daß man es mir nicht mehr zu arg deuten konnte, wenn ich um eine Pfarre einkäme, bath ich um die jezige, und erhielt sie. Ich bin nun über sieben und zwanzig Jahre hier, und werde auch nicht mehr weg gehen. Die Leute sagen, die Pfarre sei schlecht, aber sie trägt schon, wovon ein Verkünder des Evange¬ liums leben kann. Sie sagen, die Gegend sei häßlich, aber auch das ist nicht wahr, man muß sie nur gehö¬ rig anschauen. Meine Vorgänger sind von hier auf andere Pfarrhöfe versezt worden. Da aber meine jezt lebenden Mitbrüder, die in meinen Jahren und etwas jünger sind, sich während ihrer Vorbereitungszeit sehr auszeichneten, und mir in allen Eigenschaften über¬ legen sind, so werde ich nie bitten, von hier auf einen anderen Plaz befördert zu werden. Meine Pfarrkinder sind gut, sie haben sich manchem meiner lehrenden Worte nicht verschlossen, und werden sich auch ferner nicht verschließen."
"Dann habe ich noch einen anderen weltlicheren und einzelneren Grund, weßhalb ich an dieser Stelle bleibe. Sie werden denselben schon einmal später erfahren, wenn sie nehmlich die Bitte, die ich an Sie stellen will, erhören. Ich komme nun zu dieser Bitte, aber ich muß noch etwas sagen, ehe ich sie ausspreche. Ich habe zu einem Zweke in diesem Pfarrhofe zu
daß man es mir nicht mehr zu arg deuten konnte, wenn ich um eine Pfarre einkäme, bath ich um die jezige, und erhielt ſie. Ich bin nun über ſieben und zwanzig Jahre hier, und werde auch nicht mehr weg gehen. Die Leute ſagen, die Pfarre ſei ſchlecht, aber ſie trägt ſchon, wovon ein Verkünder des Evange¬ liums leben kann. Sie ſagen, die Gegend ſei häßlich, aber auch das iſt nicht wahr, man muß ſie nur gehö¬ rig anſchauen. Meine Vorgänger ſind von hier auf andere Pfarrhöfe verſezt worden. Da aber meine jezt lebenden Mitbrüder, die in meinen Jahren und etwas jünger ſind, ſich während ihrer Vorbereitungszeit ſehr auszeichneten, und mir in allen Eigenſchaften über¬ legen ſind, ſo werde ich nie bitten, von hier auf einen anderen Plaz befördert zu werden. Meine Pfarrkinder ſind gut, ſie haben ſich manchem meiner lehrenden Worte nicht verſchloſſen, und werden ſich auch ferner nicht verſchließen.“
„Dann habe ich noch einen anderen weltlicheren und einzelneren Grund, weßhalb ich an dieſer Stelle bleibe. Sie werden denſelben ſchon einmal ſpäter erfahren, wenn ſie nehmlich die Bitte, die ich an Sie ſtellen will, erhören. Ich komme nun zu dieſer Bitte, aber ich muß noch etwas ſagen, ehe ich ſie ausſpreche. Ich habe zu einem Zweke in dieſem Pfarrhofe zu
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0184"n="171"/>
daß man es mir nicht mehr zu arg deuten konnte,<lb/>
wenn ich um eine Pfarre einkäme, bath ich um die<lb/>
jezige, und erhielt ſie. Ich bin nun über ſieben und<lb/>
zwanzig Jahre hier, und werde auch nicht mehr weg<lb/>
gehen. Die Leute ſagen, die Pfarre ſei ſchlecht, aber<lb/>ſie trägt ſchon, wovon ein Verkünder des Evange¬<lb/>
liums leben kann. Sie ſagen, die Gegend ſei häßlich,<lb/>
aber auch das iſt nicht wahr, man muß ſie nur gehö¬<lb/>
rig anſchauen. Meine Vorgänger ſind von hier auf<lb/>
andere Pfarrhöfe verſezt worden. Da aber meine jezt<lb/>
lebenden Mitbrüder, die in meinen Jahren und etwas<lb/>
jünger ſind, ſich während ihrer Vorbereitungszeit ſehr<lb/>
auszeichneten, und mir in allen Eigenſchaften über¬<lb/>
legen ſind, ſo werde ich nie bitten, von hier auf einen<lb/>
anderen Plaz befördert zu werden. Meine Pfarrkinder<lb/>ſind gut, ſie haben ſich manchem meiner lehrenden<lb/>
Worte nicht verſchloſſen, und werden ſich auch ferner<lb/>
nicht verſchließen.“</p><lb/><p>„Dann habe ich noch einen anderen weltlicheren<lb/>
und einzelneren Grund, weßhalb ich an dieſer Stelle<lb/>
bleibe. Sie werden denſelben ſchon einmal ſpäter<lb/>
erfahren, wenn ſie nehmlich die Bitte, die ich an Sie<lb/>ſtellen will, erhören. Ich komme nun zu dieſer Bitte,<lb/>
aber ich muß noch etwas ſagen, ehe ich ſie ausſpreche.<lb/>
Ich habe zu einem Zweke in dieſem Pfarrhofe zu<lb/></p></div></body></text></TEI>
[171/0184]
daß man es mir nicht mehr zu arg deuten konnte,
wenn ich um eine Pfarre einkäme, bath ich um die
jezige, und erhielt ſie. Ich bin nun über ſieben und
zwanzig Jahre hier, und werde auch nicht mehr weg
gehen. Die Leute ſagen, die Pfarre ſei ſchlecht, aber
ſie trägt ſchon, wovon ein Verkünder des Evange¬
liums leben kann. Sie ſagen, die Gegend ſei häßlich,
aber auch das iſt nicht wahr, man muß ſie nur gehö¬
rig anſchauen. Meine Vorgänger ſind von hier auf
andere Pfarrhöfe verſezt worden. Da aber meine jezt
lebenden Mitbrüder, die in meinen Jahren und etwas
jünger ſind, ſich während ihrer Vorbereitungszeit ſehr
auszeichneten, und mir in allen Eigenſchaften über¬
legen ſind, ſo werde ich nie bitten, von hier auf einen
anderen Plaz befördert zu werden. Meine Pfarrkinder
ſind gut, ſie haben ſich manchem meiner lehrenden
Worte nicht verſchloſſen, und werden ſich auch ferner
nicht verſchließen.“
„Dann habe ich noch einen anderen weltlicheren
und einzelneren Grund, weßhalb ich an dieſer Stelle
bleibe. Sie werden denſelben ſchon einmal ſpäter
erfahren, wenn ſie nehmlich die Bitte, die ich an Sie
ſtellen will, erhören. Ich komme nun zu dieſer Bitte,
aber ich muß noch etwas ſagen, ehe ich ſie ausſpreche.
Ich habe zu einem Zweke in dieſem Pfarrhofe zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/184>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.