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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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"Diese Frau hatte auch ein Töchterlein, ein Kind,
nein es war doch kein Kind mehr -- ich wußte eigent¬
lich damals nicht, ob es noch ein Kind sei oder nicht.
Das Töchterlein hatte sehr feine rothe Wangen, es
hatte feine rothe Lippen, unschuldige Augen, die
braun waren, und freundlich um sich schauten. Über
die Augen hatte es Lider, die groß und sanft waren,
und von denen lange Wimpern nieder gingen, die
zart und sittsam aussahen. Die dunkeln Haare waren
von der Mutter glatt und rein gescheitelt, und lagen
schön an dem Haupte. Das Mädchen trug manchmal
ein längliches Körbchen von feinem Rohre; über
dem Körbchen war ein weißes sehr feines Tuch ge¬
spannt, und in dem Körbchen mochte ganz auserlesene
Wäsche liegen, welche das Kind zu einer oder der
andern Frau zu tragen hatte."

"Ich sah es gar so gerne an. Manchmal stand ich
an dem Fenster, und sah auf den Garten hinüber, in
welchem immer ohne Unterbrechung, außer wenn es
Nacht wurde, oder schlechtes Wetter kam, Wäsche an
den Schnüren hing, und ich hatte die weißen Dinge
sehr lieb. Da kam zuweilen das Mädchen heraus,
ging auf dem Anger hin und wider, und hatte
mancherlei zu thun, oder ich sah es, obwohl das
Häuschen sehr unter Zweigen verstekt war, an dem

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„Dieſe Frau hatte auch ein Töchterlein, ein Kind,
nein es war doch kein Kind mehr — ich wußte eigent¬
lich damals nicht, ob es noch ein Kind ſei oder nicht.
Das Töchterlein hatte ſehr feine rothe Wangen, es
hatte feine rothe Lippen, unſchuldige Augen, die
braun waren, und freundlich um ſich ſchauten. Über
die Augen hatte es Lider, die groß und ſanft waren,
und von denen lange Wimpern nieder gingen, die
zart und ſittſam ausſahen. Die dunkeln Haare waren
von der Mutter glatt und rein geſcheitelt, und lagen
ſchön an dem Haupte. Das Mädchen trug manchmal
ein längliches Körbchen von feinem Rohre; über
dem Körbchen war ein weißes ſehr feines Tuch ge¬
ſpannt, und in dem Körbchen mochte ganz auserleſene
Wäſche liegen, welche das Kind zu einer oder der
andern Frau zu tragen hatte.“

„Ich ſah es gar ſo gerne an. Manchmal ſtand ich
an dem Fenſter, und ſah auf den Garten hinüber, in
welchem immer ohne Unterbrechung, außer wenn es
Nacht wurde, oder ſchlechtes Wetter kam, Wäſche an
den Schnüren hing, und ich hatte die weißen Dinge
ſehr lieb. Da kam zuweilen das Mädchen heraus,
ging auf dem Anger hin und wider, und hatte
mancherlei zu thun, oder ich ſah es, obwohl das
Häuschen ſehr unter Zweigen verſtekt war, an dem

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[163/0176] „Dieſe Frau hatte auch ein Töchterlein, ein Kind, nein es war doch kein Kind mehr — ich wußte eigent¬ lich damals nicht, ob es noch ein Kind ſei oder nicht. Das Töchterlein hatte ſehr feine rothe Wangen, es hatte feine rothe Lippen, unſchuldige Augen, die braun waren, und freundlich um ſich ſchauten. Über die Augen hatte es Lider, die groß und ſanft waren, und von denen lange Wimpern nieder gingen, die zart und ſittſam ausſahen. Die dunkeln Haare waren von der Mutter glatt und rein geſcheitelt, und lagen ſchön an dem Haupte. Das Mädchen trug manchmal ein längliches Körbchen von feinem Rohre; über dem Körbchen war ein weißes ſehr feines Tuch ge¬ ſpannt, und in dem Körbchen mochte ganz auserleſene Wäſche liegen, welche das Kind zu einer oder der andern Frau zu tragen hatte.“ „Ich ſah es gar ſo gerne an. Manchmal ſtand ich an dem Fenſter, und ſah auf den Garten hinüber, in welchem immer ohne Unterbrechung, außer wenn es Nacht wurde, oder ſchlechtes Wetter kam, Wäſche an den Schnüren hing, und ich hatte die weißen Dinge ſehr lieb. Da kam zuweilen das Mädchen heraus, ging auf dem Anger hin und wider, und hatte mancherlei zu thun, oder ich ſah es, obwohl das Häuschen ſehr unter Zweigen verſtekt war, an dem 11*

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/176>, abgerufen am 24.11.2024.