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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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men konnte, so erlebte ich plözlich ein Schauspiel,
welches ich bisher nicht gehabt hatte, und bekam eine
Gesellschaft, die mir bisher in dem Steinlande nicht
zu Theil geworden war. Außer meinen Arbeitern,
mit denen ich so bekannt war, und die mit mir so
bekannt waren, daß wir uns wechselweise wie Werk¬
zeuge vorkommen mußten, hatte ich nur einige Men¬
schen in meinem Gasthause manchen Wanderer auf
dem Wege und den armen Pfarrer in den Gesteinen
gesehen. Jezt sollte es anders werden. Als ich hin¬
blikte, sah ich von dem jenseitigen Ufer, welches
höher und nicht überschwemmt war, einen lustigen
fröhlichen Knaben über den Steg daher laufen. Als
er gegen das Ende des Steges kam, welches sich in
das Überschwemmungswasser der Zirder hinab senkte,
kauerte er sich nieder, und so viel ich durch mein
Handfernrohr wahrnehmen konnte, nestelte er sich die
Schuhriemen auf, und zog Schuhe und Strümpfe aus.
Allein nachdem er beides ausgezogen hatte, ging er
nicht in das Wasser herab, wie ich vermuthet hatte,
sondern blieb an der Stelle. Gleich darauf kam ein
zweiter Knabe, und that dasselbe. Dann kam ein bar¬
füßiger, der auch stehen blieb, dann mehrere andere.
Endlich kam ein ganzer Schwarm Kinder über den
Steg gelaufen, und als sie gegen das Ende desselben

men konnte, ſo erlebte ich plözlich ein Schauſpiel,
welches ich bisher nicht gehabt hatte, und bekam eine
Geſellſchaft, die mir bisher in dem Steinlande nicht
zu Theil geworden war. Außer meinen Arbeitern,
mit denen ich ſo bekannt war, und die mit mir ſo
bekannt waren, daß wir uns wechſelweiſe wie Werk¬
zeuge vorkommen mußten, hatte ich nur einige Men¬
ſchen in meinem Gaſthauſe manchen Wanderer auf
dem Wege und den armen Pfarrer in den Geſteinen
geſehen. Jezt ſollte es anders werden. Als ich hin¬
blikte, ſah ich von dem jenſeitigen Ufer, welches
höher und nicht überſchwemmt war, einen luſtigen
fröhlichen Knaben über den Steg daher laufen. Als
er gegen das Ende des Steges kam, welches ſich in
das Überſchwemmungswaſſer der Zirder hinab ſenkte,
kauerte er ſich nieder, und ſo viel ich durch mein
Handfernrohr wahrnehmen konnte, neſtelte er ſich die
Schuhriemen auf, und zog Schuhe und Strümpfe aus.
Allein nachdem er beides ausgezogen hatte, ging er
nicht in das Waſſer herab, wie ich vermuthet hatte,
ſondern blieb an der Stelle. Gleich darauf kam ein
zweiter Knabe, und that dasſelbe. Dann kam ein bar¬
füßiger, der auch ſtehen blieb, dann mehrere andere.
Endlich kam ein ganzer Schwarm Kinder über den
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[123/0136] men konnte, ſo erlebte ich plözlich ein Schauſpiel, welches ich bisher nicht gehabt hatte, und bekam eine Geſellſchaft, die mir bisher in dem Steinlande nicht zu Theil geworden war. Außer meinen Arbeitern, mit denen ich ſo bekannt war, und die mit mir ſo bekannt waren, daß wir uns wechſelweiſe wie Werk¬ zeuge vorkommen mußten, hatte ich nur einige Men¬ ſchen in meinem Gaſthauſe manchen Wanderer auf dem Wege und den armen Pfarrer in den Geſteinen geſehen. Jezt ſollte es anders werden. Als ich hin¬ blikte, ſah ich von dem jenſeitigen Ufer, welches höher und nicht überſchwemmt war, einen luſtigen fröhlichen Knaben über den Steg daher laufen. Als er gegen das Ende des Steges kam, welches ſich in das Überſchwemmungswaſſer der Zirder hinab ſenkte, kauerte er ſich nieder, und ſo viel ich durch mein Handfernrohr wahrnehmen konnte, neſtelte er ſich die Schuhriemen auf, und zog Schuhe und Strümpfe aus. Allein nachdem er beides ausgezogen hatte, ging er nicht in das Waſſer herab, wie ich vermuthet hatte, ſondern blieb an der Stelle. Gleich darauf kam ein zweiter Knabe, und that dasſelbe. Dann kam ein bar¬ füßiger, der auch ſtehen blieb, dann mehrere andere. Endlich kam ein ganzer Schwarm Kinder über den Steg gelaufen, und als ſie gegen das Ende desſelben

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/136>, abgerufen am 22.11.2024.