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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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rechten Wege betrachtet werden, regen sie auch das
höchste Erstaunen an."

"So habe ich wohl immer gefühlt," sagte sie.

"Ich habe auf meinem Lebenswege durch viele
Jahre Werke der Schöpfung betrachtet," erwiederte
ich, "und dann auch, so weit es mir möglich war,
Werke der Kunst kennen gelernt, und beide entzückten
meine Seele."

Mit diesen Gesprächen waren wir allmählich dem
Schlosse näher gekommen, und waren jezt bei dem
Pförtchen.

An demselben blieb Natalie stehen, und sagte die
Worte: "Ich habe gestern sehr lange mit der Mutter
gesprochen, sie hat von ihrer Seite eine Einwendung
gegen unseren Bund nicht zu machen."

Ihre feinen Züge überzog ein sanftes Roth, als
sie diese Worte zu mir sprach. Sie wollte nun sogleich
durch das Pförtchen hinein gehen, ich hielt sie aber
zurück, und sagte: "Fräulein, ich hielte es nicht für
Recht, wenn ich euch etwas verhehlte. Ich habe euch
heute schon einmal gesehen, ehe wir zusammentrafen.
Als ich am Morgen über den Gang hinter euren Zim¬
mern ins Freie gehen wollte, standen die Thüren in
einen Vorsaal und in ein Zimmer offen, und ich sah

rechten Wege betrachtet werden, regen ſie auch das
höchſte Erſtaunen an.“

„So habe ich wohl immer gefühlt,“ ſagte ſie.

„Ich habe auf meinem Lebenswege durch viele
Jahre Werke der Schöpfung betrachtet,“ erwiederte
ich, „und dann auch, ſo weit es mir möglich war,
Werke der Kunſt kennen gelernt, und beide entzückten
meine Seele.“

Mit dieſen Geſprächen waren wir allmählich dem
Schloſſe näher gekommen, und waren jezt bei dem
Pförtchen.

An demſelben blieb Natalie ſtehen, und ſagte die
Worte: „Ich habe geſtern ſehr lange mit der Mutter
geſprochen, ſie hat von ihrer Seite eine Einwendung
gegen unſeren Bund nicht zu machen.“

Ihre feinen Züge überzog ein ſanftes Roth, als
ſie dieſe Worte zu mir ſprach. Sie wollte nun ſogleich
durch das Pförtchen hinein gehen, ich hielt ſie aber
zurück, und ſagte: „Fräulein, ich hielte es nicht für
Recht, wenn ich euch etwas verhehlte. Ich habe euch
heute ſchon einmal geſehen, ehe wir zuſammentrafen.
Als ich am Morgen über den Gang hinter euren Zim¬
mern ins Freie gehen wollte, ſtanden die Thüren in
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[26/0040] rechten Wege betrachtet werden, regen ſie auch das höchſte Erſtaunen an.“ „So habe ich wohl immer gefühlt,“ ſagte ſie. „Ich habe auf meinem Lebenswege durch viele Jahre Werke der Schöpfung betrachtet,“ erwiederte ich, „und dann auch, ſo weit es mir möglich war, Werke der Kunſt kennen gelernt, und beide entzückten meine Seele.“ Mit dieſen Geſprächen waren wir allmählich dem Schloſſe näher gekommen, und waren jezt bei dem Pförtchen. An demſelben blieb Natalie ſtehen, und ſagte die Worte: „Ich habe geſtern ſehr lange mit der Mutter geſprochen, ſie hat von ihrer Seite eine Einwendung gegen unſeren Bund nicht zu machen.“ Ihre feinen Züge überzog ein ſanftes Roth, als ſie dieſe Worte zu mir ſprach. Sie wollte nun ſogleich durch das Pförtchen hinein gehen, ich hielt ſie aber zurück, und ſagte: „Fräulein, ich hielte es nicht für Recht, wenn ich euch etwas verhehlte. Ich habe euch heute ſchon einmal geſehen, ehe wir zuſammentrafen. Als ich am Morgen über den Gang hinter euren Zim¬ mern ins Freie gehen wollte, ſtanden die Thüren in einen Vorſaal und in ein Zimmer offen, und ich ſah

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/40>, abgerufen am 21.11.2024.