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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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zu, nahm seinen Stab, und wir gingen wieder
weiter.

"Siehst du, mein liebes Kind," fuhr er fort, "es
hat aber alles nichts geholfen, und es war nur eine
Versuchung Gottes. Da die Büsche des Waldes ihre
Blüthen bekommen hatten, weiße und rothe, wie die
Natur will, da aus den Blüthen Beeren geworden
waren, da die Dinge, welche der Pechbrenner in die
Walderde gebaut hatte, aufgegangen und gewachsen
waren, da die Gerste die goldenen Barthaare bekom¬
men hatte, da das Korn schon weißlich wurde, da
die Haberfloken an den kleinen Fädlein hingen, und
das Kartoffelkraut seine grünen Kugeln und blaulichen
Blüthen trug: waren alle Leute des Pechbrenners
er selber und seine Frau bis auf einen einzigen kleinen
Knaben, den Sohn des Pechbrenners, gestorben.
Der Pechbrenner und sein Weib waren die lezten
gewesen, und da die Überlebenden immer die Todten
begraben hatten, der Pechbrenner und sein Weib aber
niemand hinter sich hatten, und der Knabe zu schwach
war, sie zu begraben, blieben sie als Todte in ihrer
Hütte liegen. Der Knabe war nun allein in dem
fürchterlichen großen Walde. Er ließ die Thiere aus,
welche in den Ställen waren, weil er sie nicht füttern
konnte, er dachte, daß sie an den Gräsern des Waldes

zu, nahm ſeinen Stab, und wir gingen wieder
weiter.

„Siehſt du, mein liebes Kind,“ fuhr er fort, „es
hat aber alles nichts geholfen, und es war nur eine
Verſuchung Gottes. Da die Büſche des Waldes ihre
Blüthen bekommen hatten, weiße und rothe, wie die
Natur will, da aus den Blüthen Beeren geworden
waren, da die Dinge, welche der Pechbrenner in die
Walderde gebaut hatte, aufgegangen und gewachſen
waren, da die Gerſte die goldenen Barthaare bekom¬
men hatte, da das Korn ſchon weißlich wurde, da
die Haberfloken an den kleinen Fädlein hingen, und
das Kartoffelkraut ſeine grünen Kugeln und blaulichen
Blüthen trug: waren alle Leute des Pechbrenners
er ſelber und ſeine Frau bis auf einen einzigen kleinen
Knaben, den Sohn des Pechbrenners, geſtorben.
Der Pechbrenner und ſein Weib waren die lezten
geweſen, und da die Überlebenden immer die Todten
begraben hatten, der Pechbrenner und ſein Weib aber
niemand hinter ſich hatten, und der Knabe zu ſchwach
war, ſie zu begraben, blieben ſie als Todte in ihrer
Hütte liegen. Der Knabe war nun allein in dem
fürchterlichen großen Walde. Er ließ die Thiere aus,
welche in den Ställen waren, weil er ſie nicht füttern
konnte, er dachte, daß ſie an den Gräſern des Waldes

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[62/0075] zu, nahm ſeinen Stab, und wir gingen wieder weiter. „Siehſt du, mein liebes Kind,“ fuhr er fort, „es hat aber alles nichts geholfen, und es war nur eine Verſuchung Gottes. Da die Büſche des Waldes ihre Blüthen bekommen hatten, weiße und rothe, wie die Natur will, da aus den Blüthen Beeren geworden waren, da die Dinge, welche der Pechbrenner in die Walderde gebaut hatte, aufgegangen und gewachſen waren, da die Gerſte die goldenen Barthaare bekom¬ men hatte, da das Korn ſchon weißlich wurde, da die Haberfloken an den kleinen Fädlein hingen, und das Kartoffelkraut ſeine grünen Kugeln und blaulichen Blüthen trug: waren alle Leute des Pechbrenners er ſelber und ſeine Frau bis auf einen einzigen kleinen Knaben, den Sohn des Pechbrenners, geſtorben. Der Pechbrenner und ſein Weib waren die lezten geweſen, und da die Überlebenden immer die Todten begraben hatten, der Pechbrenner und ſein Weib aber niemand hinter ſich hatten, und der Knabe zu ſchwach war, ſie zu begraben, blieben ſie als Todte in ihrer Hütte liegen. Der Knabe war nun allein in dem fürchterlichen großen Walde. Er ließ die Thiere aus, welche in den Ställen waren, weil er ſie nicht füttern konnte, er dachte, daß ſie an den Gräſern des Waldes

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/75>, abgerufen am 27.11.2024.