hinaus, und störte ihn in seinem Beginnen, indem ich sagte, das dürfe nicht sein, so etwas könne ich von ihm nicht annehmen, es liege nicht in seinem Stande, es mache der Staub nichts, und wenn ich ihn fort wollte, so könnte ich ihn ja selber mit einer Bürste schnell abstreifen.
"Es liegt nicht in meinem Stande als Priester, aber es liegt in meinem Stande als Gastfreund," sagte er, "ich habe nur eine einzige alte Dienerin, die nicht in dem Hause wohnt, sie kömmt zu gewissen Stunden, um meine kleinen Dienste zu verrichten, und ist heute noch nicht da."
"Nein, nein, das thut nichts," antwortete ich, "ich erinnere Sie an Ihr Versprechen, sich keine Last aufzulegen."
"Ich lege mir keine Last auf," erwiederte er, "und es ist schon bald gut."
Mit diesen Worten that er noch ein paar Striche mit der Bürste auf dem Roke, und ließ sich dann beides, Bürste und Kleider, nehmen. Er ging aus dem Vorhause in ein anderes mir bis dahin unbe¬ kanntes Gemach. Ich kleidete mich indessen an. Nach einer Zeit kam auch er vollständig angekleidet herein. Er hatte die alten schwarzen Kleider an, die er am Tage und alle vorhergehenden Tage angehabt hatte.
hinaus, und ſtörte ihn in ſeinem Beginnen, indem ich ſagte, das dürfe nicht ſein, ſo etwas könne ich von ihm nicht annehmen, es liege nicht in ſeinem Stande, es mache der Staub nichts, und wenn ich ihn fort wollte, ſo könnte ich ihn ja ſelber mit einer Bürſte ſchnell abſtreifen.
„Es liegt nicht in meinem Stande als Prieſter, aber es liegt in meinem Stande als Gaſtfreund,“ ſagte er, „ich habe nur eine einzige alte Dienerin, die nicht in dem Hauſe wohnt, ſie kömmt zu gewiſſen Stunden, um meine kleinen Dienſte zu verrichten, und iſt heute noch nicht da.“
„Nein, nein, das thut nichts,“ antwortete ich, „ich erinnere Sie an Ihr Verſprechen, ſich keine Laſt aufzulegen.“
„Ich lege mir keine Laſt auf,“ erwiederte er, „und es iſt ſchon bald gut.“
Mit dieſen Worten that er noch ein paar Striche mit der Bürſte auf dem Roke, und ließ ſich dann beides, Bürſte und Kleider, nehmen. Er ging aus dem Vorhauſe in ein anderes mir bis dahin unbe¬ kanntes Gemach. Ich kleidete mich indeſſen an. Nach einer Zeit kam auch er vollſtändig angekleidet herein. Er hatte die alten ſchwarzen Kleider an, die er am Tage und alle vorhergehenden Tage angehabt hatte.
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hinaus, und ſtörte ihn in ſeinem Beginnen, indem
ich ſagte, das dürfe nicht ſein, ſo etwas könne ich
von ihm nicht annehmen, es liege nicht in ſeinem
Stande, es mache der Staub nichts, und wenn ich
ihn fort wollte, ſo könnte ich ihn ja ſelber mit einer
Bürſte ſchnell abſtreifen.
„Es liegt nicht in meinem Stande als Prieſter, aber
es liegt in meinem Stande als Gaſtfreund,“ ſagte er,
„ich habe nur eine einzige alte Dienerin, die nicht in
dem Hauſe wohnt, ſie kömmt zu gewiſſen Stunden,
um meine kleinen Dienſte zu verrichten, und iſt heute
noch nicht da.“
„Nein, nein, das thut nichts,“ antwortete ich,
„ich erinnere Sie an Ihr Verſprechen, ſich keine Laſt
aufzulegen.“
„Ich lege mir keine Laſt auf,“ erwiederte er, „und
es iſt ſchon bald gut.“
Mit dieſen Worten that er noch ein paar Striche
mit der Bürſte auf dem Roke, und ließ ſich dann
beides, Bürſte und Kleider, nehmen. Er ging aus
dem Vorhauſe in ein anderes mir bis dahin unbe¬
kanntes Gemach. Ich kleidete mich indeſſen an. Nach
einer Zeit kam auch er vollſtändig angekleidet herein.
Er hatte die alten ſchwarzen Kleider an, die er am
Tage und alle vorhergehenden Tage angehabt hatte.
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/130>, abgerufen am 16.02.2025.
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