nung thun, das ich damals hatte. Es ergrif mich nehmlich beinahe eine tiefe Wehmuth, als ich von der Gegend schied, welche mir, da ich sie zum ersten Male betreten hatte, abscheulich erschienen war. Wie ich immer mehr und mehr in die bewohnteren Theile hinauskam, mußte ich mich in meinem Wagen um¬ kehren, und nach den Steinen zurükschauen, deren Lichter so sanft und matt schimmerten, und in deren Vertiefungen die schönen blauen Schatten waren, wo ich so lange verweilt hatte, während ich jezt zu grünenden Wiesen zu getheilten Feldern und unter hohe strebende Bäume hinaus fuhr.
Nach fünf Jahren ergrif ich eine Gelegenheit, die mich in die Nähe brachte, das Steinkar wieder zu besuchen. Ich fand den Pfarrer in demselben zuwei¬ len herum gehen, wie früher, oder gelegentlich auf einem der Steine sizen, und herum schauen. Seine klaren blauen Augen waren die nehmlichen geblieben.
Ich zeigte ihm die Briefe, die ich von ihm em¬ pfangen, und die ich aufbewahrt hatte. Er bedankte sich sehr schön, daß ich auf jeden der Briefe ihm eine Antwort gesendet hätte, er freue sich der Briefe, und lese oft in denselben. Er zeigte sie mir, da wir in sei¬ nem Stübchen wieder an dem fichtenen Tische beisam¬ men saßen.
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nung thun, das ich damals hatte. Es ergrif mich nehmlich beinahe eine tiefe Wehmuth, als ich von der Gegend ſchied, welche mir, da ich ſie zum erſten Male betreten hatte, abſcheulich erſchienen war. Wie ich immer mehr und mehr in die bewohnteren Theile hinauskam, mußte ich mich in meinem Wagen um¬ kehren, und nach den Steinen zurükſchauen, deren Lichter ſo ſanft und matt ſchimmerten, und in deren Vertiefungen die ſchönen blauen Schatten waren, wo ich ſo lange verweilt hatte, während ich jezt zu grünenden Wieſen zu getheilten Feldern und unter hohe ſtrebende Bäume hinaus fuhr.
Nach fünf Jahren ergrif ich eine Gelegenheit, die mich in die Nähe brachte, das Steinkar wieder zu beſuchen. Ich fand den Pfarrer in demſelben zuwei¬ len herum gehen, wie früher, oder gelegentlich auf einem der Steine ſizen, und herum ſchauen. Seine klaren blauen Augen waren die nehmlichen geblieben.
Ich zeigte ihm die Briefe, die ich von ihm em¬ pfangen, und die ich aufbewahrt hatte. Er bedankte ſich ſehr ſchön, daß ich auf jeden der Briefe ihm eine Antwort geſendet hätte, er freue ſich der Briefe, und leſe oft in denſelben. Er zeigte ſie mir, da wir in ſei¬ nem Stübchen wieder an dem fichtenen Tiſche beiſam¬ men ſaßen.
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nung thun, das ich damals hatte. Es ergrif mich
nehmlich beinahe eine tiefe Wehmuth, als ich von der
Gegend ſchied, welche mir, da ich ſie zum erſten Male
betreten hatte, abſcheulich erſchienen war. Wie ich
immer mehr und mehr in die bewohnteren Theile
hinauskam, mußte ich mich in meinem Wagen um¬
kehren, und nach den Steinen zurükſchauen, deren
Lichter ſo ſanft und matt ſchimmerten, und in deren
Vertiefungen die ſchönen blauen Schatten waren,
wo ich ſo lange verweilt hatte, während ich jezt zu
grünenden Wieſen zu getheilten Feldern und unter
hohe ſtrebende Bäume hinaus fuhr.
Nach fünf Jahren ergrif ich eine Gelegenheit, die
mich in die Nähe brachte, das Steinkar wieder zu
beſuchen. Ich fand den Pfarrer in demſelben zuwei¬
len herum gehen, wie früher, oder gelegentlich auf
einem der Steine ſizen, und herum ſchauen. Seine
klaren blauen Augen waren die nehmlichen geblieben.
Ich zeigte ihm die Briefe, die ich von ihm em¬
pfangen, und die ich aufbewahrt hatte. Er bedankte
ſich ſehr ſchön, daß ich auf jeden der Briefe ihm eine
Antwort geſendet hätte, er freue ſich der Briefe, und
leſe oft in denſelben. Er zeigte ſie mir, da wir in ſei¬
nem Stübchen wieder an dem fichtenen Tiſche beiſam¬
men ſaßen.
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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