Felde sich zugetragen und im Zusammenleben sich ge¬ ändert hat. Mit der Rükkehr der Sonne kam er wie¬ der auf seinen Hof.
Auf demselben lebte auch seine Mutter, welche nie aus ihrer Heimath entfernt gewesen war, nur die nächsten Orte kannte, und blos ein einziges Mal in der Hauptstadt des Landes gewesen war. Sie nahm die Tochter liebreich auf, und es war reizend, wenn die schöne junge Gattin neben der ältlichen Frau ging, die die Tracht des Landes trug. Während des Auf¬ enthaltes der Eheleute in der Hauptstadt hüthete sie den Hof, und besorgte und ordnete alles. Wenn sie kommen sollten, sandte sie den Knecht mit den Pfer¬ den entgegen, und sah ihm nach, wenn der Wagen den Hügel hinab fuhr.
Sogleich ging der thätige Sohn wieder an die unterbrochene Arbeit. Anlagen wurden erweitert, neue begonnen, das Haus verbessert, und verschönert, und die Geschäfte des Feldes geführt. Man sah ihn unter seinem Gesinde und unter seinen Leuten.
Nach zwei Jahren schikte der Himmel einen Zu¬ wachs der Familie, es erschien das Töchterlein Emma. Gatte und Gattin, die bisher Sohn und Tochter ge¬ heißen hatten, wurden jezt Vater und Mutter, und die Mutter wurde Großmutter.
7*
Felde ſich zugetragen und im Zuſammenleben ſich ge¬ ändert hat. Mit der Rükkehr der Sonne kam er wie¬ der auf ſeinen Hof.
Auf demſelben lebte auch ſeine Mutter, welche nie aus ihrer Heimath entfernt geweſen war, nur die nächſten Orte kannte, und blos ein einziges Mal in der Hauptſtadt des Landes geweſen war. Sie nahm die Tochter liebreich auf, und es war reizend, wenn die ſchöne junge Gattin neben der ältlichen Frau ging, die die Tracht des Landes trug. Während des Auf¬ enthaltes der Eheleute in der Hauptſtadt hüthete ſie den Hof, und beſorgte und ordnete alles. Wenn ſie kommen ſollten, ſandte ſie den Knecht mit den Pfer¬ den entgegen, und ſah ihm nach, wenn der Wagen den Hügel hinab fuhr.
Sogleich ging der thätige Sohn wieder an die unterbrochene Arbeit. Anlagen wurden erweitert, neue begonnen, das Haus verbeſſert, und verſchönert, und die Geſchäfte des Feldes geführt. Man ſah ihn unter ſeinem Geſinde und unter ſeinen Leuten.
Nach zwei Jahren ſchikte der Himmel einen Zu¬ wachs der Familie, es erſchien das Töchterlein Emma. Gatte und Gattin, die bisher Sohn und Tochter ge¬ heißen hatten, wurden jezt Vater und Mutter, und die Mutter wurde Großmutter.
7*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0110"n="99"/>
Felde ſich zugetragen und im Zuſammenleben ſich ge¬<lb/>
ändert hat. Mit der Rükkehr der Sonne kam er wie¬<lb/>
der auf ſeinen Hof.</p><lb/><p>Auf demſelben lebte auch ſeine Mutter, welche nie<lb/>
aus ihrer Heimath entfernt geweſen war, nur die<lb/>
nächſten Orte kannte, und blos ein einziges Mal in<lb/>
der Hauptſtadt des Landes geweſen war. Sie nahm<lb/>
die Tochter liebreich auf, und es war reizend, wenn<lb/>
die ſchöne junge Gattin neben der ältlichen Frau ging,<lb/>
die die Tracht des Landes trug. Während des Auf¬<lb/>
enthaltes der Eheleute in der Hauptſtadt hüthete ſie<lb/>
den Hof, und beſorgte und ordnete alles. Wenn ſie<lb/>
kommen ſollten, ſandte ſie den Knecht mit den Pfer¬<lb/>
den entgegen, und ſah ihm nach, wenn der Wagen<lb/>
den Hügel hinab fuhr.</p><lb/><p>Sogleich ging der thätige Sohn wieder an die<lb/>
unterbrochene Arbeit. Anlagen wurden erweitert,<lb/>
neue begonnen, das Haus verbeſſert, und verſchönert,<lb/>
und die Geſchäfte des Feldes geführt. Man ſah ihn<lb/>
unter ſeinem Geſinde und unter ſeinen Leuten.</p><lb/><p>Nach zwei Jahren ſchikte der Himmel einen Zu¬<lb/>
wachs der Familie, es erſchien das Töchterlein Emma.<lb/>
Gatte und Gattin, die bisher Sohn und Tochter ge¬<lb/>
heißen hatten, wurden jezt Vater und Mutter, und<lb/>
die Mutter wurde Großmutter.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">7*<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[99/0110]
Felde ſich zugetragen und im Zuſammenleben ſich ge¬
ändert hat. Mit der Rükkehr der Sonne kam er wie¬
der auf ſeinen Hof.
Auf demſelben lebte auch ſeine Mutter, welche nie
aus ihrer Heimath entfernt geweſen war, nur die
nächſten Orte kannte, und blos ein einziges Mal in
der Hauptſtadt des Landes geweſen war. Sie nahm
die Tochter liebreich auf, und es war reizend, wenn
die ſchöne junge Gattin neben der ältlichen Frau ging,
die die Tracht des Landes trug. Während des Auf¬
enthaltes der Eheleute in der Hauptſtadt hüthete ſie
den Hof, und beſorgte und ordnete alles. Wenn ſie
kommen ſollten, ſandte ſie den Knecht mit den Pfer¬
den entgegen, und ſah ihm nach, wenn der Wagen
den Hügel hinab fuhr.
Sogleich ging der thätige Sohn wieder an die
unterbrochene Arbeit. Anlagen wurden erweitert,
neue begonnen, das Haus verbeſſert, und verſchönert,
und die Geſchäfte des Feldes geführt. Man ſah ihn
unter ſeinem Geſinde und unter ſeinen Leuten.
Nach zwei Jahren ſchikte der Himmel einen Zu¬
wachs der Familie, es erſchien das Töchterlein Emma.
Gatte und Gattin, die bisher Sohn und Tochter ge¬
heißen hatten, wurden jezt Vater und Mutter, und
die Mutter wurde Großmutter.
7*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/110>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.