Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.einen eigenen Gärtner hiefür genommen, und hatte "Wir waren zwei Brüder, Zwillinge, und die Stifter, Jugendschriften. I. 10
einen eigenen Gärtner hiefür genommen, und hatte „Wir waren zwei Brüder, Zwillinge, und die Stifter, Jugendſchriften. I. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="145"/> einen eigenen Gärtner hiefür genommen, und hatte<lb/> Pfropfreiſer aus allen Gegenden Europas verſchrie¬<lb/> ben. Er war gegen ſeine Leute ſehr gut, er hielt ſie<lb/> ausreichend, ſah, daß einem jeden ſein Theil werde,<lb/> daß er aber auch thue, was ihm obliege. Wenn einer<lb/> krank war, ging er ſelber zu ſeinem Bette, fragte ihn,<lb/> wie er ſich befinde, und reichte ihm oft ſelber die<lb/> Arznei. Er hatte im Hauſe nur den allgemeinen<lb/> Namen Vater. Dem Prunke war er abgeneigt, daß<lb/> er eher zu ſchlicht und unſcheinbar daher ging als zu<lb/> anſehnlich, ſeine Wohnung war einfach, und wenn<lb/> er in einem Wagen ausfuhr, ſo mußte es ein ſehr<lb/> bürgerlich ausſehender ſein.“</p><lb/> <p>„Wir waren zwei Brüder, Zwillinge, und die<lb/> Mutter hatte bei unſerer Geburt ihr Leben verloren.<lb/> Der Vater hatte ſie ſehr hoch geehrt, und daher keine<lb/> Frau mehr genommen; denn er hat ſie nie vergeſſen<lb/> können. Weil auf der Gaſſe zu viel Lärm war, wur¬<lb/> den wir in den hintern Flügel gegen den Garten ge¬<lb/> than, den der Vater an das Haus angebaut hatte.<lb/> Es war eine große Stube, in der wir waren, die<lb/> Fenſter gingen gegen den Garten hinaus, die Stube<lb/> war durch einen langen Gang von der übrigen Woh¬<lb/> nung getrennt, und damit wir nicht bei jedem Aus¬<lb/> gange durch den vordern Theil des Hauſes gehen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Stifter, Jugendſchriften. I. 10<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0158]
einen eigenen Gärtner hiefür genommen, und hatte
Pfropfreiſer aus allen Gegenden Europas verſchrie¬
ben. Er war gegen ſeine Leute ſehr gut, er hielt ſie
ausreichend, ſah, daß einem jeden ſein Theil werde,
daß er aber auch thue, was ihm obliege. Wenn einer
krank war, ging er ſelber zu ſeinem Bette, fragte ihn,
wie er ſich befinde, und reichte ihm oft ſelber die
Arznei. Er hatte im Hauſe nur den allgemeinen
Namen Vater. Dem Prunke war er abgeneigt, daß
er eher zu ſchlicht und unſcheinbar daher ging als zu
anſehnlich, ſeine Wohnung war einfach, und wenn
er in einem Wagen ausfuhr, ſo mußte es ein ſehr
bürgerlich ausſehender ſein.“
„Wir waren zwei Brüder, Zwillinge, und die
Mutter hatte bei unſerer Geburt ihr Leben verloren.
Der Vater hatte ſie ſehr hoch geehrt, und daher keine
Frau mehr genommen; denn er hat ſie nie vergeſſen
können. Weil auf der Gaſſe zu viel Lärm war, wur¬
den wir in den hintern Flügel gegen den Garten ge¬
than, den der Vater an das Haus angebaut hatte.
Es war eine große Stube, in der wir waren, die
Fenſter gingen gegen den Garten hinaus, die Stube
war durch einen langen Gang von der übrigen Woh¬
nung getrennt, und damit wir nicht bei jedem Aus¬
gange durch den vordern Theil des Hauſes gehen
Stifter, Jugendſchriften. I. 10
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