mal, that dasselbe, und bekam dieselbe Antwort. Dann kam er nicht mehr. Er verabschiedete seine Magd, er nahm das kleine Kindlein aus dem Bette, er nahm es auf den Arm, ging aus seiner Wohnung, sperrte hinter sich zu, und ging fort.
Wenn Freunde zu dem Rentherrn kamen, um ihn zu besuchen, so hörten sie von den Leuten in dem Hause, der Rentherr sei fort, er müsse eine Reise an¬ getreten haben; denn er habe das Kindlein mitgenom¬ men, und habe, obwohl es Sommer war, den Man¬ tel angehabt.
So stand die Wohnung in dem vierten Stokwerke des Hauses auf dem Sanct Petersplaze leer, und das eiserne Gitter auf dem Gange war geschlossen.
Als ein halbes Jahr vergangen war, und weder der Rentherr zurükgekehrt war, noch auch jemand die Miethe für die Wohnung bezahlt hatte, zeigte der Besizer des Hauses den Vorfall bei der Obrigkeit an. Man ließ mehrere Freunde des Abwesenden kommen, und fragte sie, ob sie dessen Aufenthalt wüßten; allein keiner wußte ihn. Man ließ nach und nach alle kom¬ men, von denen man wußte daß sie mit dem Rentherrn in Beziehung gewesen seien; aber kein einziger konnte eine Auskunft geben. Auf das Anrathen des Gerich¬ tes, und weil ihn sein eigenes Wohlwollen gegen den
mal, that dasſelbe, und bekam dieſelbe Antwort. Dann kam er nicht mehr. Er verabſchiedete ſeine Magd, er nahm das kleine Kindlein aus dem Bette, er nahm es auf den Arm, ging aus ſeiner Wohnung, ſperrte hinter ſich zu, und ging fort.
Wenn Freunde zu dem Rentherrn kamen, um ihn zu beſuchen, ſo hörten ſie von den Leuten in dem Hauſe, der Rentherr ſei fort, er müſſe eine Reiſe an¬ getreten haben; denn er habe das Kindlein mitgenom¬ men, und habe, obwohl es Sommer war, den Man¬ tel angehabt.
So ſtand die Wohnung in dem vierten Stokwerke des Hauſes auf dem Sanct Petersplaze leer, und das eiſerne Gitter auf dem Gange war geſchloſſen.
Als ein halbes Jahr vergangen war, und weder der Rentherr zurükgekehrt war, noch auch jemand die Miethe für die Wohnung bezahlt hatte, zeigte der Beſizer des Hauſes den Vorfall bei der Obrigkeit an. Man ließ mehrere Freunde des Abweſenden kommen, und fragte ſie, ob ſie deſſen Aufenthalt wüßten; allein keiner wußte ihn. Man ließ nach und nach alle kom¬ men, von denen man wußte daß ſie mit dem Rentherrn in Beziehung geweſen ſeien; aber kein einziger konnte eine Auskunft geben. Auf das Anrathen des Gerich¬ tes, und weil ihn ſein eigenes Wohlwollen gegen den
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mal, that dasſelbe, und bekam dieſelbe Antwort.
Dann kam er nicht mehr. Er verabſchiedete ſeine
Magd, er nahm das kleine Kindlein aus dem Bette,
er nahm es auf den Arm, ging aus ſeiner Wohnung,
ſperrte hinter ſich zu, und ging fort.
Wenn Freunde zu dem Rentherrn kamen, um ihn
zu beſuchen, ſo hörten ſie von den Leuten in dem
Hauſe, der Rentherr ſei fort, er müſſe eine Reiſe an¬
getreten haben; denn er habe das Kindlein mitgenom¬
men, und habe, obwohl es Sommer war, den Man¬
tel angehabt.
So ſtand die Wohnung in dem vierten Stokwerke
des Hauſes auf dem Sanct Petersplaze leer, und
das eiſerne Gitter auf dem Gange war geſchloſſen.
Als ein halbes Jahr vergangen war, und weder
der Rentherr zurükgekehrt war, noch auch jemand die
Miethe für die Wohnung bezahlt hatte, zeigte der
Beſizer des Hauſes den Vorfall bei der Obrigkeit an.
Man ließ mehrere Freunde des Abweſenden kommen,
und fragte ſie, ob ſie deſſen Aufenthalt wüßten; allein
keiner wußte ihn. Man ließ nach und nach alle kom¬
men, von denen man wußte daß ſie mit dem Rentherrn
in Beziehung geweſen ſeien; aber kein einziger konnte
eine Auskunft geben. Auf das Anrathen des Gerich¬
tes, und weil ihn ſein eigenes Wohlwollen gegen den
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/226>, abgerufen am 16.07.2024.
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