Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

melden, weil er doch nicht erkennen könne, ob es nicht
zu etwas gut sei, und er bitte mich deßhalb um Ver¬
zeihung, daß er so zudringlich gewesen.

Ich antwortete ihm, daß ich seinen Brief als keine
Zudringlichkeit ansehen könne, sondern, daß er mir
einen Dienst damit erwiesen habe, indem ich an dem
Pfarrer im Kar großen Antheil nähme. Ich bitte ihn,
er möge mir öfter über das Befinden des Pfarrers
schreiben, und wenn es schlechter würde, mir dieses
sogleich anzeigen. Und sollte Gott wider Vermuthen
schnell etwas Menschliches über ihn verhängen, so solle
er mir auch dieses ohne geringstes Versäumen melden.

An den Pfarrer schrieb ich auch zu seiner Beru¬
higung, daß ich von seiner Erkrankung gehört habe,
daß ich den Schullehrer gebeten habe, er möge mir
über sein Befinden öfter schreiben; ich ersuchte ihn,
daß er sich nicht selber anstrengen möchte, an mich zu
schreiben, daß er sich ein Bett in das Stübchen ma¬
chen lassen solle, und daß sich, wie es ja auch in frü¬
heren Jahren geschehen sei, sein Unwohlsein in kurzer
Zeit wieder heben könnte. Mein Beruf gestatte für
den Augenblik keinen Besuch.

Er antwortete mir deßohngeachtet in einigen Zei¬
len, daß er sehr sehr alt sei, daß er geduldig harre,
und sich nicht fürchte.

melden, weil er doch nicht erkennen könne, ob es nicht
zu etwas gut ſei, und er bitte mich deßhalb um Ver¬
zeihung, daß er ſo zudringlich geweſen.

Ich antwortete ihm, daß ich ſeinen Brief als keine
Zudringlichkeit anſehen könne, ſondern, daß er mir
einen Dienſt damit erwieſen habe, indem ich an dem
Pfarrer im Kar großen Antheil nähme. Ich bitte ihn,
er möge mir öfter über das Befinden des Pfarrers
ſchreiben, und wenn es ſchlechter würde, mir dieſes
ſogleich anzeigen. Und ſollte Gott wider Vermuthen
ſchnell etwas Menſchliches über ihn verhängen, ſo ſolle
er mir auch dieſes ohne geringſtes Verſäumen melden.

An den Pfarrer ſchrieb ich auch zu ſeiner Beru¬
higung, daß ich von ſeiner Erkrankung gehört habe,
daß ich den Schullehrer gebeten habe, er möge mir
über ſein Befinden öfter ſchreiben; ich erſuchte ihn,
daß er ſich nicht ſelber anſtrengen möchte, an mich zu
ſchreiben, daß er ſich ein Bett in das Stübchen ma¬
chen laſſen ſolle, und daß ſich, wie es ja auch in frü¬
heren Jahren geſchehen ſei, ſein Unwohlſein in kurzer
Zeit wieder heben könnte. Mein Beruf geſtatte für
den Augenblik keinen Beſuch.

Er antwortete mir deßohngeachtet in einigen Zei¬
len, daß er ſehr ſehr alt ſei, daß er geduldig harre,
und ſich nicht fürchte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0194" n="181"/>
melden, weil er doch nicht erkennen könne, ob es nicht<lb/>
zu etwas gut &#x017F;ei, und er bitte mich deßhalb um Ver¬<lb/>
zeihung, daß er &#x017F;o zudringlich gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Ich antwortete ihm, daß ich &#x017F;einen Brief als keine<lb/>
Zudringlichkeit an&#x017F;ehen könne, &#x017F;ondern, daß er mir<lb/>
einen Dien&#x017F;t damit erwie&#x017F;en habe, indem ich an dem<lb/>
Pfarrer im Kar großen Antheil nähme. Ich bitte ihn,<lb/>
er möge mir öfter über das Befinden des Pfarrers<lb/>
&#x017F;chreiben, und wenn es &#x017F;chlechter würde, mir die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;ogleich anzeigen. Und &#x017F;ollte Gott wider Vermuthen<lb/>
&#x017F;chnell etwas Men&#x017F;chliches über ihn verhängen, &#x017F;o &#x017F;olle<lb/>
er mir auch die&#x017F;es ohne gering&#x017F;tes Ver&#x017F;äumen melden.</p><lb/>
        <p>An den Pfarrer &#x017F;chrieb ich auch zu &#x017F;einer Beru¬<lb/>
higung, daß ich von &#x017F;einer Erkrankung gehört habe,<lb/>
daß ich den Schullehrer gebeten habe, er möge mir<lb/>
über &#x017F;ein Befinden öfter &#x017F;chreiben; ich er&#x017F;uchte ihn,<lb/>
daß er &#x017F;ich nicht &#x017F;elber an&#x017F;trengen möchte, an mich zu<lb/>
&#x017F;chreiben, daß er &#x017F;ich ein Bett in das Stübchen ma¬<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olle, und daß &#x017F;ich, wie es ja auch in frü¬<lb/>
heren Jahren ge&#x017F;chehen &#x017F;ei, &#x017F;ein Unwohl&#x017F;ein in kurzer<lb/>
Zeit wieder heben könnte. Mein Beruf ge&#x017F;tatte für<lb/>
den Augenblik keinen Be&#x017F;uch.</p><lb/>
        <p>Er antwortete mir deßohngeachtet in einigen Zei¬<lb/>
len, daß er &#x017F;ehr &#x017F;ehr alt &#x017F;ei, daß er geduldig harre,<lb/>
und &#x017F;ich nicht fürchte.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0194] melden, weil er doch nicht erkennen könne, ob es nicht zu etwas gut ſei, und er bitte mich deßhalb um Ver¬ zeihung, daß er ſo zudringlich geweſen. Ich antwortete ihm, daß ich ſeinen Brief als keine Zudringlichkeit anſehen könne, ſondern, daß er mir einen Dienſt damit erwieſen habe, indem ich an dem Pfarrer im Kar großen Antheil nähme. Ich bitte ihn, er möge mir öfter über das Befinden des Pfarrers ſchreiben, und wenn es ſchlechter würde, mir dieſes ſogleich anzeigen. Und ſollte Gott wider Vermuthen ſchnell etwas Menſchliches über ihn verhängen, ſo ſolle er mir auch dieſes ohne geringſtes Verſäumen melden. An den Pfarrer ſchrieb ich auch zu ſeiner Beru¬ higung, daß ich von ſeiner Erkrankung gehört habe, daß ich den Schullehrer gebeten habe, er möge mir über ſein Befinden öfter ſchreiben; ich erſuchte ihn, daß er ſich nicht ſelber anſtrengen möchte, an mich zu ſchreiben, daß er ſich ein Bett in das Stübchen ma¬ chen laſſen ſolle, und daß ſich, wie es ja auch in frü¬ heren Jahren geſchehen ſei, ſein Unwohlſein in kurzer Zeit wieder heben könnte. Mein Beruf geſtatte für den Augenblik keinen Beſuch. Er antwortete mir deßohngeachtet in einigen Zei¬ len, daß er ſehr ſehr alt ſei, daß er geduldig harre, und ſich nicht fürchte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/194
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/194>, abgerufen am 23.11.2024.