in einem Buche aufschriebe, so würde gewiß ein Un¬ kundiger dieses Beginnen für ein kleines und für Spielerei ansehen: aber wie ehrfurchterregend wird dieses Kleine und wie begeisterungerwekend diese Spielerei, wenn wir nun erfahren, daß diese Beob¬ achtungen wirklich auf dem ganzen Erdboden ange¬ stellt werden, und daß aus den daraus zusammenge¬ stellten Tafeln ersichtlich wird, daß manche kleine Veränderungen an der Magnetnadel oft auf allen Punkten der Erde gleichzeitig und in gleichem Maße vor sich gehen, daß also ein magnetisches Gewitter über die ganze Erde geht, daß die ganze Erdoberfläche gleichzeitig gleichsam ein magnetisches Schauern em¬ pfindet. Wenn wir, so wie wir für das Licht die Augen haben, auch für die Electricität und den aus ihr kommenden Magnetismus ein Sinneswerkzeug hätten, welche große Welt welche Fülle von unerme߬ lichen Erscheinungen würde uns da aufgethan sein. Wenn wir aber auch dieses leibliche Auge nicht haben, so haben wir dafür das geistige der Wissenschaft, und diese lehrt uns, daß die electrische und magnetische Kraft auf einem ungeheuren Schauplaze wirke, daß sie auf der ganzen Erde und durch den ganzen Himmel verbreitet sei, daß sie alles umfließe, und sanft und unablässig verändernd bildend und lebenerzeugend sich
in einem Buche aufſchriebe, ſo würde gewiß ein Un¬ kundiger dieſes Beginnen für ein kleines und für Spielerei anſehen: aber wie ehrfurchterregend wird dieſes Kleine und wie begeiſterungerwekend dieſe Spielerei, wenn wir nun erfahren, daß dieſe Beob¬ achtungen wirklich auf dem ganzen Erdboden ange¬ ſtellt werden, und daß aus den daraus zuſammenge¬ ſtellten Tafeln erſichtlich wird, daß manche kleine Veränderungen an der Magnetnadel oft auf allen Punkten der Erde gleichzeitig und in gleichem Maße vor ſich gehen, daß alſo ein magnetiſches Gewitter über die ganze Erde geht, daß die ganze Erdoberfläche gleichzeitig gleichſam ein magnetiſches Schauern em¬ pfindet. Wenn wir, ſo wie wir für das Licht die Augen haben, auch für die Electricität und den aus ihr kommenden Magnetismus ein Sinneswerkzeug hätten, welche große Welt welche Fülle von unerme߬ lichen Erſcheinungen würde uns da aufgethan ſein. Wenn wir aber auch dieſes leibliche Auge nicht haben, ſo haben wir dafür das geiſtige der Wiſſenſchaft, und dieſe lehrt uns, daß die electriſche und magnetiſche Kraft auf einem ungeheuren Schauplaze wirke, daß ſie auf der ganzen Erde und durch den ganzen Himmel verbreitet ſei, daß ſie alles umfließe, und ſanft und unabläſſig verändernd bildend und lebenerzeugend ſich
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in einem Buche aufſchriebe, ſo würde gewiß ein Un¬
kundiger dieſes Beginnen für ein kleines und für
Spielerei anſehen: aber wie ehrfurchterregend wird
dieſes Kleine und wie begeiſterungerwekend dieſe
Spielerei, wenn wir nun erfahren, daß dieſe Beob¬
achtungen wirklich auf dem ganzen Erdboden ange¬
ſtellt werden, und daß aus den daraus zuſammenge¬
ſtellten Tafeln erſichtlich wird, daß manche kleine
Veränderungen an der Magnetnadel oft auf allen
Punkten der Erde gleichzeitig und in gleichem Maße
vor ſich gehen, daß alſo ein magnetiſches Gewitter
über die ganze Erde geht, daß die ganze Erdoberfläche
gleichzeitig gleichſam ein magnetiſches Schauern em¬
pfindet. Wenn wir, ſo wie wir für das Licht die
Augen haben, auch für die Electricität und den aus
ihr kommenden Magnetismus ein Sinneswerkzeug
hätten, welche große Welt welche Fülle von unerme߬
lichen Erſcheinungen würde uns da aufgethan ſein.
Wenn wir aber auch dieſes leibliche Auge nicht haben,
ſo haben wir dafür das geiſtige der Wiſſenſchaft, und
dieſe lehrt uns, daß die electriſche und magnetiſche
Kraft auf einem ungeheuren Schauplaze wirke, daß
ſie auf der ganzen Erde und durch den ganzen Himmel
verbreitet ſei, daß ſie alles umfließe, und ſanft und
unabläſſig verändernd bildend und lebenerzeugend ſich
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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