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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Dinge, die da waren, als: die Wägen, welche abge¬
laden unter dem Schoppendache ineinander geschoben
standen, die Pflüge und Eggen, welche, um Plaz zu
machen, in einen Winkel zusammengedrängt waren,
die Knechte und Mägde, die hin und her gingen,
ihre Samstagsarbeit thaten, und sich zur Feier des
Sonntages rüsteten; und die Dinge gesellten sich zu
denen, mit denen ohnehin mein Haupt angefüllt war,
zu Drillingsföhren Todten und Sterbenden und
singenden Vöglein.

Nach einer Zeit kam der Großvater wieder heraus,
und sagte: "So, jezt bin ich fertig, und wir treten
unsern Rükweg wieder an."

Ich stand von meinem Bänklein auf, wir gingen
dem Schwibbogen zu, der Bauer und die Bäurin
begleiteten uns bis dahin, nahmen bei dem Schwib¬
bogen Abschied, und wünschten uns glükliche Heim¬
kehr.

Da wir wieder allein waren, und auf unserem
Rükwege den Hohlweg hinan schritten, fuhr der
Großvater fort: "Als es tief in den Herbst ging, wo
die Preißelbeeren reifen, und die Nebel sich schon auf
den Mooswiesen zeigen, wandten sich die Menschen
wieder derjenigen Erde zu, in welcher man die Todten
ohne Einweihung und Gepränge begraben hatte.

Dinge, die da waren, als: die Wägen, welche abge¬
laden unter dem Schoppendache ineinander geſchoben
ſtanden, die Pflüge und Eggen, welche, um Plaz zu
machen, in einen Winkel zuſammengedrängt waren,
die Knechte und Mägde, die hin und her gingen,
ihre Samſtagsarbeit thaten, und ſich zur Feier des
Sonntages rüſteten; und die Dinge geſellten ſich zu
denen, mit denen ohnehin mein Haupt angefüllt war,
zu Drillingsföhren Todten und Sterbenden und
ſingenden Vöglein.

Nach einer Zeit kam der Großvater wieder heraus,
und ſagte: „So, jezt bin ich fertig, und wir treten
unſern Rükweg wieder an.“

Ich ſtand von meinem Bänklein auf, wir gingen
dem Schwibbogen zu, der Bauer und die Bäurin
begleiteten uns bis dahin, nahmen bei dem Schwib¬
bogen Abſchied, und wünſchten uns glükliche Heim¬
kehr.

Da wir wieder allein waren, und auf unſerem
Rükwege den Hohlweg hinan ſchritten, fuhr der
Großvater fort: „Als es tief in den Herbſt ging, wo
die Preißelbeeren reifen, und die Nebel ſich ſchon auf
den Mooswieſen zeigen, wandten ſich die Menſchen
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[52/0065] Dinge, die da waren, als: die Wägen, welche abge¬ laden unter dem Schoppendache ineinander geſchoben ſtanden, die Pflüge und Eggen, welche, um Plaz zu machen, in einen Winkel zuſammengedrängt waren, die Knechte und Mägde, die hin und her gingen, ihre Samſtagsarbeit thaten, und ſich zur Feier des Sonntages rüſteten; und die Dinge geſellten ſich zu denen, mit denen ohnehin mein Haupt angefüllt war, zu Drillingsföhren Todten und Sterbenden und ſingenden Vöglein. Nach einer Zeit kam der Großvater wieder heraus, und ſagte: „So, jezt bin ich fertig, und wir treten unſern Rükweg wieder an.“ Ich ſtand von meinem Bänklein auf, wir gingen dem Schwibbogen zu, der Bauer und die Bäurin begleiteten uns bis dahin, nahmen bei dem Schwib¬ bogen Abſchied, und wünſchten uns glükliche Heim¬ kehr. Da wir wieder allein waren, und auf unſerem Rükwege den Hohlweg hinan ſchritten, fuhr der Großvater fort: „Als es tief in den Herbſt ging, wo die Preißelbeeren reifen, und die Nebel ſich ſchon auf den Mooswieſen zeigen, wandten ſich die Menſchen wieder derjenigen Erde zu, in welcher man die Todten ohne Einweihung und Gepränge begraben hatte.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/65>, abgerufen am 26.11.2024.