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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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por, weil der junge unverfälschte Mann sie fast un¬
ausrottbar in sein Herz nimmt. Wir werden, wenn
die jezige Angelegenheit vorüber ist, weiter von dem
sprechen, was etwa noth thut."

"Ich sehe ja das Gute und die Gefahr," sagte
Mathilde.

Wir gingen bald in das Haus zurück.

"Er muß in die Härte der Welt, die wird ihn
stählen," sagte mein Gastfreund auf dem Wege dahin.

Endlich war der Vermählungstag angebrochen.
Die Trauung sollte am Vormittage in der Kirche zu
Rohrberg stattfinden, in welche der Asperhof einge¬
pfarrt war. Der Versammlungsort war der Marmor¬
saal, dessen Fußboden zu diesem Zwecke mit feinem
grünem Tuche überspannt worden war. Gleiches
Tuch lag auf allen Treppen. Ich kleidete mich in
meinen Zimmern an, that ein Gebeth zu Gott, und
wurde von einem meiner Trauzeugen in den Mar¬
morsaal geführt. Von unsern Angehörigen waren
erst die Männer dort. Die Zeugen und die meisten
Gäste waren zugegen. Risach war im Staatskleide
und mit allen seinen Ehren geschmückt. Da that sich
die Thür, die von dem Gange hereinführte, auf,
und Natalie mit ihrer und meiner Mutter mit Klo¬

por, weil der junge unverfälſchte Mann ſie faſt un¬
ausrottbar in ſein Herz nimmt. Wir werden, wenn
die jezige Angelegenheit vorüber iſt, weiter von dem
ſprechen, was etwa noth thut.“

„Ich ſehe ja das Gute und die Gefahr,“ ſagte
Mathilde.

Wir gingen bald in das Haus zurück.

„Er muß in die Härte der Welt, die wird ihn
ſtählen,“ ſagte mein Gaſtfreund auf dem Wege dahin.

Endlich war der Vermählungstag angebrochen.
Die Trauung ſollte am Vormittage in der Kirche zu
Rohrberg ſtattfinden, in welche der Asperhof einge¬
pfarrt war. Der Verſammlungsort war der Marmor¬
ſaal, deſſen Fußboden zu dieſem Zwecke mit feinem
grünem Tuche überſpannt worden war. Gleiches
Tuch lag auf allen Treppen. Ich kleidete mich in
meinen Zimmern an, that ein Gebeth zu Gott, und
wurde von einem meiner Trauzeugen in den Mar¬
morſaal geführt. Von unſern Angehörigen waren
erſt die Männer dort. Die Zeugen und die meiſten
Gäſte waren zugegen. Riſach war im Staatskleide
und mit allen ſeinen Ehren geſchmückt. Da that ſich
die Thür, die von dem Gange hereinführte, auf,
und Natalie mit ihrer und meiner Mutter mit Klo¬

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[407/0421] por, weil der junge unverfälſchte Mann ſie faſt un¬ ausrottbar in ſein Herz nimmt. Wir werden, wenn die jezige Angelegenheit vorüber iſt, weiter von dem ſprechen, was etwa noth thut.“ „Ich ſehe ja das Gute und die Gefahr,“ ſagte Mathilde. Wir gingen bald in das Haus zurück. „Er muß in die Härte der Welt, die wird ihn ſtählen,“ ſagte mein Gaſtfreund auf dem Wege dahin. Endlich war der Vermählungstag angebrochen. Die Trauung ſollte am Vormittage in der Kirche zu Rohrberg ſtattfinden, in welche der Asperhof einge¬ pfarrt war. Der Verſammlungsort war der Marmor¬ ſaal, deſſen Fußboden zu dieſem Zwecke mit feinem grünem Tuche überſpannt worden war. Gleiches Tuch lag auf allen Treppen. Ich kleidete mich in meinen Zimmern an, that ein Gebeth zu Gott, und wurde von einem meiner Trauzeugen in den Mar¬ morſaal geführt. Von unſern Angehörigen waren erſt die Männer dort. Die Zeugen und die meiſten Gäſte waren zugegen. Riſach war im Staatskleide und mit allen ſeinen Ehren geſchmückt. Da that ſich die Thür, die von dem Gange hereinführte, auf, und Natalie mit ihrer und meiner Mutter mit Klo¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/421>, abgerufen am 25.11.2024.