Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.und Karhäusern hieher brauchten, und erhielt die Ant¬ Ich fragte sie, ob ihnen die Eltern auch aufgetra¬ Ich fragte, was sie in dem Winter thäten. "Da gehen wir auch herüber," sagten sie. "Wenn aber Schneewasser auf der Wiese ist." "Da ziehen wir die Schuhe nicht aus, sondern ge¬ "Und wenn der Steg eisig ist?" "Da müssen wir acht geben." "Und wenn außerordentliches Schneegestöber ist?" "Das macht nichts." "Und wenn ungeheuer viel Schnee liegt, und kein "Dann bleiben wir zu Hause." und Karhäuſern hieher brauchten, und erhielt die Ant¬ Ich fragte ſie, ob ihnen die Eltern auch aufgetra¬ Ich fragte, was ſie in dem Winter thäten. „Da gehen wir auch herüber,“ ſagten ſie. „Wenn aber Schneewaſſer auf der Wieſe iſt.“ „Da ziehen wir die Schuhe nicht aus, ſondern ge¬ „Und wenn der Steg eiſig iſt?“ „Da müſſen wir acht geben.“ „Und wenn außerordentliches Schneegeſtöber iſt?“ „Das macht nichts.“ „Und wenn ungeheuer viel Schnee liegt, und kein „Dann bleiben wir zu Hauſe.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="127"/> und Karhäuſern hieher brauchten, und erhielt die Ant¬<lb/> wort: eine Stunde. So weit mochten auch die ge¬<lb/> nannten Häuſer wirklich entfernt ſein. Sie liegen<lb/> jenſeits der Zirder in einem eben ſo unfruchtbaren<lb/> Boden wie das Kar, aber ihre Bewohner treiben viele<lb/> Geſchäfte, namentlich brennen ſie Kalk aus ihren<lb/> Steinen, und verführen ihn weit.</p><lb/> <p>Ich fragte ſie, ob ihnen die Eltern auch aufgetra¬<lb/> gen hätten, die Schuhe und Strümpfe zu ſchonen,<lb/> erhielt die Antwort ja, und bewunderte die Unfolge¬<lb/> richtigkeit, indem ſie die trokenen Schuhe und Strüm¬<lb/> pfe in den Händen hielten, und mit bitterlich naſſen<lb/> Höschen und Rökchen vor mir ſtanden.</p><lb/> <p>Ich fragte, was ſie in dem Winter thäten.</p><lb/> <p>„Da gehen wir auch herüber,“ ſagten ſie.</p><lb/> <p>„Wenn aber Schneewaſſer auf der Wieſe iſt.“</p><lb/> <p>„Da ziehen wir die Schuhe nicht aus, ſondern ge¬<lb/> hen mit ihnen durch.“</p><lb/> <p>„Und wenn der Steg eiſig iſt?“</p><lb/> <p>„Da müſſen wir acht geben.“</p><lb/> <p>„Und wenn außerordentliches Schneegeſtöber iſt?“</p><lb/> <p>„Das macht nichts.“</p><lb/> <p>„Und wenn ungeheuer viel Schnee liegt, und kein<lb/> Weg iſt?“</p><lb/> <p>„Dann bleiben wir zu Hauſe.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0140]
und Karhäuſern hieher brauchten, und erhielt die Ant¬
wort: eine Stunde. So weit mochten auch die ge¬
nannten Häuſer wirklich entfernt ſein. Sie liegen
jenſeits der Zirder in einem eben ſo unfruchtbaren
Boden wie das Kar, aber ihre Bewohner treiben viele
Geſchäfte, namentlich brennen ſie Kalk aus ihren
Steinen, und verführen ihn weit.
Ich fragte ſie, ob ihnen die Eltern auch aufgetra¬
gen hätten, die Schuhe und Strümpfe zu ſchonen,
erhielt die Antwort ja, und bewunderte die Unfolge¬
richtigkeit, indem ſie die trokenen Schuhe und Strüm¬
pfe in den Händen hielten, und mit bitterlich naſſen
Höschen und Rökchen vor mir ſtanden.
Ich fragte, was ſie in dem Winter thäten.
„Da gehen wir auch herüber,“ ſagten ſie.
„Wenn aber Schneewaſſer auf der Wieſe iſt.“
„Da ziehen wir die Schuhe nicht aus, ſondern ge¬
hen mit ihnen durch.“
„Und wenn der Steg eiſig iſt?“
„Da müſſen wir acht geben.“
„Und wenn außerordentliches Schneegeſtöber iſt?“
„Das macht nichts.“
„Und wenn ungeheuer viel Schnee liegt, und kein
Weg iſt?“
„Dann bleiben wir zu Hauſe.“
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