügellande vorkommen, und da Vater und Mutter ihre Geſchäfte ruhig fort thaten, ſo waren ihnen Gewitter nicht entſezlich.
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Sohnes war kein Haus und keine Hütte, man konnte
alſo nirgends eine Unterkunft finden. In dem Walde
könnten wohl die Bäume einen Schuz vor dem Regen
gewähren, aber dafür waren ſie deſto gefährlicher
wegen des Blizes, und man durfte dort keine Zuflucht
ſuchen. Ob ſie mit den Kindern noch vor Ausbruch
des Gewitters nach Hauſe kommen könnte, war zwei¬
felhaft. Aber ſie dachte, wenn auch das Gewitter
erſchiene, ſo könne es auf keinen Fall in der ſpäten
Jahreszeit ſtark ſein, der Regen werde nicht in Strö¬
men herabfließen wie im Sommer, und ſo würde er
leicht zu überſtehen ſein.
Indeſſen hatte ſich die Geſtalt der Wolken verän¬
dert. Sie bildeten eine dunkle Wand, und auf dem
Grunde dieſer Wand zeigten ſich weißliche leichte
Floken, die dahin zogen. Es wurden auch ſchon Blize
in den Wolken geſehen, aber die Donner, die ihnen
folgten, waren noch ſo ferne, als wären ſie hinter
den Bergen. Die Sonne ſchien noch immer auf den
hohen Nußberg und die umringende Gegend.
Die Kinder fürchteten ſich nicht. Sie hatten ſchon
ſtarke Gewitter geſehen, wie ſie in ihrem Hügellande
vorkommen, und da Vater und Mutter ihre Geſchäfte
ruhig fort thaten, ſo waren ihnen Gewitter nicht
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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