den Fächern des Bruders. Auch in ihnen lagen seine alten Lerngeräthe in bester Ordnung beisammen. Ich lernte jezt an demselben Tische meine Aufgaben, an welchem ich sie vor ziemlich vielen Jahren gelernt hatte. Ich schlief in dem nehmlichen Bette, und hatte das Nachttischchen mit dem Lichte daneben. Das Bett des Bruders aber blieb leer, und war immer zugedekt. In den zwei Zimmern, in welchen damals der Lehrer gewohnt hatte, hatte ich einige Kästen mit Kleidern und andern Sachen, sonst waren sie auch unbewohnt, und hatten nur noch die alten Geräthe. So war ich der einzige Bewohner des hintern Gartenflügels, und dieser Zustand dauerte mehrere Jahre."
"Plözlich starb unser Vater. Mein Schrek war fürchterlich. Kein Mensch hatte geglaubt, daß es so nahe sei, und daß es überhaupt eine Gefahr geben könnte. Er hatte sich zwar in der lezten Zeit immer mehr zurükgezogen, seine Gestalt war etwas verfallen, auch brachte er oft mehrere Tage in dem Bette zu; allein wir hatten uns an diesen Zustand so gewöhnt, daß er uns zulezt auch als ein regelmäßiger erschien, jeder Hausbewohner sah ihn als den Vater an, der Vater gehörte so nothwendig zu dem Hause, daß man sich seinen Abgang nicht denken konnte, und ich habe mir wirklich nie gedacht, daß er sterben könnte, und daß
den Fächern des Bruders. Auch in ihnen lagen ſeine alten Lerngeräthe in beſter Ordnung beiſammen. Ich lernte jezt an demſelben Tiſche meine Aufgaben, an welchem ich ſie vor ziemlich vielen Jahren gelernt hatte. Ich ſchlief in dem nehmlichen Bette, und hatte das Nachttiſchchen mit dem Lichte daneben. Das Bett des Bruders aber blieb leer, und war immer zugedekt. In den zwei Zimmern, in welchen damals der Lehrer gewohnt hatte, hatte ich einige Käſten mit Kleidern und andern Sachen, ſonſt waren ſie auch unbewohnt, und hatten nur noch die alten Geräthe. So war ich der einzige Bewohner des hintern Gartenflügels, und dieſer Zuſtand dauerte mehrere Jahre.“
„Plözlich ſtarb unſer Vater. Mein Schrek war fürchterlich. Kein Menſch hatte geglaubt, daß es ſo nahe ſei, und daß es überhaupt eine Gefahr geben könnte. Er hatte ſich zwar in der lezten Zeit immer mehr zurükgezogen, ſeine Geſtalt war etwas verfallen, auch brachte er oft mehrere Tage in dem Bette zu; allein wir hatten uns an dieſen Zuſtand ſo gewöhnt, daß er uns zulezt auch als ein regelmäßiger erſchien, jeder Hausbewohner ſah ihn als den Vater an, der Vater gehörte ſo nothwendig zu dem Hauſe, daß man ſich ſeinen Abgang nicht denken konnte, und ich habe mir wirklich nie gedacht, daß er ſterben könnte, und daß
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den Fächern des Bruders. Auch in ihnen lagen ſeine
alten Lerngeräthe in beſter Ordnung beiſammen. Ich
lernte jezt an demſelben Tiſche meine Aufgaben, an
welchem ich ſie vor ziemlich vielen Jahren gelernt hatte.
Ich ſchlief in dem nehmlichen Bette, und hatte das
Nachttiſchchen mit dem Lichte daneben. Das Bett des
Bruders aber blieb leer, und war immer zugedekt.
In den zwei Zimmern, in welchen damals der Lehrer
gewohnt hatte, hatte ich einige Käſten mit Kleidern
und andern Sachen, ſonſt waren ſie auch unbewohnt,
und hatten nur noch die alten Geräthe. So war ich
der einzige Bewohner des hintern Gartenflügels, und
dieſer Zuſtand dauerte mehrere Jahre.“
„Plözlich ſtarb unſer Vater. Mein Schrek war
fürchterlich. Kein Menſch hatte geglaubt, daß es ſo
nahe ſei, und daß es überhaupt eine Gefahr geben
könnte. Er hatte ſich zwar in der lezten Zeit immer
mehr zurükgezogen, ſeine Geſtalt war etwas verfallen,
auch brachte er oft mehrere Tage in dem Bette zu;
allein wir hatten uns an dieſen Zuſtand ſo gewöhnt,
daß er uns zulezt auch als ein regelmäßiger erſchien,
jeder Hausbewohner ſah ihn als den Vater an, der Vater
gehörte ſo nothwendig zu dem Hauſe, daß man ſich
ſeinen Abgang nicht denken konnte, und ich habe mir
wirklich nie gedacht, daß er ſterben könnte, und daß
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/169>, abgerufen am 25.11.2024.
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