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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Als die Rosenzeit wirklich recht innig und zum
Staunen meiner Angehörigen, welche so etwas nie
gesehen hatten, vorüber gegangen war, nahmen wir
Abschied, die Vereinigung, welche nun so lange be¬
standen hatte, löste sich, und die Tage kehrten in
ihren gewöhnlichen Abfluß zurück. Meine Eltern gin¬
gen mit Klotilden in den Gusterhof, wo sie bis zum
Winter bleiben wollten, und ich siedelte mit Natalien
in unsere ständige Wohnung in den Sternenhof über.
Wir sollten nun die eigentliche Familie desselben sein,
Mathilde werde bei uns wohnen und mit an unserem
Tische speisen. Die Bewirthschaftung des Gutes sollte
ebenfalls ich leiten. Ich übernahm die Pflicht und
bath um Mathildens Beihilfe, so ausgedehnt sie die¬
selbe leisten wolle. Sie sagte es zu.

So rückte nun die Zeit in ihr altes Recht, und
ein einfaches gleichmäßiges Leben ging Woche nach
Woche dahin.

Nur im Herbste fand eine Abwechslung statt.
Die Vettern aus dem Geburtshause des Vaters be¬
suchten meine Eltern in dem Gusterhofe. Wir fuhren
zu ihnen hinüber. Der Vater ließ sie reichlich beschenkt
in einem Wagen in ihre Heimath zurückführen.

Mit Beginn des Winters war Rolands Bild fer¬

Als die Roſenzeit wirklich recht innig und zum
Staunen meiner Angehörigen, welche ſo etwas nie
geſehen hatten, vorüber gegangen war, nahmen wir
Abſchied, die Vereinigung, welche nun ſo lange be¬
ſtanden hatte, löste ſich, und die Tage kehrten in
ihren gewöhnlichen Abfluß zurück. Meine Eltern gin¬
gen mit Klotilden in den Guſterhof, wo ſie bis zum
Winter bleiben wollten, und ich ſiedelte mit Natalien
in unſere ſtändige Wohnung in den Sternenhof über.
Wir ſollten nun die eigentliche Familie desſelben ſein,
Mathilde werde bei uns wohnen und mit an unſerem
Tiſche ſpeiſen. Die Bewirthſchaftung des Gutes ſollte
ebenfalls ich leiten. Ich übernahm die Pflicht und
bath um Mathildens Beihilfe, ſo ausgedehnt ſie die¬
ſelbe leiſten wolle. Sie ſagte es zu.

So rückte nun die Zeit in ihr altes Recht, und
ein einfaches gleichmäßiges Leben ging Woche nach
Woche dahin.

Nur im Herbſte fand eine Abwechslung ſtatt.
Die Vettern aus dem Geburtshauſe des Vaters be¬
ſuchten meine Eltern in dem Guſterhofe. Wir fuhren
zu ihnen hinüber. Der Vater ließ ſie reichlich beſchenkt
in einem Wagen in ihre Heimath zurückführen.

Mit Beginn des Winters war Rolands Bild fer¬

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[441/0455] Als die Roſenzeit wirklich recht innig und zum Staunen meiner Angehörigen, welche ſo etwas nie geſehen hatten, vorüber gegangen war, nahmen wir Abſchied, die Vereinigung, welche nun ſo lange be¬ ſtanden hatte, löste ſich, und die Tage kehrten in ihren gewöhnlichen Abfluß zurück. Meine Eltern gin¬ gen mit Klotilden in den Guſterhof, wo ſie bis zum Winter bleiben wollten, und ich ſiedelte mit Natalien in unſere ſtändige Wohnung in den Sternenhof über. Wir ſollten nun die eigentliche Familie desſelben ſein, Mathilde werde bei uns wohnen und mit an unſerem Tiſche ſpeiſen. Die Bewirthſchaftung des Gutes ſollte ebenfalls ich leiten. Ich übernahm die Pflicht und bath um Mathildens Beihilfe, ſo ausgedehnt ſie die¬ ſelbe leiſten wolle. Sie ſagte es zu. So rückte nun die Zeit in ihr altes Recht, und ein einfaches gleichmäßiges Leben ging Woche nach Woche dahin. Nur im Herbſte fand eine Abwechslung ſtatt. Die Vettern aus dem Geburtshauſe des Vaters be¬ ſuchten meine Eltern in dem Guſterhofe. Wir fuhren zu ihnen hinüber. Der Vater ließ ſie reichlich beſchenkt in einem Wagen in ihre Heimath zurückführen. Mit Beginn des Winters war Rolands Bild fer¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/455>, abgerufen am 24.11.2024.