Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.Unsitte und das Laster, in der Religion sinkt das In¬ Da ich in dieser Vorrede in meinen Ansichten über Diejenigen aber, die mir durch diese keineswegs Im Herbste 1852. Adalbert Stifter. Unſitte und das Laſter, in der Religion ſinkt das In¬ Da ich in dieſer Vorrede in meinen Anſichten über Diejenigen aber, die mir durch dieſe keineswegs Im Herbſte 1852. Adalbert Stifter. <TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="12"/> Unſitte und das Laſter, in der Religion ſinkt das In¬<lb/> nere zur bloßen Geſtalt oder zur üppigen Schwärmerei<lb/> herab, der Unterſchied zwiſchen Gut und Böſe verliert<lb/> ſich, der Einzelne verachtet das Ganze, und geht ſeiner<lb/> Luſt und ſeinem Verderben nach, und ſo wird das<lb/> Volk eine Beute ſeiner inneren Zerwirrung oder die<lb/> eines äußeren wilderen aber kräftigeren Feindes.— —</p><lb/> <p>Da ich in dieſer Vorrede in meinen Anſichten über<lb/> Großes und Kleines ſo weit gegangen bin, ſo ſei<lb/> es mir auch erlaubt zu ſagen, daß ich in der Geſchichte<lb/> des menſchlichen Geſchlechtes manche Erfahrungen zu<lb/> ſammeln bemüht geweſen bin, und daß ich Einzelnes<lb/> aus dieſen Erfahrungen zu dichtenden Verſuchen zuſam¬<lb/> mengeſtellt habe; aber meine eben entwikelten Anſich¬<lb/> ten und die Erlebniſſe der leztvergangenen Jahre<lb/> lehrten mich meiner Kraft zu mißtrauen, daher jene<lb/> Verſuche liegen bleiben mögen, bis ſie beſſer ausgear¬<lb/> beitet oder als unerheblich vernichtet werden.</p><lb/> <p>Diejenigen aber, die mir durch dieſe keineswegs<lb/> für junge Zuhörer paſſende Vorrede gefolgt ſind,<lb/> mögen es auch nicht verſchmähen, die Hervorbringun¬<lb/> gen beſcheidenerer Kräfte zu genießen, und mit mir zu<lb/> den harmloſen folgenden Dingen übergehen.</p><lb/> <closer> <dateline> <date>Im Herbſte <hi rendition="#b">1852.</hi> </date> </dateline><lb/> <hi rendition="#b">Adalbert Stifter.</hi> </closer><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [12/0025]
Unſitte und das Laſter, in der Religion ſinkt das In¬
nere zur bloßen Geſtalt oder zur üppigen Schwärmerei
herab, der Unterſchied zwiſchen Gut und Böſe verliert
ſich, der Einzelne verachtet das Ganze, und geht ſeiner
Luſt und ſeinem Verderben nach, und ſo wird das
Volk eine Beute ſeiner inneren Zerwirrung oder die
eines äußeren wilderen aber kräftigeren Feindes.— —
Da ich in dieſer Vorrede in meinen Anſichten über
Großes und Kleines ſo weit gegangen bin, ſo ſei
es mir auch erlaubt zu ſagen, daß ich in der Geſchichte
des menſchlichen Geſchlechtes manche Erfahrungen zu
ſammeln bemüht geweſen bin, und daß ich Einzelnes
aus dieſen Erfahrungen zu dichtenden Verſuchen zuſam¬
mengeſtellt habe; aber meine eben entwikelten Anſich¬
ten und die Erlebniſſe der leztvergangenen Jahre
lehrten mich meiner Kraft zu mißtrauen, daher jene
Verſuche liegen bleiben mögen, bis ſie beſſer ausgear¬
beitet oder als unerheblich vernichtet werden.
Diejenigen aber, die mir durch dieſe keineswegs
für junge Zuhörer paſſende Vorrede gefolgt ſind,
mögen es auch nicht verſchmähen, die Hervorbringun¬
gen beſcheidenerer Kräfte zu genießen, und mit mir zu
den harmloſen folgenden Dingen übergehen.
Im Herbſte 1852.
Adalbert Stifter.
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