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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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so Hohes und Erhabenes, sie ist mir, wie ich schon
einmal an einem anderen Orte gesagt habe, nach der
Religion das Höchste auf Erden, so daß ich meine
Schriften nie für Dichtungen gehalten habe, noch
mich je vermessen werde, sie für Dichtungen zu hal¬
ten. Dichter gibt es sehr wenige auf der Welt, sie
sind die hohen Priester, sie sind die Wohlthäter des
menschlichen Geschlechtes; falsche Propheten aber gibt
es sehr viele. Allein wenn auch nicht jede gesprochenen
Worte Dichtung sein können, so können sie doch etwas
anderes sein, dem nicht alle Berechtigung des Da¬
seins abgeht. Gleichgestimmten Freunden eine ver¬
gnügte Stunde zu machen, ihnen allen bekannten wie
unbekannten einen Gruß zu schiken, und ein Körnlein
Gutes zu dem Baue des Ewigen beizutragen, das
war die Absicht bei meinen Schriften, und wird auch
die Absicht bleiben. Ich wäre sehr glüklich, wenn ich
mit Gewißheit wüßte, daß ich nur diese Absicht erreicht
hätte. Weil wir aber schon einmal von dem Großen
und Kleinen reden, so will ich meine Ansichten dar¬
legen, die wahrscheinlich von denen vieler anderer
Menschen abweichen. Das Wehen der Luft das
Rieseln des Wassers das Wachsen der Getreide das
Wogen des Meeres das Grünen der Erde das
Glänzen des Himmels das Schimmern der Gestirne

ſo Hohes und Erhabenes, ſie iſt mir, wie ich ſchon
einmal an einem anderen Orte geſagt habe, nach der
Religion das Höchſte auf Erden, ſo daß ich meine
Schriften nie für Dichtungen gehalten habe, noch
mich je vermeſſen werde, ſie für Dichtungen zu hal¬
ten. Dichter gibt es ſehr wenige auf der Welt, ſie
ſind die hohen Prieſter, ſie ſind die Wohlthäter des
menſchlichen Geſchlechtes; falſche Propheten aber gibt
es ſehr viele. Allein wenn auch nicht jede geſprochenen
Worte Dichtung ſein können, ſo können ſie doch etwas
anderes ſein, dem nicht alle Berechtigung des Da¬
ſeins abgeht. Gleichgeſtimmten Freunden eine ver¬
gnügte Stunde zu machen, ihnen allen bekannten wie
unbekannten einen Gruß zu ſchiken, und ein Körnlein
Gutes zu dem Baue des Ewigen beizutragen, das
war die Abſicht bei meinen Schriften, und wird auch
die Abſicht bleiben. Ich wäre ſehr glüklich, wenn ich
mit Gewißheit wüßte, daß ich nur dieſe Abſicht erreicht
hätte. Weil wir aber ſchon einmal von dem Großen
und Kleinen reden, ſo will ich meine Anſichten dar¬
legen, die wahrſcheinlich von denen vieler anderer
Menſchen abweichen. Das Wehen der Luft das
Rieſeln des Waſſers das Wachſen der Getreide das
Wogen des Meeres das Grünen der Erde das
Glänzen des Himmels das Schimmern der Geſtirne

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[2/0015] ſo Hohes und Erhabenes, ſie iſt mir, wie ich ſchon einmal an einem anderen Orte geſagt habe, nach der Religion das Höchſte auf Erden, ſo daß ich meine Schriften nie für Dichtungen gehalten habe, noch mich je vermeſſen werde, ſie für Dichtungen zu hal¬ ten. Dichter gibt es ſehr wenige auf der Welt, ſie ſind die hohen Prieſter, ſie ſind die Wohlthäter des menſchlichen Geſchlechtes; falſche Propheten aber gibt es ſehr viele. Allein wenn auch nicht jede geſprochenen Worte Dichtung ſein können, ſo können ſie doch etwas anderes ſein, dem nicht alle Berechtigung des Da¬ ſeins abgeht. Gleichgeſtimmten Freunden eine ver¬ gnügte Stunde zu machen, ihnen allen bekannten wie unbekannten einen Gruß zu ſchiken, und ein Körnlein Gutes zu dem Baue des Ewigen beizutragen, das war die Abſicht bei meinen Schriften, und wird auch die Abſicht bleiben. Ich wäre ſehr glüklich, wenn ich mit Gewißheit wüßte, daß ich nur dieſe Abſicht erreicht hätte. Weil wir aber ſchon einmal von dem Großen und Kleinen reden, ſo will ich meine Anſichten dar¬ legen, die wahrſcheinlich von denen vieler anderer Menſchen abweichen. Das Wehen der Luft das Rieſeln des Waſſers das Wachſen der Getreide das Wogen des Meeres das Grünen der Erde das Glänzen des Himmels das Schimmern der Geſtirne

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/15>, abgerufen am 23.11.2024.