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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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unter den Verunglükten, die sich vorfanden, war sie
nicht, und unter den Aufgefundenen, die sich als hei¬
mathlos auswiesen, war sie nicht.

Da dachte der Rentherr, Dall könne sie irgend
wohin geführt haben, und halte sie dort verborgen.
Er ging zu Dall, und foderte von ihm, daß er ihm
sage, wo sein Weib sei, und daß er ihm dasselbe zu¬
rük gebe. Dall betheuerte, er wisse nichts von der
Frau, er habe sie seit seinem lezten Besuche in der
Wohnung auf dem Sanct Petersplaze nicht mehr
gesehen, er gehe von seiner Wohnung nicht viel aus,
und zwar nur in das Theater und wieder zurük.

Der Rentherr ging nach Hause.

Nach einiger Zeit kam er wieder zu Dall, kniete
vor ihm nieder, faltete die Hände, und bath ihn um
sein Weib. Dall erwiederte wieder, er wisse von dem
Weibe gar nichts, dasselbe habe sich nicht mit seinem
Willen entfernt, er kenne dessen Aufenthalt nicht, und
könne es nicht zurük geben.

Der Rentherr entfernte sich wieder.

Nach einigen Tagen kam er abermals, kniete aber¬
mals nieder, und bath mit gefalteten Händen um sein
Weib. Dall schwor, daß er nicht wisse, wo die Frau
sei, und daß er sie nicht zurük geben könne.

Der Rentherr kam nach einigen Tagen noch ein¬

unter den Verunglükten, die ſich vorfanden, war ſie
nicht, und unter den Aufgefundenen, die ſich als hei¬
mathlos auswieſen, war ſie nicht.

Da dachte der Rentherr, Dall könne ſie irgend
wohin geführt haben, und halte ſie dort verborgen.
Er ging zu Dall, und foderte von ihm, daß er ihm
ſage, wo ſein Weib ſei, und daß er ihm daſſelbe zu¬
rük gebe. Dall betheuerte, er wiſſe nichts von der
Frau, er habe ſie ſeit ſeinem lezten Beſuche in der
Wohnung auf dem Sanct Petersplaze nicht mehr
geſehen, er gehe von ſeiner Wohnung nicht viel aus,
und zwar nur in das Theater und wieder zurük.

Der Rentherr ging nach Hauſe.

Nach einiger Zeit kam er wieder zu Dall, kniete
vor ihm nieder, faltete die Hände, und bath ihn um
ſein Weib. Dall erwiederte wieder, er wiſſe von dem
Weibe gar nichts, dasſelbe habe ſich nicht mit ſeinem
Willen entfernt, er kenne deſſen Aufenthalt nicht, und
könne es nicht zurük geben.

Der Rentherr entfernte ſich wieder.

Nach einigen Tagen kam er abermals, kniete aber¬
mals nieder, und bath mit gefalteten Händen um ſein
Weib. Dall ſchwor, daß er nicht wiſſe, wo die Frau
ſei, und daß er ſie nicht zurük geben könne.

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[212/0225] unter den Verunglükten, die ſich vorfanden, war ſie nicht, und unter den Aufgefundenen, die ſich als hei¬ mathlos auswieſen, war ſie nicht. Da dachte der Rentherr, Dall könne ſie irgend wohin geführt haben, und halte ſie dort verborgen. Er ging zu Dall, und foderte von ihm, daß er ihm ſage, wo ſein Weib ſei, und daß er ihm daſſelbe zu¬ rük gebe. Dall betheuerte, er wiſſe nichts von der Frau, er habe ſie ſeit ſeinem lezten Beſuche in der Wohnung auf dem Sanct Petersplaze nicht mehr geſehen, er gehe von ſeiner Wohnung nicht viel aus, und zwar nur in das Theater und wieder zurük. Der Rentherr ging nach Hauſe. Nach einiger Zeit kam er wieder zu Dall, kniete vor ihm nieder, faltete die Hände, und bath ihn um ſein Weib. Dall erwiederte wieder, er wiſſe von dem Weibe gar nichts, dasſelbe habe ſich nicht mit ſeinem Willen entfernt, er kenne deſſen Aufenthalt nicht, und könne es nicht zurük geben. Der Rentherr entfernte ſich wieder. Nach einigen Tagen kam er abermals, kniete aber¬ mals nieder, und bath mit gefalteten Händen um ſein Weib. Dall ſchwor, daß er nicht wiſſe, wo die Frau ſei, und daß er ſie nicht zurük geben könne. Der Rentherr kam nach einigen Tagen noch ein¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/225>, abgerufen am 24.11.2024.