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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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"Ich danke für eure Güte innig," antwortete Na¬
talie, "und ich werde die Bedingung erfüllen."

Sie empfing das Kästchen aus der Hand des
Vaters. Auch die Mutter und Klotilde gaben ihr
Geschenke, so wie Mathilde und Natalie Gegenstände
aus den benachbarten Zimmern herbeiholten, um die
Mutter Klotilden und den Vater zu beschenken. Na¬
talie und ich gaben uns nichts. Dann sezten wir uns
um einen Tisch nieder, und es begannen herzliche Ge¬
spräche. Am Schlusse sagte Mathilde: "So wäre
denn der Bund, den die Herzen unserer Kinder ge¬
schlossen haben, auch durch die Beistimmung der El¬
tern bekräftigt. Der Tag der ewigen Verbindung
mag nach ihrem Wunsche und unserer Meinung fest¬
gesezt werden. Wir wollen darüber jezt nicht sprechen,
sondern es der Berathung und Vereinbarung anheim¬
geben."

Nach diesen Worten trennten wir uns, und bega¬
ben uns in unsere Zimmer.

Die festlichen Kleider wurden nun abgelegt, und
es begann das Besuchsleben, wie es in ähnlichen Ver¬
hältnissen, und namentlich, wenn man in so nahe
Beziehungen getreten ist, der Fall zu sein pflegt.
Mathilde führte nach und nach den Vater und die

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„Ich danke für eure Güte innig,“ antwortete Na¬
talie, „und ich werde die Bedingung erfüllen.“

Sie empfing das Käſtchen aus der Hand des
Vaters. Auch die Mutter und Klotilde gaben ihr
Geſchenke, ſo wie Mathilde und Natalie Gegenſtände
aus den benachbarten Zimmern herbeiholten, um die
Mutter Klotilden und den Vater zu beſchenken. Na¬
talie und ich gaben uns nichts. Dann ſezten wir uns
um einen Tiſch nieder, und es begannen herzliche Ge¬
ſpräche. Am Schluſſe ſagte Mathilde: „So wäre
denn der Bund, den die Herzen unſerer Kinder ge¬
ſchloſſen haben, auch durch die Beiſtimmung der El¬
tern bekräftigt. Der Tag der ewigen Verbindung
mag nach ihrem Wunſche und unſerer Meinung feſt¬
geſezt werden. Wir wollen darüber jezt nicht ſprechen,
ſondern es der Berathung und Vereinbarung anheim¬
geben.“

Nach dieſen Worten trennten wir uns, und bega¬
ben uns in unſere Zimmer.

Die feſtlichen Kleider wurden nun abgelegt, und
es begann das Beſuchsleben, wie es in ähnlichen Ver¬
hältniſſen, und namentlich, wenn man in ſo nahe
Beziehungen getreten iſt, der Fall zu ſein pflegt.
Mathilde führte nach und nach den Vater und die

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[371/0385] „Ich danke für eure Güte innig,“ antwortete Na¬ talie, „und ich werde die Bedingung erfüllen.“ Sie empfing das Käſtchen aus der Hand des Vaters. Auch die Mutter und Klotilde gaben ihr Geſchenke, ſo wie Mathilde und Natalie Gegenſtände aus den benachbarten Zimmern herbeiholten, um die Mutter Klotilden und den Vater zu beſchenken. Na¬ talie und ich gaben uns nichts. Dann ſezten wir uns um einen Tiſch nieder, und es begannen herzliche Ge¬ ſpräche. Am Schluſſe ſagte Mathilde: „So wäre denn der Bund, den die Herzen unſerer Kinder ge¬ ſchloſſen haben, auch durch die Beiſtimmung der El¬ tern bekräftigt. Der Tag der ewigen Verbindung mag nach ihrem Wunſche und unſerer Meinung feſt¬ geſezt werden. Wir wollen darüber jezt nicht ſprechen, ſondern es der Berathung und Vereinbarung anheim¬ geben.“ Nach dieſen Worten trennten wir uns, und bega¬ ben uns in unſere Zimmer. Die feſtlichen Kleider wurden nun abgelegt, und es begann das Beſuchsleben, wie es in ähnlichen Ver¬ hältniſſen, und namentlich, wenn man in ſo nahe Beziehungen getreten iſt, der Fall zu ſein pflegt. Mathilde führte nach und nach den Vater und die 24 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/385>, abgerufen am 25.11.2024.