Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

sie ihn gleich wieder los, und suchten nach einem
andern. So waren sie emsig und fleißig. Und wenn
die Äste zu hoch waren, oder wenn sie zu stark waren,
daß sie durch die Kraft der Kinder nicht gebogen wer¬
den konnten, so half die Großmutter, sie langte den
Zweig herunter, und hielt ihn so lange, bis die Hände
der Kinder die Nüsse gefunden und gepflükt hatten.
Sie führte sie auch in Gegenden, wo die Zweige recht
gefüllt waren, und von Nüssen an Nüssen prangten.
Wenn dann die Kinder recht viel gelesen hatten, wenn
sie ihre Körblein voll hatten, wenn sie auch in ihre
Täschlein noch gestekt, ja sogar in ihre Tüchlein ge¬
bunden hatten, so blieben sie noch auf dem Berge,
sie gingen herum, sie gingen auf den Gipfel empor,
und sezten sich an einer diken und veralteten Hasel¬
wurzel, die sehr einladend war, nieder, und verweilten
in der weiten glänzenden Luft.

Die Großmutter sagte ihnen, da sei es auch gewe¬
sen, wo das Hähnlein und das Hühnlein auf den
Nußberg gegangen seien, wo das Hühnlein so viel
gedurstet und das Hähnlein ihm Wasser gebracht habe,
und wo auch noch andere Dinge geschehen seien.
Sie zeigte ihnen dann herum, und sagte ihnen die
wunderlichen Namen der Berge, sie nannte manches
Feld, das zu erbliken war, und erklärte die weißen

ſie ihn gleich wieder los, und ſuchten nach einem
andern. So waren ſie emſig und fleißig. Und wenn
die Äſte zu hoch waren, oder wenn ſie zu ſtark waren,
daß ſie durch die Kraft der Kinder nicht gebogen wer¬
den konnten, ſo half die Großmutter, ſie langte den
Zweig herunter, und hielt ihn ſo lange, bis die Hände
der Kinder die Nüſſe gefunden und gepflükt hatten.
Sie führte ſie auch in Gegenden, wo die Zweige recht
gefüllt waren, und von Nüſſen an Nüſſen prangten.
Wenn dann die Kinder recht viel geleſen hatten, wenn
ſie ihre Körblein voll hatten, wenn ſie auch in ihre
Täſchlein noch geſtekt, ja ſogar in ihre Tüchlein ge¬
bunden hatten, ſo blieben ſie noch auf dem Berge,
ſie gingen herum, ſie gingen auf den Gipfel empor,
und ſezten ſich an einer diken und veralteten Haſel¬
wurzel, die ſehr einladend war, nieder, und verweilten
in der weiten glänzenden Luft.

Die Großmutter ſagte ihnen, da ſei es auch gewe¬
ſen, wo das Hähnlein und das Hühnlein auf den
Nußberg gegangen ſeien, wo das Hühnlein ſo viel
gedurſtet und das Hähnlein ihm Waſſer gebracht habe,
und wo auch noch andere Dinge geſchehen ſeien.
Sie zeigte ihnen dann herum, und ſagte ihnen die
wunderlichen Namen der Berge, ſie nannte manches
Feld, das zu erbliken war, und erklärte die weißen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0120" n="109"/>
&#x017F;ie ihn gleich wieder los, und &#x017F;uchten nach einem<lb/>
andern. So waren &#x017F;ie em&#x017F;ig und fleißig. Und wenn<lb/>
die Ä&#x017F;te zu hoch waren, oder wenn &#x017F;ie zu &#x017F;tark waren,<lb/>
daß &#x017F;ie durch die Kraft der Kinder nicht gebogen wer¬<lb/>
den konnten, &#x017F;o half die Großmutter, &#x017F;ie langte den<lb/>
Zweig herunter, und hielt ihn &#x017F;o lange, bis die Hände<lb/>
der Kinder die Nü&#x017F;&#x017F;e gefunden und gepflükt hatten.<lb/>
Sie führte &#x017F;ie auch in Gegenden, wo die Zweige recht<lb/>
gefüllt waren, und von Nü&#x017F;&#x017F;en an Nü&#x017F;&#x017F;en prangten.<lb/>
Wenn dann die Kinder recht viel gele&#x017F;en hatten, wenn<lb/>
&#x017F;ie ihre Körblein voll hatten, wenn &#x017F;ie auch in ihre<lb/>&#x017F;chlein noch ge&#x017F;tekt, ja &#x017F;ogar in ihre Tüchlein ge¬<lb/>
bunden hatten, &#x017F;o blieben &#x017F;ie noch auf dem Berge,<lb/>
&#x017F;ie gingen herum, &#x017F;ie gingen auf den Gipfel empor,<lb/>
und &#x017F;ezten &#x017F;ich an einer diken und veralteten Ha&#x017F;el¬<lb/>
wurzel, die &#x017F;ehr einladend war, nieder, und verweilten<lb/>
in der weiten glänzenden Luft.</p><lb/>
        <p>Die Großmutter &#x017F;agte ihnen, da &#x017F;ei es auch gewe¬<lb/>
&#x017F;en, wo das Hähnlein und das Hühnlein auf den<lb/>
Nußberg gegangen &#x017F;eien, wo das Hühnlein &#x017F;o viel<lb/>
gedur&#x017F;tet und das Hähnlein ihm Wa&#x017F;&#x017F;er gebracht habe,<lb/>
und wo auch noch andere Dinge ge&#x017F;chehen &#x017F;eien.<lb/>
Sie zeigte ihnen dann herum, und &#x017F;agte ihnen die<lb/>
wunderlichen Namen der Berge, &#x017F;ie nannte manches<lb/>
Feld, das zu erbliken war, und erklärte die weißen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0120] ſie ihn gleich wieder los, und ſuchten nach einem andern. So waren ſie emſig und fleißig. Und wenn die Äſte zu hoch waren, oder wenn ſie zu ſtark waren, daß ſie durch die Kraft der Kinder nicht gebogen wer¬ den konnten, ſo half die Großmutter, ſie langte den Zweig herunter, und hielt ihn ſo lange, bis die Hände der Kinder die Nüſſe gefunden und gepflükt hatten. Sie führte ſie auch in Gegenden, wo die Zweige recht gefüllt waren, und von Nüſſen an Nüſſen prangten. Wenn dann die Kinder recht viel geleſen hatten, wenn ſie ihre Körblein voll hatten, wenn ſie auch in ihre Täſchlein noch geſtekt, ja ſogar in ihre Tüchlein ge¬ bunden hatten, ſo blieben ſie noch auf dem Berge, ſie gingen herum, ſie gingen auf den Gipfel empor, und ſezten ſich an einer diken und veralteten Haſel¬ wurzel, die ſehr einladend war, nieder, und verweilten in der weiten glänzenden Luft. Die Großmutter ſagte ihnen, da ſei es auch gewe¬ ſen, wo das Hähnlein und das Hühnlein auf den Nußberg gegangen ſeien, wo das Hühnlein ſo viel gedurſtet und das Hähnlein ihm Waſſer gebracht habe, und wo auch noch andere Dinge geſchehen ſeien. Sie zeigte ihnen dann herum, und ſagte ihnen die wunderlichen Namen der Berge, ſie nannte manches Feld, das zu erbliken war, und erklärte die weißen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/120
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/120>, abgerufen am 22.11.2024.