und wirkliches Gold sind. In früheren Jahren haben seltsame Menschen, die weit von der Ferne gekommen sind, das Gold in unsern Bächen gewaschen, und sind reich von dannen gezogen; es haben dann auch mehrere von uns in den Wässern gewaschen, und manches gefunden; aber jezt ist es wieder vergessen worden, und niemand achtet das Wasser weiter, als daß er sein Vieh dann tränkt. Dann liegen noch köst¬ lichere Sachen in demselben. Wenn man eine Muschel findet, und sie die rechte ist, so liegt in ihr eine Perle, die so kostbar ist, daß man sie durchbohrt, und mit mehreren vereinigt an einer Schnur gefaßt den schönen Frauen als sanften Schmuk um den Hals thut, oder Heiligenbilder umwindet, und heilige Gefäße einfaßt."
Wenn die Kinder und die Großmutter lange ge¬ sessen waren, standen sie wieder auf, und gingen nach Hause.
Aber auch auf andere Stellen gingen die Kinder mit der Großmutter, sie gingen auf die Wiesen, wo die Schmalz- und Butterblumen waren, und besonders die Vergißmeinnicht, die wie klare Fischäuglein aus den Wellen schauen, und auf einem Gefäße mit Wasser lange auf dem Tische der Mutter blühen. Sie gingen auf den Erdbeerenberg, wo die würzigen Erdbeeren standen, die kleiner aber besser waren, als die der
und wirkliches Gold ſind. In früheren Jahren haben ſeltſame Menſchen, die weit von der Ferne gekommen ſind, das Gold in unſern Bächen gewaſchen, und ſind reich von dannen gezogen; es haben dann auch mehrere von uns in den Wäſſern gewaſchen, und manches gefunden; aber jezt iſt es wieder vergeſſen worden, und niemand achtet das Waſſer weiter, als daß er ſein Vieh dann tränkt. Dann liegen noch köſt¬ lichere Sachen in demſelben. Wenn man eine Muſchel findet, und ſie die rechte iſt, ſo liegt in ihr eine Perle, die ſo koſtbar iſt, daß man ſie durchbohrt, und mit mehreren vereinigt an einer Schnur gefaßt den ſchönen Frauen als ſanften Schmuk um den Hals thut, oder Heiligenbilder umwindet, und heilige Gefäße einfaßt.“
Wenn die Kinder und die Großmutter lange ge¬ ſeſſen waren, ſtanden ſie wieder auf, und gingen nach Hauſe.
Aber auch auf andere Stellen gingen die Kinder mit der Großmutter, ſie gingen auf die Wieſen, wo die Schmalz- und Butterblumen waren, und beſonders die Vergißmeinnicht, die wie klare Fiſchäuglein aus den Wellen ſchauen, und auf einem Gefäße mit Waſſer lange auf dem Tiſche der Mutter blühen. Sie gingen auf den Erdbeerenberg, wo die würzigen Erdbeeren ſtanden, die kleiner aber beſſer waren, als die der
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und wirkliches Gold ſind. In früheren Jahren haben
ſeltſame Menſchen, die weit von der Ferne gekommen
ſind, das Gold in unſern Bächen gewaſchen, und
ſind reich von dannen gezogen; es haben dann auch
mehrere von uns in den Wäſſern gewaſchen, und
manches gefunden; aber jezt iſt es wieder vergeſſen
worden, und niemand achtet das Waſſer weiter, als
daß er ſein Vieh dann tränkt. Dann liegen noch köſt¬
lichere Sachen in demſelben. Wenn man eine Muſchel
findet, und ſie die rechte iſt, ſo liegt in ihr eine Perle,
die ſo koſtbar iſt, daß man ſie durchbohrt, und mit
mehreren vereinigt an einer Schnur gefaßt den ſchönen
Frauen als ſanften Schmuk um den Hals thut, oder
Heiligenbilder umwindet, und heilige Gefäße einfaßt.“
Wenn die Kinder und die Großmutter lange ge¬
ſeſſen waren, ſtanden ſie wieder auf, und gingen nach
Hauſe.
Aber auch auf andere Stellen gingen die Kinder
mit der Großmutter, ſie gingen auf die Wieſen, wo
die Schmalz- und Butterblumen waren, und beſonders
die Vergißmeinnicht, die wie klare Fiſchäuglein aus den
Wellen ſchauen, und auf einem Gefäße mit Waſſer
lange auf dem Tiſche der Mutter blühen. Sie gingen
auf den Erdbeerenberg, wo die würzigen Erdbeeren
ſtanden, die kleiner aber beſſer waren, als die der
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/128>, abgerufen am 16.02.2025.
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