chern nicht befolgt. Am besten ging es noch in zwei Nebengegenständen, die der Vater zu lernen befohlen hatte, weil wir sie in unserer Zukunft brauchen könn¬ ten, in der französischen und italienischen Sprache, für welche in jeder Woche zweimal ein Lehrer in das Haus kam. Der Bruder und unser Lehrer nahmen sich meiner sehr an, und suchten mir beizustehen. Aber da die Prüfungen kamen, genügte ich nicht, und mei¬ ne Zeugnisse waren nicht gut."
"So vergingen mehrere Jahre. Da die Zeit vor¬ über war, welche der Vater zur Erlernung dieser Dinge bestimmt hatte, sagte er, daß wir jezt unser Gewerbe lernen müßten, das er uns nach seinem Tode übergeben würde, und das wir gemeinsam so ehrenwerth und ansehnlich fortzuführen hätten, wie es unsere und seine Vorfahren gethan hätten. Er sagte, wir müßten auf die nehmliche Weise unterrich¬ tet werden wie unsere Voreltern, damit wir auf die nehmliche Weise zu handeln verstünden wie sie. Wir müßten alle Handgriffe und Kenntnisse unseres Ge¬ schäftes von unten hinauf lernen, wir müßten zuerst arbeiten können, wie jeder gute und der beste Arbeiter in unserem Handwerke, damit wir den Arbeiter und die Arbeit beurtheilen könnten, damit wir wüßten, wie die Arbeiter behandelt werden sollen, und damit
chern nicht befolgt. Am beſten ging es noch in zwei Nebengegenſtänden, die der Vater zu lernen befohlen hatte, weil wir ſie in unſerer Zukunft brauchen könn¬ ten, in der franzöſiſchen und italieniſchen Sprache, für welche in jeder Woche zweimal ein Lehrer in das Haus kam. Der Bruder und unſer Lehrer nahmen ſich meiner ſehr an, und ſuchten mir beizuſtehen. Aber da die Prüfungen kamen, genügte ich nicht, und mei¬ ne Zeugniſſe waren nicht gut.“
„So vergingen mehrere Jahre. Da die Zeit vor¬ über war, welche der Vater zur Erlernung dieſer Dinge beſtimmt hatte, ſagte er, daß wir jezt unſer Gewerbe lernen müßten, das er uns nach ſeinem Tode übergeben würde, und das wir gemeinſam ſo ehrenwerth und anſehnlich fortzuführen hätten, wie es unſere und ſeine Vorfahren gethan hätten. Er ſagte, wir müßten auf die nehmliche Weiſe unterrich¬ tet werden wie unſere Voreltern, damit wir auf die nehmliche Weiſe zu handeln verſtünden wie ſie. Wir müßten alle Handgriffe und Kenntniſſe unſeres Ge¬ ſchäftes von unten hinauf lernen, wir müßten zuerſt arbeiten können, wie jeder gute und der beſte Arbeiter in unſerem Handwerke, damit wir den Arbeiter und die Arbeit beurtheilen könnten, damit wir wüßten, wie die Arbeiter behandelt werden ſollen, und damit
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chern nicht befolgt. Am beſten ging es noch in zwei
Nebengegenſtänden, die der Vater zu lernen befohlen
hatte, weil wir ſie in unſerer Zukunft brauchen könn¬
ten, in der franzöſiſchen und italieniſchen Sprache,
für welche in jeder Woche zweimal ein Lehrer in das
Haus kam. Der Bruder und unſer Lehrer nahmen
ſich meiner ſehr an, und ſuchten mir beizuſtehen. Aber
da die Prüfungen kamen, genügte ich nicht, und mei¬
ne Zeugniſſe waren nicht gut.“
„So vergingen mehrere Jahre. Da die Zeit vor¬
über war, welche der Vater zur Erlernung dieſer
Dinge beſtimmt hatte, ſagte er, daß wir jezt unſer
Gewerbe lernen müßten, das er uns nach ſeinem
Tode übergeben würde, und das wir gemeinſam ſo
ehrenwerth und anſehnlich fortzuführen hätten, wie
es unſere und ſeine Vorfahren gethan hätten. Er
ſagte, wir müßten auf die nehmliche Weiſe unterrich¬
tet werden wie unſere Voreltern, damit wir auf die
nehmliche Weiſe zu handeln verſtünden wie ſie. Wir
müßten alle Handgriffe und Kenntniſſe unſeres Ge¬
ſchäftes von unten hinauf lernen, wir müßten zuerſt
arbeiten können, wie jeder gute und der beſte Arbeiter
in unſerem Handwerke, damit wir den Arbeiter und
die Arbeit beurtheilen könnten, damit wir wüßten,
wie die Arbeiter behandelt werden ſollen, und damit
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/163>, abgerufen am 26.11.2024.
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